Findet Ihr es als Muttersprachler nervig,wenn Nicht-Muttersprachler ne neue deutsche Sprache erfinden, meist mit unüblichen Konstrukten, die Ihr so nicht kennt?

Das Ergebnis basiert auf 13 Abstimmungen

Nein ist es nicht 62%
Ja ist nervig 38%

10 Antworten

  • Mich nervt es nicht, wenn ausländische Touristen, die nur wenig oder vielleicht gar kein Deutsch gelernt haben, sich nur radebrechend auf Deutsch verständlich machen können. Im Gegenteil, es freut mich, dass sie sich zumindest bemühen, Deutsch zu sprechen, solange sie sich in deutschsprachigen Ländern aufhalten. Das ist sehr höflich und zeigt Wertschätzung dem gastgebenden Land gegenüber. Dies gilt auch für Ausländer, die für eine befristete Zeit (das mögen auch ein paar Jahre sein) hier arbeiten. In ihrem Betrieb ist Deutsch vielleicht nicht erforderlich, und von ihnen zu erwarten, dass sie neben ihrer Vollzeit-Arbeit noch Deutsch lernen, das ist m.E. zu viel verlangt.
  • Ich trage es auch alten Leuten, die erst im Zuge der Familienzusammenführung von ihren Kindern o.ä. nach Deutschland geholt wurden, nicht nach, wenn sie es nicht (mehr) schaffen, Deutsch zu lernen, insbesondere dann nicht, wenn sie Analphabeten sind. Da sollte man mit ein paar Höflichkeitsfloskeln wie Begrüßung/Abschied/danke-bitte/u.ä. zufrieden sein.
  • Nachsichtig bin ich auch mit Ehefrauen, die von ihren Männern immer zu Hause gehalten wurden/werden, in deren Familien nie Deutsche zu Gast sind und denen die Männer nicht gestatten, Kurse zu besuchen, um Deutsch zu lernen. Einkäufe im Supermarkt, Arzt- und Frisörbesuche reichen nun mal nicht aus, um Deutsch auf natürlichem Wege zu lernen.

Jeder sonstige Nicht-Muttersprachler macht natürlich auch irgendwelche Fehler im Deutschen, je nachdem wie lange er hier ist, mehr oder weniger. Das ist doch völlig normal. Einige Fehler verlieren sich vielleicht nie, wie z.B. bei einer polnischen Freundin, die hier schon seit Jahrzehnten lebt und arbeitet, nach wenigen Jahren hervorragend Deutsch sprach, aber einen leicht polnischen Akzent nie verloren hat und mir heute noch sagt, dass ich "zu ihr anrufen" soll, und der es, wenn auch äußerst selten, immer noch mal passiert, dass sie Aussagesätze mit einem Verb beginnt. So etwas nervt mich nicht.

Aber ich finde es fürchterlich, wenn junge Leute, die hier in Deutschland geboren wurden, kein korrektes Deutsch sprechen. Klar, für Kinder und Jugendliche aus Familien, in denen ausschließlich die Muttersprache der Eltern gesprochen wird, gestaltet sich der deutsche Spracherwerb schwieriger. Ähnliches gilt für Kinder aus bildungsfernen Familien. Wenn die Eltern kein korrektes Deutsch sprechen, nur einen stark reduzierten Wortschatz und keine klare Aussprache haben, wenn keine Zeitung und kein Buch im Haus ist, wenn generell nicht viel gesprochen wird, sondern stattdessen dämliche Sendungen über den Bildschirm flimmern, wie soll dann das Kind lernen, sich korrekt und differenziert auszudrücken? Da müssen dann Kindergarten und Schule versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Die Hauptschule dürfte das kaum schaffen. Aber wer grünes Licht für die Realschule bekommen hat, der sollte es wohl in 6 Jahren schaffen, einwandfreies Deutsch zu sprechen. Sonst hätte er die Mittlere Reife m.E. nicht verdient. Von einem Gymnasiasten erwarte ich sowieso, dass er korrekt spricht. Es geht mir hier gar nicht um riesigen Wortschatz, sondern nur darum, dass richtiges Deutsch gesprochen wird, und nicht so: "Was hält ihr davon?", "Was soll ich tuhen?", "Ich habe ihn gesagt, ..."

