Geschichte: erster Weltkrieg und Novemberrevolution

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Der Krieg war offiziell schon vorbei. Mit einem geheimen Flottenbefehl wollte die Kriegsleitung trotzdem noch zu einem letzen Schlag gegen die britische Navy ausholen. Die Matrosen weigerten sich, diesem Befehl nachzukommen, und begannen den Aufstand.


In der Zusammenfassung werden die Punkte nicht in der zeitlichen Reihenfolge benannt, sondern nach der - vom Verfasser so gesehenen - Wichtigkeit.

Die Revolution begann mit dem Kieler Matrosenaufstand vom 4.11. und führte am 9.11. zur Ausrufung der Republik.

Der Waffenstillstand wurde am 11.11. unterzeichnet.

Ludendorff hatte schon am 30.9. intern einen Waffenstillstand gefordert. Daraufhin hatten die Admirale in einem Tagesbefehl vom 24.10. das Auslaufen der Flotte zu einem Großangriff auf die englische Flotte befohlen, um vor der voraussehbaren Übergabe der Flotte an England noch eine Waffentat zu leisten. Daraufhin kam es zu Befehlsverweigerungen in der Marine, die zu Demonstrationen und dem Aufstand am 4.11. führten.

Die Vorgänge waren also zeitlich verschränkt. Die Heeresleitung gab den Krieg Ende September verloren. Die Waffenstillstandsverhandlungen liefen Ende Oktober/Anfang November. Der Kaiser wurde am 7.11. zur Abdankung aufgefordert, zögerte aber, da kam es am 9.11. zur Revolution, und die Abdankung des Kaisers wurde verkündet, obwohl er selbst sie noch nicht ausgesprochen hatte. Den Waffenstillstand unterschrieben dann Vertreter der Republik, obwohl das Kaiserreich den Krieg verloren hatte.

Wenn du so willst, war die zeitliche Reihenfolge also: militärische Zusammenbruch des Kaiserreichs, Revolution, Unterzeichnung des Waffenstillstands, also umgekehrt zu der Aufzählung in der Zusammenfassung. Aber die Ereignisse liefen nicht getrennt nacheinander ab, sondern zeitlich verschränkt.

So viel aber ist sicher: Die Flotte sollte zur großen Schlacht gegen die doppelte Übermacht auslaufen, als der Krieg militärisch schon verloren war. Das haben die Matrosen nicht mitgemacht. Insofern ist, was Zinsam geschrieben hat, zwar falsch; aber sobald man das Wort offiziell weglässt, trifft es den Kern der Sache.

Das ist ein grundsätzliches Problem bei Geschichte: Wenn man etwas sehr allgemein formuliert, wird es meistens falsch. Die genauen Einzelheiten kann man sich aber nicht merken.

Heute tendieren wir dazu, die militärische Niederlage zu betonen, weil vom Militär damals die Dolchstoßlegende verbreitet wurde, der deutsche Soldat sei "im Felde unbesiegt" durch die Revolution wie durch einen "Dolchstoß in den Rücken" getroffen worden.


Fontanefan  11.01.2015, 12:15

Um deutlich zu machen, dass auch meine Darstellung noch zu allgemein genannt werden kann, zitiere ich, was bei gutefrage schon am 4.6.2012 über die Unterzeichnung des Waffenstillstands mitgeteilt wurde:

"Die von Erzberger geleitete Waffenstillstandsdelegation war von der neuen Regierung des Kaiserreichs unter Reichskanzler Max von Baden beauftragt worden. Sie reiste am 7.11.1918 vom Hauptquartier in Spa (Belgien) ab und wurde von Hindenburg und Ludendorff verabschiedet. Als sie sich dann bis 11.11.1918 im Wald von Compiègne befand, erfuhr sie die Neuigkeiten aus Deutschland nur durch die französischen Soldaten. Erzbergers Vollmacht dürfte - mangels Widerrufs - auch nach der Ausrufung der Republik weiter bestanden haben. Zitat aus dem Buch"Mord Erzberger" von Krausnick/Randecker, Seiten 10/11: "Auch Foch und die englischen Admiräle bezweifelten, dass Erzberger jetzt überhaupt noch zur Unterschrift berechtigt wäre. Seine Tochter Gabriele erinnert sich im Gespräch mit Günter Randecker: Mein Vater wusste also überhaupt nicht, ob Deutschland noch ein Kaiserreich war oder ob die Republik schon ausgerufen war. Und dann kam also eine offene Depesche vom Hauptquartier, dass unbedingt zu unterzeichnen wäre und abzuschließen, das hatte also Hindenburg unterzeichnet, auch wenn keine Milderungen stattfinden würden . . ." Das war in der Nacht zum 11.11.1918 und der Waffenstillstand wurde am Morgen des gleichen Tages unterzeichnet."

(Die Hervorhebung ist von mir.)

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