Gibt es Unterschichtmenschen die garnicht mehr aus der Unterschicht raus wollen?

7 Antworten

Das Wort "Unterschichtmenschen" finde ich äußerst problematisch. Doch was heißt "wollen"? Menschen ohne Perspektive, ohne Vorbilder "wollen" nicht raus. Weil sie es sich nicht anders vorstellen können. Wenn Eltern, Großeltern, Nachbarn und Eltern der Freunde alle "nur" schlechtbezahlte Arbeit, Minijobs oder gar keine Arbeit haben: Wo soll der Wille herkommen?

Aber auch wenn der Wille bei einigen Menschen durchaus da ist: Soziale Mobilität wird schwer gemacht! Gute (Schul-)bildung ist eine Hürde, aber bei Weitem nicht die Einzige. Oft reicht auch schon die Postanschrift - "wer DA wohnt, der kann ja nix taugen". Das kann den Menschen in Entscheiderpositionen durchaus unbewusst sein.


Rotfuchs716 
Fragesteller
 24.08.2022, 03:12

wie sollte ich wenn das Wort "Unterschichtmenschen" problematisch ist diese Menschen denn sonst bezeichnen? Es hat doch keinen Sinn sozialen Sumpf durch politisch korrekte Wörter schön zu reden oder?

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nachtvogel788  24.08.2022, 03:19
@Rotfuchs716

Vermutlich gibt es bei jedem Begriff Menschen, die etwas daran problematisch, stigmatisierend oder schlicht falschen finden würden. ABER ich finde es interessant, dass Ihr/Dein Kommentar sich "nur" auf meinen ersten Satz bezieht - auf den eigentlichen Inhalt meines Kommentars nicht.

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nachtvogel788  24.08.2022, 03:21
@nachtvogel788

Da Sie/Du meine Antwort positiv bewertet haben/hast, war es aber vielleicht auch gar nicht so gemeint. In den "sozialen" Medien fehlt viel an Kontext. :-(

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kiniro  24.08.2022, 07:03
@Rotfuchs716

Der "soziale Sumpf" treibt sich in jeder finanziellen Schicht herum.

Nur weil Menschen wenig Geld haben, sind die noch lange kein "sozialer Sumpf".

Aber du darfst dich gerne dazu zählen.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.06.2023, 21:10
@kiniro

Ich kann in der finanzielle Oberschicht keinen sozialem Sumpf finden. Wer nichts leistet (oder keine Gelegenheit bekommt was zu leisten) kommt im Prinzip nicht in gehobene finanzielle Schichten.

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kiniro  10.06.2023, 22:01
@Rotfuchs716

Die können den "sozialen Sumpf" halt besser verstecken.

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Das Denken in Schichten ist nicht mehr zeitgemäß und realitätsfern.

An Extremen wie Reich und Arm lassen sich natürlich Unterschiede erkennen.

Was dazwischen passiert , ist durchmischt und unterliegt ständigen Veränderungen.


Rotfuchs716 
Fragesteller
 24.08.2022, 09:58

Auch wenn sich die Schichten mit der Zeit mitunter verschieben, bleiben immer noch soziale Schichten.

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Ja.

Armut hat nicht zwangsläufig etwas mit Geld zu tun, sondern dem Verhalten.

Ein Arbeitsloser könne vielleicht nicht ändern, dass er keine Arbeit habe, aber er kann trotzdem morgens aufstehen um den Kindern ein Frühstück zu zubereiten.


Rotfuchs716 
Fragesteller
 24.08.2022, 10:16

Genaugenommen hat Armut sowohl mit Geld als auch mit Verhalten zu tun! Manche kriegen morgens ihren Hintern nicht hoch und andere finden trotz 500 Bewerbungen keinen Job. Mancherorts gibt es wohl auch noch das Problem, dass für die Kinder kein Frühstück möglich ist da die Nahrungsmittelvorräte gegen Ende Monat aufgebraucht sind!

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Rakey269  24.08.2022, 14:17
@Rotfuchs716

Viele Verhaltensweisen korrelieren mit Armut. Du hast also tendenziell irgendeine „Störung“, wenn du finanziell schlecht dastehst. In sofern ist Armut selbstverständlich eine Sache des Geldes und wie mit dir umgegangen wird. Dennoch nicht zwingend und im Einzelfall keineswegs eine Ausrede, sich nicht um sich selbst kümmern zu müssen.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.06.2023, 21:13
@Rakey269

Ich hatte auch nicht gemeint, dass Arme sich einfach nur im Gefieder des Staates ausruhen sollten.

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Fast könnte man glauben, Du bist selbst ein "Unterschichtsmensch" - so diskriminierend, wie Du Dich ausdrückst.

