bockiges Schulpferd *lieb machen*?!

6 Antworten

wollte ich fragen ob es was bringt wenn man sich mit ihr beschäftigt oder ob es sinnlos ist...habt ihr damit Erfahrung? Will das wir beide Freunde werden die durch dick&dünn gehen.>

"Freunde, die durch dick & dünn gehen" klingt sehr schön, die Frage "ob die Beschäftigung was bringt oder sinnlos ist" finde ich in diesem Zusammenhang aber unpassend. Jede Beschäftigung mit Tieren (oder seinen Mitmenschen) ist doch nicht darauf ausgelegt, dass ich mir damit das Vertrauen "erkaufen" möchte, sondern Vertrauen wird geschenkt. Von daher frage ich nicht danach, ob die Beschäftigung einen Sinn macht und dazu führt, dass mir das Vertrauen geschenkt wird, sondern ich beschäftige mich erstmal mit Pferd/Mensch - ist eigentlich egal - und wenn ich es Wert bin, dann bekomme ich das Vertrauen auch geschenkt.

Um dieses Vertrauen von einem Schulpferd mit all seinen blöden Erfahrungen geschenkt zu bekommen, musst du dem Pferd also zeigen, dass du es Wert bist, dass es dir vertraut. Das schaffst du am ehesten durch einen immer konsequenten und einschätzbaren Umgang. Bodenarbeit bringt nicht viel, wenn man im allgemeinen Umgang für das Pferd wieder nicht einschätzbar und konsequent ist.

Denken sollte man auch daran, dass Vertrauen und Freundschaften selten etwas sind, was innerhalb fixer Zeiträume entstehen, sondern manchmal sehr, sehr lange dauern. Man muss also Geduld haben.

Sollte dein Schulpferd bereits so resigniert haben, dass es eigentlich niemanden wirklich sein Vertrauen schenken will, so ist die Zeit dennoch für dich nicht sinnlos vertan, denn du wirst mit Sicherheit sehr viel im Umgang mit Pferden lernen können.

Sinnvolles Beschäftigen bringt etwas in der Richtung, z.B. Bodenarbeit. Aber für ein Schulpferd zur Bezugsperson zu werden, ist nicht einfach. Mein erstes Pferd war ein ehemaliges Schulpferd, das ich schon einige Jahre im Schulbetrieb gepflegt hatte. Sie hatte zwar Vertrauen zu mir und hat mich akzeptiert, aber so eine Beziehung wie mit meinem Felix war es nicht, der oft etwas schon macht, wenn ich nur daran denke und wirklich mit mir durch dick und dünn geht.

Hey

Bei Schulpferden hat man öfters Probleme, da sie von Vielen Kindern und generell Reitschülern geritten ( teilweise leider auch verritten) werden. Dann braucht man wieder einen Korrekturberitt, und das machen leider nur die wenigsten Reitschulen wirklich regelmäßig. Das ist auch das gleiche, mit dem Verhalten beim Putzen, Satteln, Führen...etc. nur kann man da leider die Flausen nicht so schnell wieder austreiben. Ich würde das Pferd erstmal wirklich kennenlernen, indem du es ausgiebig putzt. Das dürfte ja kein Problem sein, weil sie anscheinend ruhig steht. Dann würde ich sie longieren (falls du es kannst), Bodenarbeit machen( es gibt einfach Sachen, die man nicht wirklich ,,lernen muss"). Ich hatte ein Reitschulpferd, das ich immer (teilweise auch mal ein anders, aber meistens ihn) 1 mal die Woche geritten bin...( 1 Jahr lang). Ich habe mich mit ihm angefreundet, indem ich mir immer Zeit zum schmusen genommen habe und natürlich auch zum putzen, da das die meisten Pferde nicht so bekommen (Kuscheleinheiten, oder eine ausgiebige Putzsession). Dann natürlich auch Reiten, aber auf eine Weise, die nicht im Schulbetrieb geritten wird, sondern frei und vielleicht, wenn du darfst auch Ausritte unternehmen, das ist wie ,,Balsam" für eine Schulpferdeseele. Sonst lass dir Zeit, und lass der Stute Zeit, euch aneinander zu gewöhne, das ist schon sehr wichtig.

