Der Holocaust. Sollte es nicht nur ein deutsches sondern ein Erbe aller Nationen sein ?

3 Antworten

Ist doch schon überall passiert. Der Holocaust unterscheidet sich von anderen Massenmorden und "ethnischen Säuberungen" nur durch den Umfang (auf ein einziges Opfervolk bezogen) und die systematische Anwendung "moderner" Mittel von Eisenbahn bis Giftgas. Aber denk mal an das gegenseitige Völkermorden im Jugoslawienkrieg, an die Massenmorde an amerikanischen und australischen Ureinwohnern (viele verschiedene Völker!) durch die vordringenden weißen Siedler, an das gegenseitige Abschlachten in Ruanda und Burundi, an die "Bartholomäusnacht" und gewaltsame Vertreibung der Hugenotten, an die Deportationen, Hungerpolitik und faktischen Völkermord unter Stalin, die Verbrechen unter Pol Pot und Mao mit Millionen Toten, an die Judenpogrome das ganze "christliche" Mittelalter hindurch, den Genozid an Armeniern durch die Türken, die Eroberung Indiens durch Muslime mit Versklavung von so vielen Hindus, daß damals der Sklavenmarkt wegen totalen Überangebots an "Ware" total zusammenbrach oder an die extremen Gräuel, die die Japaner in China, Korea, Burma und weiteren umliegenden Ländern anrichteten ... wenn man lange genug zurückgeht, wird man kaum ein Land finden das nicht irgendwann Massenmord und Totschlag erlebt hat.

Natürlich. Genozide gab es überall in der Weltgeschichte. Mao und Stalin waren tatsächlich für mehr Tode verantwortlich als Hitler. Wir müssen alle dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert, da hilft es nicht auf eine Nation zu zeigen.

Es ist schon des Öfteren zu Genoziden gekommen und nur Aufklärung hilft hiergegen. Aber Nationalismus verhindert vor allem in der Türkei, dass der Genozid an den Christen im Ersten Weltkrieg anerkannt wird, die ja zudem auch vor dem Genozid immer wieder Opfer von Massakern wurden.


tanztrainer1  15.01.2024, 19:31

Meiner Ansicht nach, hat die Türkei nichts in der EU verloren, höchstens wenn sie den Genozid an den Armeniern zugeben und aufarbeiten.

Unter Erdoğan wird das wohl nicht passieren.

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BelfastChild  15.01.2024, 19:32
@tanztrainer1

Hinzu kommen noch andere Sachen, etwa die Internetzensur. So etwas passt nicht in die Europäische Union, ebenso nicht die Todesstrafe.

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Flagon705  20.05.2024, 00:38
@tanztrainer1

Und was wäre, wenn die türkischen Historiker Recht haben und das westliche Narrativ über einen von der türkischen Regierung bewusst geplanten "Genozid" tatsächlich so nicht stimmen sollte?

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Flagon705  20.05.2024, 00:41
@BelfastChild

Belege oder Beweise? Die türkischen Historiker liefern Belege dafür, dass die Massaker an den Armeniern aus der Kriegssituation selbst heraus entstanden und Reaktionen auf vorangegangene Massaker an Türken durch Armenier waren.

Für mich steht hier Aussage gegen Aussage.

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BelfastChild  20.05.2024, 00:42
@Flagon705

Türkische Historiker sind nicht unbefangen. Nationalismus ist in der Türkei weit verbreitet. Die Jungtürken waren radikal und töteten auch vor dem Genozid schon Christen.

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Flagon705  20.05.2024, 01:21
@BelfastChild

Sehe ich grundsätzlich auch so. Gerade Historiker südlicher Völker neigen stark zum Patriotismus oder Nationalismus, bis hin zum Chauvinismus. Oft werden eigene Opferzahlen über-, die von der eigenen Gruppe ermordeten untertrieben. Und dass die Herren Osmanen in der Geschichte alles andere als "Engel" waren, wissen in Europa vor allem Griechen und Balkanslawen sehr genau. -

Aber andererseits: Wer hat denn das Narrativ vom „Genozid“ an den Armeniern in die Welt gesetzt? Der Westen, genauer die britische Regierung. War diese etwa jemals objektiv und „interesselos“, da Grossbritannien in der Welt ja niemals eigene Interessen verfolgte? [IRONIE OFF] Ist ausgerechnet England für seine Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit bekannt? Oder nicht doch eher für eine historische Tradition der Propaganda und Schuldumkehr, des cant und der Scheinmoral?

