Fehlerstromschutzschalter löst aus ohne Fehlerstrom!?

3 Antworten

Vielleicht beantworte ich hier mal einige grundsätzlich gestellte Fragen. Ein RCD bzw. FI für Gebäudeinstallatiolnen muss spätestens bei 30mA und nach 0,2s auslösen. Typischerweise liegt der Auslösefehlerstrom oft bei ca. 70% von 30mA und die Auslösezeit bei unter 50ms. Fließt bei Berührung einer Phase 230V/50Hz ein Fehlerstrom über den Körper zur Erde ab, dann ist er bei 0,5mA i.d.R. spürbar. Unter gewissen Umständen kann sogar ein Strom von nur 0,2mA spürbar sein. Ich habe selber sogar einen Strom von ziemlich genau 0,1mA gespürt bei einer ganz sanften Berührung mit dem Handballen. Bei 2mA und 1s Einwirkzeit wird es unangenehm und man spürt einen kl. elektr. Schlag. Bei 10mA wird der Schlag heftig und bei 30mA und höher und 1s kann bereits tötlich sein. Beim Phasenprüfer fließen z.B. typischerweise 0,2mA, die man wegen der Art der Berührung nicht spürt. Ich habe mal wegen einer schadhaften Stegleitung und einer frisch verputzten Wand eine "geputzt" bekommen bei ca. 230V u. 500kOhm Erdungswiderstand. Aber Vorsicht beim Messen von z.B. einer Restspannung von 60V auf einer Wasserleitung mit dem DMM. Gefährliche Spannungen können nur zuverlässig mit einem zweipoligen Duspol mit geringem Innenwiderstand gemessen werden. DMM haben typischerweise einen recht hohen Innenwiderstand von 10MOhm. Messe ich z.B. die Körperspannung am Metallgehäuse von einem Schutzklasse 2 - Gerät gegen den Schutzleiterkontakt einer Steckdose kann bereits der kapazitive Ableitstrom vom Y-Kondensator von 0,02mA oder 20yA und entsprechender Messstrom eine gefährlich hohe Spannung von 200V vorgaukeln, obwohl es sich hier nur um eine ungefährliche Störspannung handelt. Ich hoffe ihr habt alle min. einen FI für's Bad wenn nicht sogar für den Gesamtstrom? Viele Häuser aus den 60/70iger Jahren haben nämlich häufig noch keinen, obwohl die VDE-Vorschrift seit 1984 besteht bei Neubauten und elektrischen Änderungen.

Das erinnert mich an einen Saal, wo der FI-Schalter jedesmal geflogen ist, wenn jemand die Schutzleiter einer Steckdose angefasst hat. Gemerkt hat man nichts, das waren also bestimmt keine 30 mA.

Aber Strom fließt, wenn man mit dem Finger einen Leiter berührt. Wir haben ja überall elektrische Wechselfelder, die stark genug sind, im menschlichen Körper eine Spannung zu induzieren. Das hört man ganz deutlich, wenn man einen Verstärkereingang anfasst.

Frage: Beziehen sich die 30 mA möglicherweise auf den Auslösefehlstrom innerhalb einer Halbperiode? Und bei welchem Strom löst der Schalter nach längerer Zeit aus?


SaekiToshio 
Fragesteller
 13.10.2014, 23:04

Das kann ich beides nicht sagen. Aber selbst bei einem winzigen Strom (Spannungsprüfer L1 230V gegen PE) sollte ja nix passieren. Obwohl ich meine mal irgendwo dabei 50 V Kriechstrom gemessen zu haben, früher bei mir zu hause als ich meinen Spannungsprüfer ausprobiert habe. Wenn ich das über den FInger an PE weiter gebe, hm, das könnte reichen. Bleibt nur noch die Frage woher das so stark induzierte Feld her kam....

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PWolff  14.10.2014, 14:32
@SaekiToshio

60 V (AC) hatte ich in meiner vorigen Wohnung zwischen Schutzleiter und Wasserleitungen. (War spaßig, wenn mal wieder die Waschmaschine ausgelaufen war und man nicht dran gedacht hat und den Wasserhahn angefasst hat, während man in der Pfütze stand.) Könnte also an verschiedenen Erdungspunkten (oder wie man das nennt) liegen.

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Das liegt dann nicht an deinem Hautwiderstand! Der Grund ist bei abgeschalteten Leitungsschutzschaltern werden ja nur die drei Außenleiter spannungsfrei geschalten. Durch die unterschiedliche Netzbelastung kann sich aber netzseitig der Nullpunkt verschieben und so schon bei geringsten Potenzialunterschieden gegenüber der PE-Schiene einen ausreichenden Auslösestrom erreichen. Rechne mal z.B. mit 2 Ohm Erdungswiderstand und den 30 mA Auslösestrom nach!

Gruß aus Bayern


SaekiToshio 
Fragesteller
 15.10.2014, 20:59

Ja, das ergibt schon deutlich mehr Sinn. Das ist absolut plausibel. ^^ So hatte ich das noch garnicht betrachtet :)

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