Erziehungswissenschaften studieren (Tipps & Erfahrungen)?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Mal über Soziologie nachgedacht? Fokus sind ebenfalls Menschen, ihr Verhalten und ihr Zusammenwirken. Aber nicht auf individueller, sondern eher auf kollektiver Ebene. Damit kommst du auch definitiv in solche Bereiche rein wie "Beratung, Bildung, Förderung und Entwicklung von Menschen allgemein".

Vorteil ist auch, dass du eine einigermaßen gute statistische Ausbildung bekommst, die in Zeiten von Big Data auf jeden Fall zu sehr interessanten Jobmöglichkeiten führt. Und in Zeiten gesellschaftlicher Veränderung (Wie den unseren) wird das Bedürfnis nach Menschen mit Kenntnissen im gesellschaftlichen Bereich sicher eher wachsen als abnehmen.

Aber auch Erziehungswissenschaften ist glaube ich aktuell ein sehr interessanter Bereich. Wir haben einige Vorlesungen mit denen gemeinsam. Einer meiner Lieblingssoziologen war eigentlich Pädagoge.

Ehrlich gesagt, wärst du in diesen Fächern vermutlich sogar besser aufgehoben als in Psychologie. Psychologen lernen kaum etwas über psychische Phänomene und Menschen, sondern vor allem über die Forschung darüber (Das ist zumindest das, was ich so höre). Manche lieben das. Aber ich glaube für viele stellt sich Psychologie als Enttäuschung heraus.

Außerdem habe ich gehört, dass man inzwischen Psychotherapie studieren kann. Vielleicht hat das leichtere Eingangshürden und wäre ohnehin mehr das, was du willst?

Man liest ja doch noch sehr häufig, dass es keine wirklich guten Berufsaussichten mit diesem Abschluss gibt & das verunsichert mich schon ziemlich🙁

Ich verstehe deine Sorgen komplett. Aber ich will dir wirklich eindringlich ans Herz legen, das zu machen, was dich wirlich interessiert. Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass es furchtbar ist, in einem Studium mit sehr sicheren Jobaussichten zu sitzen, dass einen aber so garnicht ausfüllt. Auch die Aussicht auf einen sicheren Job, den man aber hasst finde ich nicht allzu angenehm. Diese Haltung haben leider sehr viele, die dann auch sehr unglücklich sind.

Und schließlich ist es einfach Fakt, dass du genau in dem Moment am besten bist, in dem dich dein Fach interessiert und du Spaß daran hast. Du bist dann nicht nur am besten sondern auch am glücklichsten. Also lass dich davon nicht abbringen.

Alles Gute.


Manonym05072001 
Fragesteller
 14.05.2020, 01:20

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort! Ich habe mich schon sehr intensiv mit dem Bereich der Psychologie beschäftigt und bin mir darüber bewusst, dass da auch viel Statistik und wissenschaftliche Lehre auf mich zukommen wird..😅

Hat vielleicht Jemand Erfahrung mit Psychologie als Nebenfach?

Über den Studiengang der Sozialogie habe ich mich noch nicht informiert, ich werde mir diesen aber mal genauer anschauen (vielen Dank!)

Was das Berufliche angeht bin ich ganz bei Ihnen. Mir ist es wichtig, das zu machen, was mir am Ende auch Spaß macht.🙋🏽‍♀️

Da ich aber noch nicht wirklich weiß in welche Richtung ich später gehen will, wird es mir schwer fallen, mich schon früh zu spezialisieren... ich habe schon oft gelesen, dass man sich bei einem so breit gefächertenq Studiengang wie EW (Erwachsenenbildung, Sozialpädagogik etc.) schon früh festlegen sollte, in welche Richtung es gehen soll, damit man sich in diesem Bereich dann spezifischer fortbilden kann (durch Praktika etc) um die Berufschancen zu erhöhen.

Hilfreich wären auch ein paar Erfahrungen zur Lehre an den verschiedenen Unis (Köln, Münster, Frankfurt, Bielefeld, Duisburg, Dortmund, Braunschweig, Paderborn etc) 😊

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Aequitas49  14.05.2020, 02:21
@Manonym05072001

Ey, ich bin auch Studi. Hör gefälligst auf mich zu siezen :D

Da ich aber noch nicht wirklich weiß in welche Richtung ich später gehen will, wird es mir schwer fallen, mich schon früh zu spezialisieren... ich habe schon oft gelesen, dass man sich bei einem so breit gefächertenq Studiengang wie EW (Erwachsenenbildung, Sozialpädagogik etc.) schon früh festlegen sollte, in welche Richtung es gehen soll

