Ist das Diminutiv -i deutsch oder ist es aus dem Englischen ins Deutsche eingewandert?

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Das diminutive -i kann (muss aber nicht) deutsch sein meiner Ansicht nach, so gibt es dies auch in alemannischen Dialekten. Bei uns in Schwaben wäre ein Geldstück (z.B. 5 Euro, 5 Cent oder 5 Franken) ein "Fünferle", in der Schweiz ein "Föifi".

Das Frühstück ist in der Schweiz ein "Znüni", ein beliebter Vorname ist "Ueli". Der "Bieri" ist die Schweizer Variante des Pierre. ("vgl. ähnliche Bildungen mit -i-Suffix wie Ruedi, Ueli, Harri, Hampi, Hausi usw.")

https://personennamen.ch/name/Bieri

Häufiger ist -li, was dem schwäbischen -le entspricht: Rütli, Weckli... (schwäb. "Weckle") und dem hochdeutschen -lein.

Nicht alles, was so klingt, muss aber deutsch sein (der "Tommy" ist es wohl nicht), es scheint aber vor allem süddeutsche/alemannische Verkleinerungsformen dieser Art zu geben.

Das englische -y (in "granny") scheint etymologisch verwandt zu sein mit dem deutschen und niederländischen -je. ("Gutsje" moselfränkisch für Bonbon) (nl. "het onderonsje", "het katje").

Solche Bildungen wie "Hundi" sind wohl analog zu "doggy" oder "kitty" entstanden.
Sie scheinen auch nicht auf eine Region des deutschen Sprachraums beschränkt zu sein.

In den niederdeutschen, bairischen, alemannischen und schwäbischen Dialekten hat man andere Endungen.

Begriffe wie "Hundi" sind eigentlich kein Diminutiv, sondern sog Kindersprache (die allerdings von Erwachsenen vorgegeben wird).

Ich denke, das "Hundileinchen" (Kindersprache) und das "Leckerli" (regional) gab es schon lange - bevor die Anglisierungswelle ins Land schwappte.

Das sind voneinander unabhängige Phänomene.

Gruß, earnest


freddykruger29 
Fragesteller
 16.08.2022, 13:21

Also auch bei Hase, Hundi u. Ä.? Ich fragte, da ich sie nicht im Duden finden konnte. Wenn so etwas also möglich ist, wieso sind die Deutschen, was ihre Sprache anbelangt, nicht mehr kreativ und erfinden ein paar neue Wörter, statt praktisch jedes neue Wort aus dem Englischen zu übernehmen? So könnte man Selbi statt Selfie sagen, z. B.;) Es gibt für mich einige Anglizismen, die Sinn ergeben, und sie stören mich nicht. Wie Computer, online, Training, okay, Handy (ein, Scheinanglizismus, aber wenigstens etwas kreativ) u. Ä. Doch gestern habe ich ein Youtube-Video einer jungen Person gesehen (ca. 20 Jahre alt) und ich denke an die 40-50 % waren Anglizismen. 

Selbst meine Schüler, die Polen sind, fragen immer nach der deutschen Entsprechung für einen Anglizismus, weil sie - wie sie sagen - Deutsch lernen möchten. Im Polnischen gibt es natürlich auch Anglizismen, auch jüngere benutzen mehr, aber ich denke Deutschland ist da eine ganz andere Liga, was die Übernahme von Anglizismen betrifft. Es ist vielleicht auch einfacher, sie zu übernehmen, da sowohl Deutsch als auch Englisch germanische Sprachen sind.

Was sagst Du zu diesem Trend?

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earnest  16.08.2022, 13:38
@freddykruger29

Das sehe ich ähnlich wie Du. Gegen "Computer" etc. habe ich nichts, aber "cringe" etc. etc. etc. finde ich voll cringe.

"Hasi" und "Mausi" sind aber originär hiesig. "Selbi" gefällt mir gut.

Ganz schrecklich finde ich unsere vielen "Influencer" - das erinnert mich immer an "Influenza".

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