Eine Frage an BESTATTER

7 Antworten

Hallo,

ich bin 14 Jahre und habe 2 Wochen Praktikum bei einem bestatter gemacht. Ich habe auch mit den Toten gearbeitet. Für mich war es am Anfang ein bisschen Überwindung aber dann hat es mich gar nicht mehr gestört. Ich empfand es als eine stolze Arbeit einen Menschen auf seine letzte Reise vorzubereiten. Aber ich habe auch nur mit älteren Menschen gearbeitet. Für mich waren Gespräche mit Angehörigen schlimmer als die Toten zu berühren.

Hallo,

ich bin Bestatterin. Wie fühlt man sich? Es gibt Kollegen für die ist das ein Beruf wie jeder andere auch. Die machen das um Geld zu verdienen und haben sich eine dicke Haut zugelegt. Ob die wirklich nichts an sich ranlassen weiß ich nicht.

Ich arbeite in dem Beruf wohl aus der Berufung heraus. Natürlich geht es mir nahe wenn wir junge Menschen beerdigen oder Kinder. Bei älteren Verstorbenen ist das etwas anderes, die haben ihr Leben eben gelebt. Aber trotzallem (oder gerade deswegen) haben sie es verdient mit dem größten Respekt behandelt zu werden.

Du denkst vorallem darüber nach, wie schnell alles vorbei sein kann. Was wirklich wichtig ist im Leben. Du wirst demütig, die Prioritäten verschieben sich.

Ich habe das große Glück in einem kleinen Familienbetrieb zu arbeiten, wir nehmen uns Zeit und beraten sehr individuell. Wir betreuen die Angehörigen auch später weiter wenn dies gewünscht wird.

Tja, und das erste was ich mache wenn ich nach Hause komme, ichnehme meine Familie in den Arm und freue mich das sie da sind.

Sandra


Morticia20  25.04.2011, 21:13

Wichtig ist das du jemanden zum reden hast. Ich kann gut mit meiner Chefin reden, und auch mein Mann muß manchmal "herhalten". Es gibt immer wieder Sachen die beschäftigen einen, das muß man rauslassen, damit man die beim nächsten Verstorbenen bzw. Angehörigen nicht mitnimmt.

Sandra

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Ein wertvolles Thema was du da bekommen hast, ein Thema was viel Respekt verlangt!

 

Sollte man dem Bestatter die Bezeichnung Beruf geben oder eher sagen es ist eine Berufung!

Meiner Meinung nach ist es eine Berufung und ich habe 8 Jahre die Berufung mit Leib, Seele und ganz viel Herz gelebt.

Wie geht der Bestatter mit dem Tod um, auch für ihn ist es nicht einfach.

 

Verstirbt ein Mensch im hohen Alter so darf man doch sagen dieser hat sein Leben gelebt und durfte nun friedlich einschlafen. Dennoch ist die Trauer sehr groß bei den Angehörigen und der Bestatter betreut die Angehörigen sensibel aber trauert nicht mit.

Wird ein Mensch mitten aus dem Leben gerissen in jungen Jahren, beschäftigt dieses den Bestatter und er betreut die Angehörigen mit sehr großer Sensibilität.

Verstirbt ein Kind nimmt es den Bestatter sehr mit! Zumindest mich! Und ich war dann 24 Stunden für die Eltern und Verwarnten ansprechbar. Sie konnten mich wann immer sie es wollten anrufen und ich war für sie zur Stelle.

Ich habe mich so kann ich es sagen immer vor diesem Tag gefürchtet das ich einen Anruf bekomme und man mir sagt unser Kind ist verstorben.

Diesen Sterbefall werde ich mein Lebenlang nicht vergessen! Der kleine Sonnenschein der Familie, 22 Monate jung der durch eine Schlampigkeit einer Firma sterben musste. Ich habe all meine Liebe und mein Herz diesem kleinen Jungen und den Eltern gegeben.

Der Tag der Beerdigung war ein sehr schlimmer! Kein Auge blieb trocken, auch das des Pastors noch meines. Auch wenn ich an diesem Tag meine Kortenoce vergessen habe und jeder mich hat weinen gesehen so empfinde ich dieses als nur natürlich. Auch dieses gehört für mich zur Professionalität die Menschlichkeit zeigen zu dürfen.

 

Ein Bestatter steht mit einem gewissen Abstand dem Sterbefall gegen über, er trauert nicht mit, er hat Mitgefühl dem Verstorbenen sowie den Angehörigen gegenüber.

 

Ich für mich habe es mir zur Aufgabe gemacht jedem Angehörigen sowie jedem Verstorbenen diesen Tag der der schlimmste im Leben ist jemanden zu Grabe zu tragen zu einem schönen Abschied zu machen.