Du musst garnichts. Auch nicht dich festlegen vor Ende deines Studiums. Das ist so typisches Berufsberaterblabla. Ich möchte das ja nicht völlig verteufeln, aber in Wahrheit wäre es für einen AG doch viel besser jemanden zu haben, der Praktika in unterschiedlichen Bereichen gemacht hat. Und dann wirst du auch sehen, was dir gefällt und was nicht dein Ding ist. Ganz ehrlich: Zwäng dich da nicht in ein "Jobchancen"-Korsett sondern probier dich aus. Universität ist mehr als Ausbildung. Es ist immer auch Herzensbildung. Also spezialisierst du dich irgendwann ganz einfach dort, wo dein Interesse am größten ist, wo du den größten Spaß an neuen Erkenntnissen hast. Überhaupt ist das ein guter Tipp für die Uni. Mach was anderes, wenn sich herausstellt, dass das aktuelle nicht das richtige für dich ist. Gilt auch für irgendwelche Hochschulgruppen und Schlüsselqualifikationen. Mach was du magst. Nicht, was dir vermeintlich bessere Chancen bringt. Das ist a) meistens ohnehin ein Irrglaube und b) sehr unbefriedigend auf Dauer.

Für EW gibt es wie du richtig sagst keinen dedizierten Bereich. Also würde ich vorschlagen, du fängst damit an (Oder was auch immer du dir nun überlegst) und machst dir solche Gedanken später. Planen kannst du das eh nicht Jahre im voraus.

Übrigens würde ich dir was ähnliches raten, was den Studienort angeht. Wo bist du wohl am glücklichsten? Und das nimmst du. Die Unis in Deutschland sind alle mehr oder weniger sehr gut was die Lehre betrifft.

Ich würde Paderborn nehmen. Viele Studenten im Verhältnis zu den Einwohnern. Führt bestimmt wie in meiner Stadt zu viel Kultur und kuhler Atmosphäre. Der Fächermix sieht auch gut aus. Bunt gemischt.

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Manonym05072001 
Fragesteller
 14.05.2020, 10:52
@Aequitas49

Haha uups ok danke! Ich bin froh, dass du das mit dem auf sich zukommen lassen auch so siehst! Meine Eltern leider nicht.. aber es geht ja um meine Zukunft😁😊

Bei den Unis werde ich mich noch mal in die Modulhandbücher einlesen🙋🏽‍♀️

LG

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Also ich habe Pädagogik/Erziehungswissenschaft (mit empirischem Schwerpunkt) an der Uni studiert. Bei mir war es damals ähnlich, dass ich ursprünglich Psychologie studieren wollte, mich alternativ zu ErzWi informiert und mich so umentschieden habe.

Das Studium fand ich sehr interessant. Neben klassischen Vorlesungen und Seminaren zu Statistik und Wissenschaftstheorie, sowie Einführung in die (allgemeine) Pädagogik waren wir sehr frei in der Wahl pädagogischer und fachfremder Wahlfächer. Bei den pädagogischen Wahlfächern hatte ich einiges zu Interkultureller Pädagogik belegt, die freien Wahlfächer vor allem mit solchen aus der Psychologie (z.B. Suizidprävention, Beratungspsychologie).

Mein Praktikum hatte ich damals in einer Krisenstelle mit einem interdisziplinären Team aus Pädagogen/Erziehungswissenschaftler, Sozialarbeiter und Psychologen abgeschlossen und bin nach dem Studium in einer intensivtherapeutischen Einrichtung für Jugendliche gelandet.

Der Vorteil an P/Erzwi ist, dass man sich auch nach dem Bachelor auf Stellen im sozialen Bereich bewerben kann (anders als Psychologen, die unbedingt einen Master brauchen), der Nachteil ist aber, dass nur die wenigsten Stellen speziell auf uns ausgeschrieben sind und man sich so mit Sozialarbeitergehalt zufrieden geben muss. Zumindest wenn man in diesem Bereich arbeiten will. Denn auch das ist von Vorteil: In der Theorie kannst du in sehr verschiedenen Bereichen arbeiten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

sonnenblume667  05.06.2020, 13:12

Tipp zur Uniauswahl: Les dir die Übersichten genau durch, verschaffe dir einen Überblick über Schwerpunkte und einzelne Vorlesungen. Dadurch bekommt man einen guten Eindruck, ob es einem liegen könnte. Ich hatte mich bewusst gegen Unis mit geisteswissenschaftlichem Schwerpunkt (z.B. Uni Augsburg oder Uni Graz) entschieden, weil mich das weniger angesprochen hatte.

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sonnenblume667  05.06.2020, 13:15

Und zu Berufsaussichten: Das hängt sicherlich davon ab, in welchem Bereich du danach tätig werden möchtest (wusste ich vor dem Studium übrigens auch noch nicht, kam erst mit dem Praktikum). In der Jugendhilfe gibt es eher zu wenige Mitarbeiter, an der Uni (Forschung) ist der Konkurrenzdruck größer.

Ich hatte damals nur eine Bewerbung geschrieben und sofort eine unbefristete Stelle bekommen - während Freunde mit einem Doktor in Chemie durchschnittlich ein halbes Jahr Jobsuche eingeräumt haben.

