Entweder war Judas kein Verräter oder die Juden haben Jesus nicht an die Römer verraten und ans Kreuz gewünscht. Wie seht ihr das?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

Judas war Verräter 40%
keines von beiden -- aber Erklärung? 30%
beides -- aber Erklärung? 20%
Juden haben Jesus an die Römer verraten 10%

8 Antworten

keines von beiden -- aber Erklärung?

Jesus tat in seiner kurzen Herumwanderzeit wirklich alles, um sich mit dem etablierten Judentum zu verkrachen. Er animierte zu vielem, was dem Judentum heilig ist. Z.B. in der Anhängertruppe wurde freizügig Sex praktiziert ("liebe deinen Nächsten") und auch verkauft. Das Sabbat-Verbot wurde mißachtet, die Speisevorschriften, die Ehevorschriften usw.

Den etablierten Sadduzäern war das ein Dorn im Auge und es war ihnen ein Leichtes, die Masse der Juden dagegen zu mobilisieren. Freilich hatten "Hohepriester & Co" große Angst, dass immer mehr Gläubige zum neuen Heilsverkünder wechseln würden.

D.h. die jüdische Führungsschicht verlangte die Tötung von Jesus. Im Römischen Reich herrschte aber Religionsfreiheit. Daher fühlte sich Pilatus nicht zuständig und schickte die Ankläger weg.

Daher ging man zum jüdischen Restkönig Herodes, der für kleinere Dinge wie Kultur noch zuständig war. Der lehnte aber ein Todesurteil ab, weil das nur vom römischen Statthalter verfügt werden konnte.

So kam man wieder zu Pilatus. Wegen der aufgeheizten Stimmung fürchtete der einen neuen Bürgerkrieg - was er wegen früheren Vorfällen unheimlich satt hatte. Er hielt daher ein "Bauernopfer", also "weg mit Jesus" für die schnellste und solideste Lösung.

Jesus war ein stadtbekannter Mann durch seine Predigten. Daher bedurfte es keines Judas. Die Jesustruppe war sicher auf mind. 50 Leute angewachsen. So eine Gruppe kann sich prinzipiell gar nicht verstecken und unerkannt weiterwandern. D.h. man hätte Jesus auch tagüber ergreifen können auch wenn das Tote gekostet hätte.

Sicher hatten Dutzende Juden gesehen, wohin die Jesustruppe sich nachts gelagert hatte. Jesus hat sich vor Gericht tölpelhaft verteidigt und den Eindruck erweckt, den Tod zu suchen. Er war wohl tief von der fixen Idee geleitet, ein Auserwählter zu sein, den sein Gottespapa rechtzeitig rausholen würde. So würde er landesberühmt werden und hätte ausgesorgt. Leider - fail, "mein Gott, warum hast du mich verlassen".


iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 10:25

ne ... noch heute hat er Anhänger. Also nicht fail.

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Antimythos2  04.12.2022, 10:30
@iqKleinerDrache

Sehr wohl fail. Denn er wurde elendiglich ermeuchelt und eben nicht mit Posaunen und Glanzlichtern vom Kreuz errettet. Freilich gibts für zahllose Kults Anhänger, auch wenn die Basis dieser Kulte sehr windig ist.

Freilich hat dieser Jesus niemand "erlöst". Das wäre auch gar nicht möglich gewesen. Der Erlösergedanke würde hinterher auf die Story draufgekleistert, um das Scheiten in einen Sieg umzureden. Sonst hätte der Kult keine Basis gehabt.

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iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 10:31
@Antimythos2

jeder Märtyrer wünscht sich, dass noch 2000 Jahre nach seinem Tod Millionen Leute ihn verehren.

und doch: erlöst hat er sie doch. Denn sie waren ja ursprünglich Juden. Die Römer haben die Juden vertrieben und den 2ten Tempel zerstört aber das Christentum selbst zu ihrer Staatsreligion gemacht.