Viel Glück

Warum sollst du eine Reitbeteiligung übernehmen über ein Pferd das du nicht magst? Klingt nach Geldmacherei...

Das Pferd wird als Schulpferd wohl mehrmals täglich von Kindern geritten die nicht viel Ahnung vom Reiten und Umgang mit dem Pferd haben. Viele Schulpferde sind verritten und misstrauisch aufgrund von falschen Hilfen und schlechten Erfahrungen. Daher sagt man auch oft, Schulpferde wären "kaputt".

Es ist eines der verritten Pferde zu denen die meisten "problempferd" sagen. Das Pferd hat sicher einen weichen guten Kern, aber das fordert nicht nur viel Zeit, sondern auch einen Profi, der das Pferd Korrektur reitet und das kannst du bestimmt noch nicht. Zudem in dieser zeit, während es deine RB ist sie sicher weiterhin als Schulpferd gehen wird, oder?

Das mit dem beste Freunde werden und durch dick und dünn gehen ist eine Sache, die durch die ganzen Pferdefilme und -Bücher vermittelt wird. Fakt ist: Pferde sind Pferde und menschen sind menschen, daher vermenschliche kein Pferd, ok? Sie schaut nicht "angepisst", sie ist resigniert. Sie bockt nicht aus Taktik, sondern weil sie es nicht anders kann.

Willst du also ein "Kumpel-Pferd" ist das vielleicht für den Anfang nicht ideal.

die stute geht schon jahre im Betrieb

Ohje, das sagt leider einiges über den Gemütszustand des Tieres aus.

leider ist sie sehr bockig

Mich wundert das gar nicht. Jahrelang im Schulbetrieb, ständig neue Reiter, die eine Menge falsch machen, Kinder die nicht wissen wie man mit Zügeln umgeht, im Maul herumreißen und die Fersen in den Bauch hauen - dazu dann oft noch die grausame Haltung der Tiere. Einzelarrest in einer winzigen, dunklen Box, viel zu selten Weide, kaum Kontakt zu anderen Pferden. Da würde ich auch bockig werden.

[...] guckt total genervt [...] schaut total angepisst

Genervt, weil jetzt der nächste Reitschüler kommt, grob drüber putzt und dann einen Sattel drauf haut und die Trense ins Maul rammt. Schulpferde kennen die tägliche Routine, ist ja dann klar, das sie wenig Begeisterung zeigen.

Beißen versucht sie auch stellenweise

Auch wieder ein Zeichen, dass es dem Pferd nicht gut geht. Gesunde, glückliche Pferde beißen den Reiter nicht - das geschieht, wenn die Pferd-Reiter-Beziehung gestört ist, bei Schulpferden allerdings kein Wunder.

Es ist schön, dass du versuchst, dich intensiver mit ihr zu beschäftigen - ein Schulpferd bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit und Liebe. Aber genau aus dem Grund ist es oft kein Zuckerschlecken, mit einem solchen Pferd zu arbeiten. Denn Schulpferde gewöhnen sich jede Menge Eigenarten und Mätzchen an - reitet man sie dann außerhalb des gewöhnlichen Abteilungsunterricht, ist man oft gefrustet, weil es nicht so läuft, wie man es sich vorstellt.

Deshalb solltest du das reiten wirklich zurückschrauben und vermehrt Bodenarbeit und Horsemanship machen. Das stärkt, wenn du wirklich dran bleibst, eure Beziehung und hilft dir auch, sie zu verstehen. Jedoch ist so etwas immer harte Arbeit - selbst mit einem Pferd, was nicht verhaltensgestört ist und nur einen Reiter als Bezugsperson hat - bei einem Schulpferd mit wechselnden Reitern und ständig neuen, schlechten Erfahrungen also sehr zeitaufwendig und langwierig.

Wir haben vor einigen Jahren ein Pferd aus einem Schulbetrieb geholt. An reiten war anfangs gar nicht zu denken. Erst einmal aufpäppeln, auf die Weide stellen und ihn Pferd sein lassen. Danach gings dann los mit der Arbeit am Boden und dann endlich auf dem Rücken. Inzwischen ist er ein sehr ausgeglichenes Pferd und sehr gut erzogen, gegenüber fremden jedoch immer noch misstrauisch. Ein Pferd vergisst nicht.