Jedenfalls, um Deine Frage zu beantworten, in der Unterschicht werden sehr oft, wenn nicht meistens, überdurchschnittlich viel Alkohol und Nikotin konsumiert (dazu auch noch literweise Koffein). Das sind massive Nervengifte. Wenn nun Leute aus der Unterschicht Eltern werden, hören sie damit natürlich nicht auf. Der Missbrauch dieser Gifte bei Zeugung, Schwangerschaft, Stillzeit und in früher Kindheit des Nachwuchses (stell Dir z.B. mal ein Kleinkind vor, das im Zigarettenqualm der Eltern herumkrabbeln und laufen lernen muss) schädigen das Gehirn des Kindes immer (!), und immer irreparabel, wie man erst heute weiß. Auch jeder Tropfen Alkohol in der Schwangerschaft ist bereits zuviel.

Es entstehen unsichtbare lebenslange Beeinträchtigungen/Behinderungen sowohl des Gehirns, als auch z.B. der Motorik, sowie des Knochen- und Muskelapparates. Deshalb sind Kinder aus der Unterschicht weniger intelligent, und haben auch oft ihren Körper nicht so unter Kontrolle wie die Kinder aus den höheren Gesellschaftsschichten. Dies ergibt bereits in der Schule viele soziale Probleme und schafft zusätzlich zu den bereits vorhandenen Problemen zahllose Traumata. - Um es auf den Punkt zu bringen, als Erwachsene werden sie im Arbeitsleben kaum mithalten können - und sind vollkommen schuldlos an ihrer Situation, und verstehen diese Situation oft selbst noch nicht einmal, noch werden sie verstanden. Das einzige, was sie wissen, ist, dass sie es im Leben irgendwie immer nicht schaffen, und dass die Gesellschaft denkt, sie wären unwillig oder faul.

Dass diese bedauernswerten Menschen zumeist dauerhaft auf Bürgergeld landen, ist noch das Harmloseste. Oft sind sie auch diejenigen, die in der Obdachlosigkeit, im Gefängnis, in psychiatrischen Heimen, in Drogen oder im Selbstmord enden. Weil ihre Eltern Alkohol und Nikotin während der Schwangerschaft mit ihnen, konsumiert hatten.

Dies ist einer der wichtigsten Gründe, warum es so schwer ist, sich aus der Unterschicht zu befreien.

Woher ich das weiß:Recherche

Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.06.2023, 22:04

bemerkenswerte Lektüre. Woher hast du diese Erkenntnisse?

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Alburnus  11.06.2023, 13:46
@Rotfuchs716

Entsetzlicherweise aus meiner eigenen Vita. Ich selbst hatte solche Eltern. Ich bin zwar eine ausgezeichnete Kämpferin und habe am Ende sogar noch ein gutes Abitur und ein halbes Studium hingelegt - bin aber einseitig begabt und habe viele Defizite und Traumata, bin auch immer Außenseiterin gewesen in der Schule. Sportschwäche, Diskalkulie, Orientierungsprobleme, ganz leichter Autismus. Bei mir ist es zwar minimal, die Behinderung ist, wie bei den meisten Betroffenen, unsichtbar, und ich mache auf die meisten Menschen sogar einen intelligenten und gebildeten, "akademischen" Eindruck. Aber es gab immer wieder Ausfälle, im Arbeitsleben musste ich schließlich aufgeben.

Das Allerschlimmste war, dass ich die meiste Zeit über kaum selbst wusste, was los ist, bis ich mich mit FASD bzw. FAS auseinandersetzte.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 12.06.2023, 13:43
@Alburnus

was ist FASD und FAS? Wie würdest du selber die Probleme im Arbeitsleben sehen?

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Alburnus  15.06.2023, 17:08
@Rotfuchs716

FAS = Fetales Alkoholsyndrom.

FASD = Fetale Alkoholspektrumstörung.

Und nein, weiter möchte ich an dieser Stelle nicht über mich sprechen, da wir uns ja nicht persönlich kennen, und es hier durchaus auch Voyeure gibt, die sich nur gut unterhalten lassen wollen. Ich bitte um Ihr Verständnis.

Falls das Thema Sie jedoch ernsthaft interessiert, dann finden Sie im Internet sehr viel darüber, auch über das Zusammenspiel mit Nikotin. Googeln z.B., oder YouTube.

