Braille: Wo ist das System hinter der Schrift?


04.01.2021, 12:44

Offenbar versteht man nicht so recht, was ich meine: Ich möchte wissen, warum man sich bei den konkreten Buchstaben für genau diese Punktkombinationen hat. Warum wird das f zum Beispiel durch drei Punkte links oben dargestellt und nicht anders?

Ich kann nicht glauben, dass man sich die Schrift ohne Hintergedanken an einem lauen Sommertag „zusammengewürfelt“ hat, daher die Frage.

2 Antworten

Sechs Punkte, drei in der Höhe mal zwei Punkte in der Breite, bilden das Raster für die Punkte-Kombinationen, mit denen die Zeichen (Buchstaben, Ziffern, Leerzeichen, …) dargestellt werden. Bei sechs (binären) Punkten ergeben sich 26 = 64 Variationen; es sind also 64 verschiedene Zeichen darstellbar.

Die Punkte einer Braillezelle werden in der linken Spalte von eins bis drei und in der rechten Spalte von vier bis sechs nummeriert – innerhalb einer Spalte jeweils von oben nach unten.

Für die Ausgabe von Texten in Brailleschrift durch den Computer werden Braillezeilen verwendet. Da für die Arbeit am Computer mehr Zeichen notwendig sind als sich mit sechs Punkten darstellen lassen, werden bei der Braillezeile noch zwei weitere Punkte je Braillezeichen hinzugefügt, so dass acht Punkte, vier in der Höhe mal zwei in der Breite, zur Verfügung stehen (Computerbaraille, spezielle Implementierung: Eurobraille). Auf diese Weise erhält man 28 = 256 Variationen. Die Codierung der Standardzeichen bleibt dabei jedoch gleich, die unterste Zeile bleibt lediglich leer.

Bei der Nummerierung der Punkte eines Achtpunktzeichens bleibt die Nummerierung der oberen sechs Punkte unverändert – die beiden unteren Punkte erhalten die Nummern 7 (links) und 8 (rechts) mit entsprechenden Hexadezimalwerten 6410 = 4016 und 12810 = 8016.

Die engen Grenzen der so entstandenen Zeichensätze (64 bzw. 256 Zeichen) werden durch zwei Methoden erweitert:

  1. Für viele Sprachen bzw. Fachsprachen gibt es eigene Zeichensätze (Notationen), bei denen die Bedeutung der Zeichen anders ist. Dazu zählen z. B. die Mathematikschrift, die Chemieschrift, die Musikschrift und andere. Es muss daher am Textanfang darauf hingewiesen werden, dass ein spezieller Zeichensatz folgt. Bei der normalen 6-Punkt-Brailleschrift spricht man dagegen von Literaturbraille.
  2. Für ein Schwarzschriftzeichen wird eine Kombination aus Braillezeichen verwendet. Auffälligstes Beispiel hierfür ist, dass es im 6-Punkt-Braille (Basisschrift) keinen Unterschied zwischen Groß- und Kleinschreibung gibt. Ein Buchstabe wird durch die Voranstellung eines speziellen Zeichens zum Großbuchstaben erklärt.

Quelle Wikipedia


Willibergi 
Fragesteller
 04.01.2021, 12:46

Ich habe die Frage mal ergänzt. Scheinbar habe ich mich missverständlich ausgedrückt.

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Zwart  04.01.2021, 13:31
@Willibergi

Ok, das müsstest du eigentlich Louis Braille, den Erfinder der Brailleschrift, fragen .Seine Geschichte verbirgt einige Hinweise zu deiner Ergänzung:

Louis Braille (* 4. Januar 1809 in Coupvray bei Paris; † 6. Januar 1852 in Paris) ist der Erfinder des nach ihm benannten Punktschriftsystems für Blinde, der Brailleschrift.

Im Alter von drei Jahren verletzte er sich mit einer Ahle am Auge. Das verletzte Auge entzündete sich und infizierte das zweite, bis dahin unversehrte Auge. Dies führte zur völligen Erblindung des kleinen Louis.

Als 13-Jähriger lernte Braille die von einem Artilleriehauptmann namens Charles Barbier für militärische Zwecke erfundene "Nachtschrift" kennen, die ein kompliziertes System von Punkten und Silben darstellte. Braille vereinfachte diese Schrift, indem er die Silben durch Buchstaben ersetzte und die Anzahl der Punkte von zwölf auf sechs pro Zeichen reduzierte. 1825 hatte der erst 16-jährige Louis Braille seine Blindenschrift fertig gestellt. Obwohl die Schriftzeichen leicht erlernbar und einfach zu schreiben waren, konnten sie sich lange nicht durchsetzen. Mit 27 Jahren hat Louis Braille eine Auswahl aus den Werken des (blinden) englischen Dichters John Milton übertragen und versucht, mit einem öffentlichen Vortrag zu beweisen, dass er schnell schreiben und lesen kann. Doch seine Zuhörer glaubten, er habe die Texte auswendig gelernt.

1839 erfand Louis Braille, der selbst Orgel spielte, eine ebenfalls auf den sechs Punkten basierende Notenschrift. Sie setzte sich schnell durch und ist international standardisiert bis heute die sowohl einzig brauchbare, als auch gleichzeitig perfekte Möglichkeit für Blinde, Musiknoten zu lesen und zu schreiben. Damit schuf Louis Braille die Grundlage dafür, dass blinde Menschen Einkommen als Berufsmusiker finden können. Braille war ein Schüler von Valentin Haüy.

Erst 1850 wurde die Brailleschrift offiziell für den Unterricht an französischen Blindenschulen eingeführt. In Deutschland erfolgte die offizielle Einführung 1879. Den internationalen Siegeszug seiner Erfindung erlebte Braille nicht mehr. Er starb 1852 in Paris an Tuberkulose.

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Monstrus87  10.01.2021, 23:56
@Willibergi

Leider verstehen die Leute nicht, was du meinst. Du bist hier auf der falschen Plattform unterwegs. Frag lieber mal bei entsprechenden Gruppen auf Facebook, wo Blinde unterwegs sind. Ich bin selbst blind und kann die Punktschrift. Es gibt ein System. Ich bekomme es leider nicht mehr zusammen. Es gibt ein logisches System, das sich aber nicht bewährt hat. Es zieht sich auch nicht stringent durch das ganze Alphabet. Habe meine Lehrerin mal gefragt und die wusste das. Aber im Grunde ist die Info nur noch historisch interessant. Alle lernen die Brailleschrift langsam auswendig. Trotzdem gute Frage.

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Schau dir mal die Grafik genau an, da sollte man schon ein System erkennen können. Vor allem die 3. Zeile.