Hat jemand Erfahrungen mit „zu viel arbeiten“?
Ich habe noch nie so viel gearbeitet wie ein Freund von mir, der 7 Tage jeden Tag 10-14 Stunden (am Wochenende weniger) arbeitet. Er hat ansonsten Kinder, um die er sich gerade in der Corona Zeit besonders schwierig kümmern muss.
Wie ist es denn, wenn man um 5:30 aufsteht und gleich danach mit der Arbeit anfängt, ab 18 Uhr Kinderzeit(etwa 10 Jahre alt), danach sie ins Bett bringt und danach noch bis 22 Uhr arbeitet?
Er sagt mir, es ist viel, aber das macht Spaß. Ich verstehe es nicht. Am Wochenende muss er sicher für die Kinder Zeit nehmen und auch noch arbeiten. Frist drängt. Bei ihm ist es immer so, immer. Drei Personen rufen ihn auf einmal an. Er vergisst die Sachen. Er kann nicht mehr planen. Terminkalender immer voll. Immer.
Ich arbeite auch, aber ich kenne meine Limits. Trotzdem nach der Arbeit müde.
Hat jemand hier Erfahrungen wie er? Wie ist das Gefühl nach solchem Arbeitstag/solchen Tagen? Kann man denken? Sprechen? Oder wie stellt ihr euch vor?
3 Antworten
Nun ich habe kurzzeitig während Crunch Times sehr viel gearbeitet. Da gab es auch mal 40 Stunden Schichten, der Tag hatte im Schnitt 15 Stunden und im Monat kamen da gut 400 Stunden zusammen. Muss ich nicht wieder haben und war auch körperlich zu merken. Kopfschmerzen, Nachts Wadenkrämpfe usw.
Kommt aber sicher auch immer auf die Arbeit an, in wie weit die sich nach Arbeit anfühlt oder selbst bestimmt ist usw. Als Selbstständiger würde ich da wenig Probleme sehen, da man aufgrund dieser Faktoren eben nicht für ein Unternehmen, sondern an einem Unternehmen arbeitet. Kann mir gut vorstellen, dass das eher die Batterien auffüllt, so wie es ein größerer Hobbyprojekt tut, das einen Spaß macht und einem wichtig ist.
Ich sag mal lieber 14 Stunden und ansonsten glücklich im Job, als 8 Stunden und nur frustriert.
Als Selbstständiger würde ich wohl auch so viel arbeiten, wobei sich das wohl unterteilen würde in das normale Tagesgeschäft, was vermutlich nicht groß über einen normalen Arbeitstag gehen würde und eben in Sachen um das Produkt oder die Dienstleistung zu verbessern, kundenunabhängig. Man investiert eben in die Zukunft und erschafft etwas eigenes, auf das man stolz ist.
Arbeit ist etwas, dass negativ ist. Wer Spaß an der Sache hat und einen Sinn hat, ist grenzenlos belastbar.
Als ich meine Firma gründete hatte ich auch jede Menge an Arbeitsstunden aufzubringen. 10-12 Stunden am Tag und auch an den Wochenenden. Da kam meine Familie zu kurz. Kaum Zeit für die Kinder und die Frau. Das waren damals 6 Monate Dauerstress bis alles einigermassen lief.
Heute läuft meine Firma sehr gut und ich kann meiner Familie vieles bieten, was zuvor undenkbar war. Kann mir heute meine Zeit einteilen und frei entscheiden. habe meine Mitarbeiter.
Ich würde, so ich in einer Firma angestellt wäre, niemals einem Arbeitspensum von 10-14 Stunden am Tag zustimmen und das auf Dauer. Würde das auch von keinem meiner Mitarbeiter verlangen.
Ich weiss, was Stress bedeutet, das habe ich aus eigener Erfahrung erlebt. Es gibt allerdings auch noch etwas anderes, als nur zu arbeiten. Man darf sich nicht zum Arbeitsdeppen machen lassen, denn das ist dein Bekannter.
Habe einen Verwandten der ähnlich tickte wie dein Bekannter. Der arbeitete in einer Druckerei. Nahm jede Nachtschicht an, auch an Wochenenden, obwohl. er schon einen Arbeitstag von 8 Stunden hinter sich hatte. Ihm war seine Familie egal, was letztendlich zur Trennung führte.
Man hat nur ein Leben und dieses ist viel zu kurz, um all die Energie nur in Arbeit zu investieren. Diese Erkenntnis kommt meist zu spät. Die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. Darüber sollte sich dein Bekannter mal Gedanken machen.
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Hallo, vielen Dank für deinen Kommentar.
Nach dieser Frage ist viel Zeit schon vergangen und ich kann dann aus aktuellem Zustand etwas antworten:
Dieser Freund hat auch wie du vor ein paar Jahren seine eigene Firma gegründet, selbstständig - klar, man hat sehr sehr viel zu tun, man muss seine eigene Firma funktionieren lassen. Besonders ist der Anfang schwer, und wahrscheinlich hat man alle Sachen/Aufgaben nicht immer im Griff.
Er hat Kinder und seine Frau - jetzt ex Frau. Sie war unzufrieden, dass sie deshalb fremdging. Mehrmals. Das würden nicht alle unzufriedene Ehefrauen machen, aber da er mich auch schon lange „egal“ behandelt hat(das merkt man ja durch kontaktieren: Reaktion), kann ich mich in seine ex Frau gut hineinversetzen - sie erlebt ihn zuhause.
Der Punkt ist, dass er nie meint, dass er uns schlecht behandelt. Er ist einfach zu überfordert. Aber die Leute ausser ihm fühlen sich „egal behandelt“. Und wenn man irgendwann glauben muss, dass er sich nicht ändern wird…vielleicht sind dein Verwandter und dieser Freund wirklich ähnlich im Wesen.
Bei dir mit deiner Firmengründung ist es etwas anderes, es war nur eine Zeit, wo du dich für die Arbeit hingeben musstest. Und du hast davon sehr viel gelernt und das würdest du nicht wieder tun wollen. Und für die Familie holst du vieles nach :) Aber dieser Freund macht das gleiche eigentlich ganze Zeit. Auch vor der Firmengründung, als er angestellt arbeitete.
Ansonsten…wünsche ich dir alles Gute, dass deine Firma weiterhin gut läuft und immer erfolgreicher wird!