Haydn und Mozart Unterschiede im Kompositionsstil?
Im Hinblick auf eine Arbeit möchte ich wesentliche Unterschiede der Klaviersonaten der drei Wiener Klassiker herausarbeiten.
Vergleichswerke (jeweils C-Dur):
Haydn: C Dur - Hob. XVI; Mozart: C-Dur KV 545; Beethoven: Waldsteinsonate
Es ist relativ einfach die Klaviersonaten von Mozart und Beethoven zu differenzieren. Beethoven spielt mehr mit Dynamik und komponiert überhaupt viel sinfonischer als die zwei anderen Wiender Klassiker.
Mir persönlich fällt es aber viel schwerer zwischen Haydns und Mozarts Klaviersonaten zu unterscheiden. Bei beiden existieren diese typischen gebrochenen Akkordbegleitungen, beide schmücken ihre Melodien oft mit Trillern, bei beiden sind barockische Elemente erkennbar. Grundsätzlich könnte ich nicht sagen (wenn ich das Stück nicht kennen würde), ob das Werk jetzt von Haydn oder Mozart ist.
Wie kann ich diese dennoch mit musikalischen Mitteln und Beschreibungen auseinanderhalten? Danke für Tipps.
2 Antworten
Der Kompositionsstil ist bei allen drei Komponisten sehr viel ähnlicher als man vom äußeren Höreindruck her glauben mag. Natürlich stimmt es, dass Beethoven dramatischer ist, größere Ausdehnung und größere Dynamik und eine markantere Harmonik hat und insgesamt im romantischen Ausdruck sehr viel gefühlsbetonter und auch abwechslungsreicher in der Darstellung von Affekten innerhalb einer einzelnen Komposition ist (bei Haydn und Mozart dominiert oft nur EIN Affekt pro Stück).
Aber das sind strenggenommen keine Kriterien von Kompositionsstil, bei dem es eigentlich mehr um die Arbeitsweise und den inneren Aufbau geht als um Ästhetik und die äußere Erscheinungsform (etwa was beim Auto die Karosserie und Lackierung wäre: Kompositionsstil entspräche demgegenüber der Frage nach dem, was sich unter der Motorhaube befindet, wie der Motor gebaut ist und wie er funktioniert).
Formal und hinsichtlich der Motivik/Thematik und der Themenbehandlung gibt es große Unterschiede zwischen Haydn, Mozart und Beethoven, deren Untersuchung sich ganze Studienzweige widmen. Daher lässt sich diese Frage hier nur andeutungsweise beantworten: Haydn hat sehr oft eine noch von der Barockmusik kommende monothematische Anlage in seinen Sonatensätzen: Wenn es auch Seitenthemen gibt, so sind diese bei Haydn oft eine Variante des Kopfthemas und von diesem nur wenig verschieden. Dafür ist die motivisch-thematische Arbeit bei ihm oft sehr stringent und bis ins Detail strukturiert. Das ist bei Mozart eher nicht so: Mozart hat, vor allem in seinen jüngeren Jahren, im Gegensatz dazu eine oft mosaikartig erscheinende Aneinanderreihung von ganz unterschiedlichen Ideen. Erst später wird Mozart thematisch einheitlicher, dafür in der Form komplexer und freier. Bei Beethoven ist die Form, ähnlich wie bei Haydn, tief durchstrukturiert, aber "weniger geordnet", basiert außerdem meist auf dualistischem Denken, insbesondere hinsichtlich der Themengestaltung. Der späte Beethoven bricht wiederum mit den Formen sehr stark oder vereint unterschiedliche Formtypen/Gattungen miteinander.
Hier mal was zu Mozart:
http://www.wolfgang-amadeus.at/de/Musik_von_Mozart.php
Beschäftige mich seit einiger Zeit mit den "Wiener Klassikern". Für mich aber ist Haydn der eigentliche Star. Nun, ja, aber Mozart hatte halt ein hartes Schicksal und nur ein ziemlich kurzes Leben, so dass vermutlich vieles Mögliche von ihm niemals das Licht der Welt erblicken konnte.