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Antimythos2  04.12.2022, 10:34
@iqKleinerDrache

Bei gottesverzückten Leuten mag das so sein. Schon die damaligen Römer waren baff verblüfft über die Martyersehnsucht der Christen und beschimpfen sie: "Ihr Narren, ihr wollt lieber mit glühenden Nägeln durchbohrt werden als euch vor der Kaiserstatue zu verneigen"...

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iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 10:35
@Antimythos2

und schließlich haben sie ihre eigene Religion über Bord geworfen und sind selbst Christen geworden --- diese Römer- Den Spitzenkaiser (Cäsar) haben sie ja selbst schon Jahrzehnte vor Jesus Geburt gemeuchelt .. nur dazu wieviel schon damals es zählte ein Kaiser zu sein. Nichts.

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Antimythos2  04.12.2022, 10:37
@iqKleinerDrache

Die Mutter von Kaiser Konstantin hatte diese Sklavenreligion angenommen. Und Arme, Elende, Unterdrückte gab es genug im römischen Reich. Und durch die unerhörte Einflußkraft von Kaiser Konstantin wurde das Unmögliche möglich: Dass dieser Außenseiterkult zum Mainstream wurde. Aber erst mit großen Schaukelbewegungen - zwischen Toleranz und Verfolgung.

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iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 10:38
@Antimythos2

Damit hätte aber der nächste Kaiser schluß machen können .. hat er nicht.

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beides -- aber Erklärung?

Jesus war jüdischer Nationalist und religiöser Partikularist und lehnte als solcher die römische Besatzungsmacht und die mit ihr kolaborierenden Sadduzäer entschieden ab. Damit hatte er natürlich mächtige Gegner, die er wahrscheinlich unterschätzt hat.

Die Forschung hält es für möglich, dass die Sadduzäer ihn bei den Römern angezeigt haben als potentiellen Unruhestifter. Die Bibelautoren bastelten dann den Verrat des Judas daraus. (Der Verräter heißt nicht umsonst Judas). Man entlastete die Römer von der Schuld an Jesu Tod und bastelte die Legende von den Juden als Gottesmörder. Das war der Beginn des christlichen Antijudaismus.

Wenn die paulinische Kreuzestheologie stimmen würde und der Opfer- und Sühnetod von Jesus gottgewollt und heilsnotwendig war und Christen logisch denken würden, dann müßten sie den Juden auf Knien danken, dass sie jetzt "erlöst" sind.

Insofern macht der christliche Antijudaismus erst Recht keinen Sinn und macht die Sache noch tragischer als sie ohnehin schon ist.


Iohanes  04.12.2022, 09:57

Religionen basteln sich alles so zusammen dass alles, auch noch so Schreckliche, in strahlendem Licht erscheint!

So z.B. die Geschichte vom Mann der im religiösen Wahnsinn seinen Sohn ermorden wollte und buchstäblich in letzter Sekunde zu Verstand kam!

Das war keine Gnade Gottes das war Handeln eines Psychopathen!

( wird sogar noch im Christentum und im Islam verehrt! 😵‍💫🤪)

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iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 10:08

aber warum dann beides? bei dir waren es ja nicht die Juden-Hohepriester die ihn angeklagt haben. Das andere schweift ab . wir bleiben jetzt mal erst bei einer Geschichte.

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Pfefferprinz  04.12.2022, 10:12

Der christliche Antijudaismus hat noch nie Sinn gemacht. Er wurde leider erst im 20. Jh. viel zu spät revidiert, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen war. Da ist nichts, worauf ein Christ stolz sein kann. Dennoch sind wir lern- und reformfähig.

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Judas war Verräter

Jesus wurde von jüdischen Soldaten verhaftet und zuerst zum Hohen Rat der Juden gebracht. Danach ging es erst zu den Römern...