Hätte ich einen Betrieb, würde ich Leute, die so sprechen, nur für Arbeiten ohne verbalen Kundenkontakt (oder minimal: Guten Tag/bitte-danke/Schönen Tag noch!) einstellen. Das Büro wäre tabu, denn wer grammatisch falsch spricht, schreibt auch falsch.

Eine neue Sprache (also neues Deutsch) muss nicht erfunden werden. Wir haben ja eine, die bestens funktioniert. Dass diese sich im Laufe der Zeit verändert, ist ganz natürlich. Es kommen neue Wörter dazu, andere verschwinden nach und nach. Wir sprechen heute ja auch nicht mehr wie zu Goethes Zeiten oder gar wie im Mittelalter. Ich habe auch nichts gegen die Einwanderung von Wörtern aus anderen Sprachen, wenn +/- jeder sofort weiß, was damit gemeint ist: Computer, Pommes frites, Croissant, Tsunami, Döner. Aber ich finde es bescheuert, z.B. von Kids, Meetings und Sales zu sprechen, wenn wir dafür doch immer schon deutsche Wörter hatten. Und nun noch diese "Genderei"! Das ist für mich eine Vergewaltigung der deutschen Sprache, in der übelsten Form zu sehen (★) und leider auch zu hören durch die in Form eines Doppelpunktes dargestellte Sprechpause. Sternchen und Doppelpunkte aber gehören nicht zum deutschen Alphabet, das nach wie vor aus 26 Buchstaben besteht, ergänzt durch ß und 3 Umlaute.

Wenn jemand Fehler macht, finde ich das nicht nervig. Aber wenn man den Fehler beibehalten will und vielleicht auch noch Deutsche diese falsch ausgesprochenen Wörter oder verkehrte Grammatik übernehmen, dann ist das wirklich nervig. Ich möchte, dass die Sprache möglichst immer gleich bleibt und ich nicht ständig neue Wörter oder Schreibweisen lernen muss. Aber dass jemand, der hierher zieht, zunächst mal nur schlecht Deutsch kann, ist ja logisch und stört mich nicht.


Patrikreiser 
Fragesteller
 15.06.2021, 15:02

Die Sprache ändert sich jeden Tag, dagegen wirst du nicht viel machen können. So hat sich doch erst die Sprache entwickelt.

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MarcusTangens  15.06.2021, 15:08
@Patrikreiser

Ja, aber bitte so langsam wie früher. Es geht mir heute alles zu schnell. Und Änderungen "von oben" oder durch Druck einer lautstarken Minderheit wie bei der Gendersprache mache ich nicht mit. In 1000 Jahren deutscher Sprache gab es nie Sonderzeichen und Sprechpausen in Wörtern. Und wenigstens das soll für alle Ewigkeit so bleiben. Was Übernahmen aus anderen Sprachen anbetrifft, so verwende ich die selbst manchmal. Kann schon vorkommen, dass ich mal "tamam" statt "okay" (bzw. "in Ordnung") sage.

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Patrikreiser 
Fragesteller
 15.06.2021, 17:51
@MarcusTangens

Ja finde ich auch gut aber was meinst Du eigentlich mit Sprechpausen? Was ist daran verkehrt? Hättest Du da ein konkretes Beispiel?

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MarcusTangens  15.06.2021, 18:02
@Patrikreiser

Man soll ja bei "Teilnehmer*innen" nicht einfach "Teilnehmerinnen" sagen, sondern eine kleine Sprechpause machen, wo der Stern steht. Ist dir das noch in aufgefallen? Ist in einigen TV-Sendungen schon der Fall.

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Ja ist nervig

Ich finds traurig das manche Leute nicht mal mehr ganze Sätze hinbekommen.

Außerdem nehm ich ja auch nicht irgendeine Sprache die es schon gibt und erfind die dann neu nur weil ich es nicht richtig gelernt hab. Ich bin auch schlecht in englisch z.b aber bräuchte ich das jetzt weil ich nach England zieh oder so dann würde ich mir auch nochmal mehr mühe geben und schauen das es klappt

Wird ihr genervt, wenn jemand ein Wort nicht findet, und und es mit unüblichen Konstrukten umschreiben muß?

Bei mir kommt das auf Englisch häufig vor, und das wird nervig für mich.

Ja ist nervig

Noch nerviger ist es, wenn Muttersprachler es tun!