Hier sind beide Seiten nicht wirklich glaubwürdig, aber es erscheint mir alles andere als ausgeschlossen, dass die türkische Version der Geschichte der Wahrheit letztlich doch ein Stück weit näher steht. –

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Flagon705  20.05.2024, 01:36
@BelfastChild

Wie gesagt. Aussage gegen Aussage. Beide haben ihre Belege, doch bei sicheren Beweisen wird es dünn. Unabhängigkeit gibt es hier nicht, somit wird sich letztlich jeder nach Zugehörigkeit zu dem ethnisch-politischen Lager dem er angehört, seine Version heraussuchen.

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BelfastChild  20.05.2024, 01:40
@Flagon705

Ich teile deine Meinung nicht.

Der Radikalismus der Jungtürken führte bereits 1909 in Kilikien zur Ermordung von 30.000 Armeniern durch die >Partei für Einheit und Fortschritt<. Am 8. Februar 1914 schloß Rußland mit den Türken ein Abkommen, das Reformen in Ostanatolien unter der Kontrolle von zwei europäischen Inspektoren vorsah. Radikale Jungtürken lehnten dieses Abkommen als unerträgliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Türkei ab. Die Armenier, die nach dem Verlust osmanischer Länder die größte ethnische Minderheit darstellten, erstrebten aber weder eine Autonomie noch die Angliederung an Rußland. Sie verlangten nur soziale und administrative Reformen innerhalb des Osmanischen Reichs. Doch die die >Partei für Einheit und Fortschritt< forderte, daß alle turksprachigen Völker in einem Reich vereinigt werden müßten, das sich von Zentralasien bis zum Mittelmeer erstrecken und ganz Asien beherrschen sollte. Dabei betrachteten sie die Armenier als tödliche Gefahr für diesen Pantürkismus. 
Der Erste Weltkrieg bot den Jungtürken die einmalige Gelegenheit, den >inneren Feind< zu >liquidieren<, ohne Interventionen von außen befürchten zu müssen. (...)
Innenminister Talaat PASCHA befahl Ende 1915 der Präfektur in Aleppo:
>>Rotten Sie mit geheimen Mitteln jeden Armenier der östlichen Provinzen aus, den Sie in ihrem Gebiet finden sollten.<< Kein Armenier dürfte ins Ausalnd entkommen. >>Der Ort der Verbannung derartiger Unruhestifter ist das Nichts.<<

Quelle: Völkermorde vom Altertum bis zur Gegenwart von Hans Meiser, S. 202-204

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Flagon705  20.05.2024, 01:51
@BelfastChild

Das sind Dokumentenbelege, keine Sachbeweise. Gerichtlich zweitrangig.

Auf solchen lastet gerade bei den heiklen politischen Fragen immer der stärkste Fälschungsverdacht. Genau in diese Richtung argumentieren die türkischen Historiker auch. Wir alle kennen Ähnliches auch aus der jüngeren Vergangenheit, z. B. die „Beweise“ für „Saddam Husseins“ angebliche „Massenvernichtungswaffen“. Aufgrund dieser erfälschten „Beweise“ hat der Anglo-Westen dann 2003 nur zwölf Jahre nach dem ersten lügenbasierten Krieg gegen den Irak gleich den nächsten lügenbasierten Krieg gegen dieses Land geführt.

Glaubwürdigkeit? Hüstel, hüstel … wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Sollte man dem Westen nun aber glauben, weil er schon so oft gelogen hat? Wer sich auf eine solche "Logik" verlässt, der ist auch verlassen. -

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BelfastChild  20.05.2024, 01:54
@Flagon705

Der Vergleich hinkt. Das mit den Massenvernichtungswaffen war falsch. Das andere aber nicht. Denn es gibt anscheinend genügend Beweise hierfür. Ich verstehe deine Haltung nicht. Nationalismus führt nämlich immer zu Verbrechen und später halt zur Negierung solcher.

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