 

Wie geht ein Bestatter mit dem Tod um wenn der eigene Angehörige der eigene Vater verstirbt. Auch dieses würde ich gerne erklären. 21. Mai 2010 wir sind auf einer Hochzeit mein Handy klingelt 22:15 Uhr und meine Schwester teilt mir mit das unser Vater verstorben ist. Mein Vater war sehr krank aber dass er dann so plötzlich von uns gegangen ist haben wir nicht gedacht. Wir verließen die Hochzeit ich hatte einen Weg von 257 km zu fahren. Auf dem Heimweg um eine Tasche zu packen fuhren wir rechts ran und ich schrie meine Trauer laut heraus. Ich fuhr zu meinem Vater ins Krankenhaus ich hatte die Schwestern darum gebeten meinen Vater bitte bis zu meiner Ankunft im Zimmer zu lassen. Ich bat meine Mutter per Telefon die Kleidung zu holen die mein Vater gerne getragen hat. (Jeans, Hemd Lieblings Pullover und gestrickte Socken meiner Mutter)  Es war ca. 02:10 Uhr als ich am Krankenhaus ankam. Wir gingen ins Zimmer wo mein Vater lag. Ich weinte streichelte ihn und nahm mir einige Minuten mit Ihm. Dann bat ich meine Schwester mir dabei zu helfen meinen Vater zu waschen und anzuziehen. Sie tat dieses trotz das es ihr schwer viel. Meine Mutter erzählte mir das mein Vater am Donnerstag sie gefragt hatte Schatz kann ich einschlafen und sie sagte ja, dann komm ich später wieder. Mein Vater  hat dieses allerdings so gemeint indem er einschlafen dürfe. Und meine Mutter im das Ja dafür gab. Alle Kinder, Enkel hatten Ihn noch besucht..

Mein Vater wurde bis zum Vortag der Beerdigung in der Kühlung belassen, als wir Ihn mit dem Bestattungs- Haus in dem ich 8 Jahre tätig war abholten und ich meinen Vater bettete sah er sehr friedlich und zufrieden aus. Ich erzählte dieses meiner Mutter und sagte Mama, Papa sieht sehr zufrieden aus du kannst noch mal zu Ihm. Alles Bürokratische erledigte ich in der Zeit dazwischen.

Der Tag der Beerdigung, ich hatte den Lebenslauf meines Vater geschrieben und die Predigt vorbereitet. Auch wenn ich diese dann mit zitternder Stimme vortrug hat mein Vater einen sehr schönen und persönlichen Abschied bekommen. Die Kapelle war mit einem Meer von Teelichtern geschmückt. Die Musik von Unheilig, Geboren um zu Leben in Piano Version rundete das ganze ab. Sicherlich ist es sehr ungewöhnlich das ich meinen Vater selber hergerichtet habe, die Predigt selber gehalten habe, aber für mich war dieses ein Bedürfnis dieses zutun. Ich hoffe Ihnen einen kleinen Eindruck darüber verschafft zu haben wie ein Bestatter mit dem Tod umgeht.

Karin Berndt

 

 

 

 Man hat viel Ruhe (nehme ich an)..Zeit spielt da nicht mehr so die große Rolle. Es gibt ne Dead-Line wann beerdigt wird und das war's auch schon.


Morticia20  25.04.2011, 21:08

Schöne Vorstellung von meinem Beruf

Sandra

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KarinBerndt  28.04.2011, 19:12

Hallo.

du liegst mit deiner Antwort (Vermutung) völlig falsch! Wenn ein Sterbefall eintritt und der Bestatter den Auftrag bekommt hat dieser keine Ruhe. Ich beschreibe es in Stichpunkten.

Kirche, Messe,Friedhof ,Grab, Karten, Anzeige,Kaffe,Blumen,Steinmetz, Renten, Versicherungen, usw. Die Btreuung des Angehörigen steht allerdings an erster Stelle und alles andere läuft nebenbei und muss schnell erledigt werden.

Gruß Karin

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Ich bin zwar kein Bestatter, aber ich hatte vom FSJ eine Führung durch ein Bestattungsunternehmen und da hat auch jemand den Bestatter gefragt wie er sich so fühlt und er meinte, dass es am Anfang der Berufskarriere zwar schlimm ist, aber man es mit der Zeit als normal ansieht. Ist halt der Job. Aber ich denke auch, dass man so als Bestatter rangehen muss, damit man damit klar kommt, sonst würde man daran kaputt gehen.

Vielleicht schreibt dir ja noch ein Bestatter.