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Manonym05072001 
Fragesteller
 09.06.2020, 23:15

Danke dass du deine Erfahrung hier geschildert hast!

Ich finde es total spannend, in welche Richtung du gegangen bist und wie deine berufliche Laufbahn von Studium bis hin zur Arbeitswelt abgelaufen ist. 🙈

Generell fällt es mir eher schwer, einzugrenzen, was ich mir überhaupt in Zukunft vorstellen kann. In Intensivtherapeutischen Einrichtungen könnte ich mir zum Beispiel absolut nicht vorstellen zu arbeiten, genauso wenig wie bei der Drogenhilfe etc. Aus diesem Grund habe ich den Studiengang der Sozialen Arbeit auch eher ausgeschlossen🤷🏽‍♀️

Ich bin mir einfach noch sehr unsicher & versuche mir noch relativ viel Spielraum offen zu lassen.

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Cuendae  15.01.2023, 21:53

Hi, ich habe genau das gleiche Problem. Ich möchte eigentlich Erziehungswissenschaft studieren, habe aber Angst, dass ich damit später im Berufleben nicht so viel anfangen kann. In der Sozialen Arbeit sehe ich mich auch nicht, weil ich damit höchstwahrscheinlich nicht so klar kommen werde. Psychologie ist dafür aber zu komplex und man braucht Ewigkeiten bis man fertig ist. Dein Werdegang finde ich sehr sehr interessant. Wo hast du denn studiert?

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Das mit den Berufsaussichten ist schon wahr, du müsstest einen Plan haben was du danach machen möchtest und dich in diese Richtung spezialisierenund auf jeden fall praktische Erfahrungen neben der Uni sammeln. Vermutlich wärst du mit Sozialpädagogik beruflich besser dran, man kann aber auch mit Pädagogik und einem Schwerpunkt auf sozialer Arbeit (je nach Uni) an Schulen als Sozpäd unterkommen. Ansonsten sind die Stellen in der Erwachsenenbildung oft befristet, projekt bezogen oder auf Honorarbasis, es sei denn du hast Glück und kommst bei einer Stiftung unter, da brauchst du aber berufliche Erfahrung...


Manonym05072001 
Fragesteller
 14.05.2020, 14:57

Jaa das stimmt... Ich kann mir irgendwie alle Richtungen vorstellen. 😅🤷🏽‍♀️

Zudem möchte ich bewusst nicht Pädagogik studieren weil ich mir den Bereich der Erwachsenenbildung offen halten will... (Pädagogik bezieht sich ja stärker auf die Arbeit mit Kindern).

Was wären denn sonst geeignete Stellen später in der Erwachsenenbildung? Argentur für Arbeit?

Man kann ja sonst auch in die Forschung gehen oder nicht?

LG

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consillieri  14.05.2020, 18:59
@Manonym05072001

Also in der Erwachsen-oder Jugend nbildung arbeiten ja viele mit einem Abschluss in Erziehungswissenschaft. Unter Erwachsenenbildung versteht man die außerschulische Bildungsarbeit.

Wenn du mit älteren Personen arbeiten möchtest wäre der Bereich Personalwesen insbesondere Personalentwicklung vllt etwas

Agentur für Arbeit nimmt Akademiker, aber willst du ernsthaft Arbeitsvermittler werden und die Leute unter Druck setzen oder in Maßnahmen? Soweit ich weiß haben die auch eigene Studiengänge bzw.Ausbildungen.

Was ist mit Personalentwicklung? Das könnte etwas mit Psychologie/ Pädagigik werden...

Soo gut kenne ich mich aber nicht aus, ich kenne ein paar Leute, die mit Pädagogik Schulsozialarbeit machen oder bei Stiftungen in der politischen Bildung arbeiten.

Uni/Forschung ist schwierig, du fliegst quasi nach 2Jahren wieder raus. Die Gelder sind einfach nicht da.

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Manonym05072001 
Fragesteller
 14.05.2020, 21:25
@consillieri

Ja, Personalentwicklung/ Personalwesen könnte ich mir auf jeden Fall sehr gut vorstellen, aber ich denke dass man da eher BWLer etc. bevorzugt oder nicht?

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consillieri  14.05.2020, 21:39
@Manonym05072001

Bwler und Psychologen wohl ja...Schau mal welche Master es so gibt, es gibt ja noch Wirtschaftspsychologie... aber da habe ich wirklich keine fundierten Antworten. Da müsstest du direkt nachrecherchieren, welche Studiengänge geeignet wären.

Nur Erziehungswissenschaft würde ich auf jeden Fall nicht studieren...

Viel Erfolg!-

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Du kannst Lehrerin werden, da gibt es das Fach Erziehungswissenschaft.


Manonym05072001 
Fragesteller
 14.05.2020, 10:54

Danke, aber Lehramt möchte ich eben gerade nicht sudieren😊

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consillieri  14.05.2020, 11:49

dafür müsste man aber ein zweitfach haben und Lehramt studieren...

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