Judas wurde bestochen, Jesus in der Nacht zu identifizieren und zu verraten, weil die obersten Führer der Juden Angst hatten, dass das Volks tagsüber intervenieren könnte. Es hätte einen Aufstand oder Widerstand gegen eine Verhaftung Jesu geben können, da Jesus beim Volk eigentlich sehr beliebt war. Das zeigte z. B. der Jubel beim Einzug in Jerusalem am Palmsonntag.

Deshalb sollte Judas Jesus verraten. 30 Silberlinge war für die jüdischen Führer nicht viel Geld, für einfache Leute schon. Judas ließ sich davon verführen. Dazu war er wahrscheinlich auch enttäuscht von Jesus, da er gehofft hatte, dass Jesus einen Aufstand gegen die Römer initiieren und das Volk Israel befreien würde. Er verstand nicht, dass das Friedensreich Jesu erst nach der Wiederkunft Jesu entstehen wird.

Auf Jesus ruhten hohe Erwartungen. Nach jüdischen Vorstellungen käme der Messias als Kriegsheld, vertreibt die Römer und errichtet ein Königreich nach dem Vorbild Davids. Auch Judas hatte wohl diese Erwartung. Er war ja schon länger im Gefolge Jesu und hat ihn doch nicht verstanden, er hat wohl die Aussagen seines Lehrers in seinem Sinne interpretiert. So wurde Judas aus Enttäuschung zum Verräter. Und so forderte die jüdische Oberschicht die Hinrichtung. In ihren Augen beging Jesus Etikettenschwindel bzw. Hochstapelei. Er gab sich als Messias aus, was er nach ihrem Verständnis nicht war. Und so warten die Juden bis auf den heutigen Tag auf den Messias.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe Religionspädagogik studiert.

Die Evangelien konservativ gelesen, war Judas selbstverständlich der Verräter. Zeitgleich waren die jüdischen Hohepriester daran interessiert Jesus "loszuwerden" (Laut Hohepriester war es besser eine Person zu opfern als ein ganzes Volk vernichtet zu wissen - siehe Bibeltext). Den Römern hingegen war nur wichtig, dass es keine Aufruhre gab - Pax Romana und so... Pilatus selbst hielt Jesus ja für unverdächtig, da er nach der Befragung nichts Falsches an ihm fand - dem entgegen stand die Forderung der jüdischen religiösen Führer, Jesus wegen Gotteslästerung zu bestrafen. Judas wurde ja letztlich für sein Insider-Wissen bezahlt. Zusammenfassend: Den Römern war Jesus mehr oder weniger egal. Die jüdischen religiösen Anführer wollten ihn wegen Gotteslästerung loswerden. Judas war der arme historische Tor, der hierfür den Weg ebnete.


iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 09:44

wie geschrieben: die Römer geben kein Geld aus, wenn es das Interesse der Juden wäre ihn zu verurteilen. Bestechung Judas. Sie nehmen einfach einen Diener der Juden mit der es kostenlos verrät-

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verreisterNutzer  04.12.2022, 10:15
@iqKleinerDrache

Wenn man die Evangelien ein wenig näher kennt schon. Die (Hohe)Priester und Schriftgelehrten wollten Jesus wiederholt verhaften lassen, fürchteten sich einerseits vor dem Volk - da Jesus es auf seiner Seite wusste - andererseits war er nie alleine anzutreffen, sondern immer von seinen Jüngern umgeben bzw. vom Volk das er lehrte. Es hat einen Grund, warum Jesus schließlich beim Beten festgenommen wurde, weil er sich von den wenigen Jüngern die er mitnahm abgesondert hatte, also ohne Probleme durch Volksaufruhr verhaftet werden konnte. Und der Tipp kam nun einmal von Judas.

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Nofear20  04.12.2022, 10:21
@iqKleinerDrache

Ist ja auch irgendwie unglaubwürdig. Eben noch bereiten die Jerusalemer einem unbekannten Nobody aus der Provinz einen triumphalen Empfang und ein paar Tage später kennt ihn niemand mehr und es bedarf eines Verräters, der Jesus identifiziert.

