Bogenschützen in der Antike

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Ein Volk/Reich läßt sich nicht leicht für die ganze Antike als beste Infanteriebogenschützen angeben, weil es in der Kampftüchtigkeit Veränderungen geben kann, Reiche untergegangen sind und Völker nicht mehr als solche weiterbestanden. Auch die technische Leistungsfähigkeit der Bogen und Pfeile spielt eine Rolle, bei der sich durch Neuentwicklungen etwas verändern kann.

Eine Art eindeutiger, für gesamte Zeit der Antike geltende Rangliste aufzustellen, ist kaum möglich.

Die Hethiter hatten zu ihrer Zeit gute Bogenschützen und Bogen. Die Ägypter haben dann auch eine solche Art von Bogen verwendet.

Die Assyrer hatten zu ihrer Zeit gute Bogenschützen.

Die Nubier hatten gute Bogenschützen, nubische Bogenschützen kämpften auch über längere Zeit im ägyptischen Heer, es gab andererseits auch das Reich von Kusch.

Gute Bogenschützen hatten die Meder und die Perser.

Die Kreter waren ausgezeichnete Bogenschützen. Kretische Bogenschützen zu Fuß wurden in der Antike oft als Söldner herangezogen.

Stefan Link, Das griechische Kreta : Untersuchungen zu seiner staatlichen und gesellschaftlichen Entwicklung vom 6. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. Stuttgart : Steiner, 1994, S. 127:
„Als besonders tauglich galten kretische Söldner hingegen für den leichten Kampf; geschätzt waren sie nicht als Phalangiten, sondern als Guerillakämpfer, als Fallensteller, laufende Boten und Bogenschützen. Hierauf bereitete das kretische Erziehungswesen die jungen Männer offenbar schon deshalb auf das Beste vor, weil die körperliche Bildung vornehmlich darauf zielte, sie zu typisch adligen Aristie-Wett- kämpfen zu befähigen. Vor allem lernten sie, schnell und ausdauernd zu laufen - der noch nicht volljährige Mann hieß geradezu apodromos, weil er noch nicht am Wettkampf der Erwachsenen teilnahm - , dann auch, und zwar schon als Knaben, den Ringkampf bzw. eine Art von pankration, und schließlich, vor allem in den agelai, sich unter der Führung eines Adligen als listige und geschickte Jäger und Bogenschützen zu bewähren.“

Angelos Chaniotis, Das antike Kreta. Originalausgabe. München : Beck, 2004 (Beck'sche Reihe ; 2350 : C. H. Beck Wissen), S. 70:
„Die geographischen Bedingungen Kretas führten zur Spezialisierung der Krieger auf bestimmte Bereiche. Der gebirgige Charakter der Insel war weder für eine Kavallerie noch für Schlachten zwischen großen Armeen geeignet. So wurden die Kreter Meister im Legen von Hinterhalten, im plötzlichen Angriff und in der schnellen Bewegung durch unwegsames Gelände. Für diese Kampfesweise brauchte man leichte Bewaffnung und schnelle Beine. Neben Schwert und Schild war daher der Bogen die wichtigste Waffe. Die kretischen Bogenschützen waren seit dem 5. Jh. begehrte Söldner, auch in fremden Armeen, z. B. um 455 v. Chr. im Heer der aufständischen Ägypter gegen die Perser und um 400 im Heer der «Zehntausend» des persischen Prinzen Kyros. So war auch die Jagd also mehr als eine bloße Freizeitbeschäftigung; sie war Übung im Bogenschießen und in der geschickten Bewegung im Gebirge.“

Unter europäischen Völkern sind außer den Kretern vor allem Thraker als Söldner, die zu Fuß als Bogenschützen kämpften, eingesetzt worden.

Die Römer verwendeten außerdem unter anderem vielfach syrische Bogenschützen (Syrien war in der Antike kein eigenes Reich).

Es hat Völker gegeben, die gute Bogenschützen hatten, die aber gewöhnlich als Reiter kämpften, so z. B. die Skythen, Sarmaten, Parther, Hunnen.

Die numidischen Bogenschützen waren gefürchtet. Die Numider hatten eine starke Reiterei, aber auch leistungsfähiges leichtes Fußvolk.


Albrecht  23.09.2014, 07:04

Informationen sidn z. B. enthalten in:

Yann Le Bohec, Pfeil und Bogen. Übersetzung: C. Poethig. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 9: Or – Poi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2000, Spalte 690 – 692

Klaus Beckhoff, Bogen und Pfeil I. Bogen. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Von Johannes Hoops. Band 3: Bilŗost - Brunichilde. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer. Berlin ; New York : de Gruyter, 1978, S. 157 – 165

S. 164: „Als hervorragende Bogenschützen dieser Zeit galten die Kreter. Ihrer und anderer bogenkundigen Völker des mediterranen Raumes, z. B. der Numider, Thraker, Syrer u. a., bedienten sich auch die Römer in ihren Heeren, sie selber aber haben auch in späterer Zeit weder B. noch Armbrust (manuballista) als Kampfwaffe geführt.“

u. a. = und anderer
B. = Bogen

Friedrich Lammert, Toxotai. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE VI, A.2. Timon bis Tribus. Stuttgart : Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1937, Spalte 1853 – 1855

Otto Fiebiger, Sagittarius. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE VI, A.2. Saale bis Sarmathon. Stuttgart : Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1920, Spalte 1743 - 1746

Edmund Bulanda, Bogen und Pfeil bei den Völkern des Altertums. Wien ; Leipzig : Hölder, 1913 (Abhandlungen des Archäologisch-epigraphischen Seminars der Universität Wien ; Heft 15)

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Die Perser und Mongolen hatten die besten Berittenenbogenschützen. Der englische Langbogen war sehr lange unschlagbar, aber noch nicht in der Antike. Im Norden war zu der Zeit ein reines Jagdwerkzeug und es galt als feige, ihn im Kampf einzusetzen, weswegen vorallem gegenden wie Skandinavien auf großer Distanz im nachteil waren.

Hoffentlich bin ich nicht in der Zeit verrutscht.