: )

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Weil unser so toller Sozialstaat alles dafür tut, dass sich diese Bevölkerungsgruppe ohne Fleiß , Kontinuität und Schaffenskraft recht bequem und gemütlich machen kann. Ich kann es nicht mehr hören, Entlastungen hauptsächlich für diese Gruppe. Einen Beitrag für das Sozialsystem wird aus dieser Ecke nicht geleistet! Was ist mit dem Mittelstand, der aufgrund seines Fleißes, den Sozialstaat finanziert??
Rot /Grün regiert komplett am Volk und dessen Wohl vorbei. Katastrophe!!


LeoPolitics  24.08.2022, 03:02

Wir haben in Deutschland nur 20% die noch Nettosteuerzahler sind, zusammen mit den immer weiter steigenden Kosten und Ausgaben ist das absolut keine gute Entwicklung!

Irgendwann wird unser Sozialsystem wegen der Inkompetenz unserer Bürokraten noch zusammenbrechen.

Ich stimme dir da absolut zu!

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TheRealDominus  24.08.2022, 03:18
@LeoPolitics

Machen die Bürokraten jetzt auch noch die Steuergesetzte? Du solltest das Video vielleicht mal schauen, denn wir befolgen, wie die Polizei, Gesetze nur.

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LeoPolitics  24.08.2022, 03:20
@Rotfuchs716

Das bedeutet, dass nur 20% der Steuerzahler bei uns in Deutschland mehr Steuern zahlen, als sie im Gegenzug dafür erhalten. 80% bekommen also mehr Gegenleistungen als sie mit ihren Steuerabgaben finanzieren.

Das Problem bei der Sache ist, dass diese bereits geringe Anzahl an Nettosteuerzahlern nicht nur Deutschland sondern auch eine große Anzahl der EU Länder finanziert!

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LeoPolitics  24.08.2022, 03:24
@TheRealDominus

Nein, bloß ist die Arbeitsmoral bei sehr vielen Bürokraten so niedrig, dass diese in der freien Wirtschaft nicht überleben würden. Das führt unweigerlich zu mehr Personal welches gleichzeitig weiteren Zeit und Geldaufwand hervorruft.

Es ist also ein Teufelskreislauf. Dazu muss man aber sagen, dass das Problem nicht bei den meisten Beamten, sondern bei denen an der Spitze liegt, welche die Politiker überzeugen, dass immer mehr Bürokratie nötig ist.

Ab einer bestimmten Größe des bürokratischen Systems, führt diese zu immer mehr Bürokratie bei weiteren Entscheidungen. Ich hoffe ich habe mich jetzt klarer ausgedrückt.

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TheRealDominus  24.08.2022, 03:28
@LeoPolitics

Dann arbeite doch mal bitte in der Verwaltung. Wir stehen den ganzen Tag unter Strom und versuchen den Menschen zu helfen. Manche sind von 8 bis 20 Uhr im Büro um zu helfen. Klar unsere Öffnungszeiten sehen anders aus! Aber wir haben auch viel auf unseren Schreibtischen.

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LeoPolitics  24.08.2022, 03:43
@TheRealDominus

Mein Bruder arbeitet in der Verwaltung, dieser berichtet mir auch das was du sagst, zumindest in der Ebene mit Bürgerkontakt.

Häufig sind auch nicht die Kommunalebenen das Problem, sondern vor allem die Landes und Bundesebenen. Dann kommen noch Unterschiede zwischen den verschiedenen Ämtern hinzu.

Es sollte aber zumindest klar sein, dass 20 Milliarden Euro Verwaltungskosten im Verteidigungsministerium, welche immer weiter steigen, nicht normal sind sondern zu viel Bürokratie bedeuten.

Viel von dem Verwaltungsaufwand ist aber nur durch künstlich geschaffene Formulare und Antragsformulare und Prozesse zu erklären. Damit habe ich ja nicht gesagt, dass Beamte nicht arbeiten, sondern einfach die Moral bei so vielen teils überproportional langen Antragsprozessen niedriger als in der freien Wirtschaft ist.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 24.08.2022, 10:01

Bequem ist es in der Unterschicht nicht gerade. Reicht aber manchen offenbar aus um irgendwie zu überleben wie eine Maus in einer Küche.

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Alburnus  10.06.2023, 22:00

Ich wäre Dir dankbar, wenn Du mal meinen Kommentar lesen würdest. Danke.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.06.2023, 22:08

ich denke dies trifft auf einen Teil der Betroffenen zu, aber wahrscheinlich nicht einmal auf die meisten. Hartz 4 war ja im Jahre 2005 eigentlich schon als "Tritt in den Hintern der Arbeitslosen" (so die Politiker damals) gedacht. Wer trotz dieser Aktion Schmalhans der Politiker trotzdem unten blieb hatte wohl oft auch Probleme die nicht nur an ihm selbst lagen zu konfrontieren.

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