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iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 10:22
@Nofear20

ja so dachte ich ... mit der anderen Erklärung machts mehr Sinn. Es ging nicht darum ihn zu küssen und die Identität zu verraten. Sondern nur den Ort und Zeit wo er ohne Verteidigung anzutreffen ist.

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Nofear20  04.12.2022, 10:24
@iqKleinerDrache

Und ein bewaffneter Jünger Jesu konnte einem römischen Soldaten ungestraft nach dem Leben trachten.

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iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 10:26
@Nofear20

ja aber halt nur einer --- nicht 50 und mehr und ein ganzer Menschenauflauf der Rumkrakelt.

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iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 10:41
@iqKleinerDrache

Die Frage ist dann halt: warum wird das dann so nicht erzählt ... sondern immer Judaskuss und quasi die Identitäts-Bestätigung soll das Verräter-Merkmal sein. Nicht das Verraten wo er mit ganz wenig Verteidigung anzutreffen ist.

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verreisterNutzer  04.12.2022, 10:46
@iqKleinerDrache

Judas hatte das Erkennungsmerkmal (den Kuss) selbst vorgeschlagen. Es kann nicht angenommen werden, dass jeder (oder alle) Soldaten Jesus tatsächlich schon mal persönlich gesehen hatte(n) - schließlich gab's noch ein Internet/Social Media :) - abgesehen davon war's dunkel, Personen also generell schwer erkennbar. Die Soldaten hatten also die Sicherheit, wen Judas den Bruderkuss verpassen würde, der wäre tatsächlich Jesus.

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iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 10:56
@verreisterNutzer

ja damit wäre das aber eine Nebensächlichkeit. Selbst ohne Judas hätten sie wohl den einsam mit wenigen Betern dort sitzenden Jesus herausgefunden. Das wichtigste war ... es war kein Menschenauflauf und keine Verteidigungsarmee da. Also verraten des Orts und des Zeitpunkts des Zugriffs.

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verreisterNutzer  04.12.2022, 11:06
@iqKleinerDrache

Ich weiß nicht, ob das eine Nebensächlichkeit war oder nicht. Damit ein Plan funktioniert, müssen meist alle Faktoren gut zusammenspielen. Der "Bruderkuss" war vielleicht nur ein kleines Rädchen für sich gesehen, aber es sicherte die Festnahme Jesus'. Wäre peinlich für die Priesterkaste geworden, hätten sie den falschen festgenommen...

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iqKleinerDrache 
Fragesteller
 04.12.2022, 11:14
@verreisterNutzer

dann aber wäre das auch zu gefährlich Judas den Jünger zu nehmen. Wer sagt denn, dass der nicht eine Falle stellt und den falschen küsst? So gehts also nicht. Da hätten sie dann doch wieder wie ich anfangs sagte einen Diener dieser Hohepriester-Ankläger mitnehmen müssen.

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verreisterNutzer  04.12.2022, 11:24
@iqKleinerDrache

Bin ich mir auch nicht sicher. Hier ist die Frage wie sich das Gespräch zwischen Judas und den Hohepriestern tatsächlich abgespielte. Augenscheinlich haben letztere Judas' Absicht, Jesus zu verraten, als authentisch empfunden - Judas war Zelote und von daher ein Römerhasser. Allgemein wird von Judas angenommen er war von Jesus enttäuscht, weil dessen Königreich nicht "von dieser Welt war", aber Judas, seit er sich Jesus angeschlossen hatte, der Hoffnung war, Jesus würde realpolitisch das Volk zum Kampf gegen die Römer einen. Am Ende war Judas desillusioniert. So hatten die Priester einen Spion in den Reihen von Jesus. Sie haben ihre Karte auf Judas gesetzt, um Jesus gefangen zu nehmen, und gewonnen. Ihre Menschenkenntnis dürfte also nicht so schlecht gewesen sein.

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