Bin ich ein Sklave meiner eigenen Begierden?
Hallo Leute,
mich beschäftigen momentan einige Fragen: Es ist wieder einmal spät und ich habe heute nichts produktives gemacht, nur gesessen, gegessen und mit Freunden getroffen.
Ich weiß, dass ich unglaublich viel Potenzial habe, ich habe mein Abitur mit einem Einserschnitt abgeschlossen, ohne wirklich viel zu machen. Ich bin aber so faul, mich beschäftigen immer andere Dinge: Frauen, Spaß, Musik, das Leben. Mir scheint manchmal so, als sei ich süchtig danach, mich mit allen Dingen abzulenken, nur um mein Ziel nicht verfolgen zu müssen. Ich habe irgendwie wie auch Angst und Selbstzweifel, "das ist zu hoch", "das kann ich gar nicht schaffen" und und und...ich habe eigentlich so viele Träume, aber gleichzeitig will ich Spaß haben, es ist aber wie eine Abhängigkeit, ich komme davon nicht los.
Es ist so, als würde ich einen inneren Konflikt zwischen mir und diesen "Begierden" austragen, ich stelle mir die Frage, was mir Spaß später bringen wird, meinem Ziel bringt es mich nicht näher, ich muss funktionieren, ich muss mehr tun, darüber denke ich 24/7 nach, aber ich setze es nicht genügend um, gebe immer wieder nach. Es gibt so viele Leute, die konsequent auf ein Ziel hinarbeiten, Steve Jobs zum Beispiel, ich frage mich einfach nur, warum ich nicht so bin...
Wie kann ich das unterdrücken? Ich wäre am liebsten wie eine Maschine, die auf ein Ziel programmiert ist und nur darauf hinarbeitet. Und wie kann ich Gleichgewicht in meine unausgeglichene Lebenssituation bringen? Ich habe immer nur Gewissensbisse, weil ich nicht genug tue.
8 Antworten
Mach Dich frei von allem "Müssen" und "Sollen" und wechsel die Perspektive.
Es gibt keinen Grund, so zu sein, wie andere Dich haben wollen oder so zu sein, wie "man" nach den Erfolgsregeln unserer Gesellschaft sein sollte. Viele Geschichten, bei denen jemand "was aus sich gemacht" hat, enthalten auch die Leerheit und Hohlheit eines Lebens, das am Erfolg des Machens ausgerichtet ist. Wenn man diese Hohlheit spürt, kann auch ein ganz tolles Leben ziemlich besch... sein.
Du bist eine Person und eine Persönlichkeit. Und dabei darfst Du grundsätzlich auch mal feststellen, daß Du keine Lust auf irgendeine Anpassung an irgendwas hast, sondern lieber Deinen Gelüsten leben willst. Das ist vielleicht Hedonismus, darf aber zunächst auch mal sein. Es gibt keinen Grund, Dich deshalb zu verurteilen oder ein schlechtes Gewissen zu haben. Freude und Vergnügen im Leben haben zu wollen ist ein legitimer Anspruch an das Dasein.
Wenn Du so weit gekommen bist, kannst Du Dir mal eine Sache überlegen, die Dir wirklich Spaß macht. Etwas, das Dich beschäftigt, das Du gern tust, das Dich ausfüllt, wenn Du es tust. Da gibt es sicher irgendwas und das muß nichts Produktives sein - Carrera-Bahn, Filme gucken, Kronkorken sammeln, es kann alles mögliche sein. Nur begeistern muß es Dich. Wenn Du sowas gefunden hast, bleib mal dran und fühl da hinein, ob es Dich nicht zum Handeln motiviert, ob Du das nicht genauer erforschen willst. Wenn es das nicht war, such nach was anderem.
Einmal wirst Du dabei etwas finden, das Dich fesselt und das Du Dir für Dein Leben als Betätigung vorstellen kannst. Dem geh nach. Um mal bei Carrera zu bleiben: Es gibt da, glaub ich, Weltmeisterschaften - also Ziele. ;-) Und wenn Deine Wunsch-Betätigung nicht das Geld zum Leben abwirft, brauchst Du einfach nur ein zweites Ziel, nämlich einen Brotjob. Auch das ist ein Ziel und wenn Du einen hast, ist es ein Erfolg.
Also: Nur Mut, keine Gewissensqualen, geh Schritt für Schritt durch Dein Leben - nicht gleich mit dem Fahhrad auf die Autobahn. Du bist jung und hast noch Zeit. Ein bißchen Trödeln kannst Du Dir schon erlauben. Alles Gute, q.
Grundsätzlich ist die Frage, was du beruflich machen möchtest. Arbeite nur so viel, wie es nötig ist, um dieses Ziel zu erreichen... Was die Ablenkungen betrifft, so etwas kennt jeder. Es ist Teil der Psyche bzw. menschlichen Natur. Du wirst leider, wie wir alle, immer wieder dagegen ankämpfen müssen und manchmal auch nachgeben. Sorry. ;-) Ich bin mir sicher, daß auch Steve dieses Problem hatte. Nur hat er sich, wenn es im richtigen Moment darauf ankam, zusammen gerissen...
P.s.: Mache beruflich etwas, das dich interessiert. Dann brauchst du dich auch nicht überwinden.
Bin ich ein Sklave meiner eigenen Begierden? - Ja. Gewissermaßen schon. Wenn ein angenehmes Objekt auftaucht, entsteht Gier, wenn ein unangenehmes Objekt auftaucht entsteht Ablehnung (Hass) und wenn ein weder angenehmes noch unangenehmes Objekt auftaucht entsteht Zweifel.
Das Dumme an der Sache ist: Ob Du ein Ding willst oder nicht-willst, das entscheidet sich im Wahrnehmungsprozess schon ziemlich weit am Anfang, also noch bevor Du dir des Objekts wirklich bewusst bist.
Nachlesen kannst Du das hier. Ist aber ziemlich schwere Kost:
http://www.abhidhamma.de/txt_abhiA_index.html
Du findest entsprechende Aussagen in Kapitel 9, etwa 26. Absatz, Stichwort/Suchwort: Luftballon
Also, ich bin deutlich jünger als du gerade mal 16, aber so ein "Gefühl" hatte ich auch schon mal. Ich hatte eher so ein Gefühl, dass ich etwas tun müsse und hatte danach Gewissensbisse weil ich dieses etwas eben nicht getan hab. Ich habe lange überlegt was es ist, habe mehr für die Schule getan, bin zum Sport gegangen und und und.. Aber letztendlich war es meine Religion, die mich mich "komplett" fühlen gelassen hat. Ich weiß nicht wie es bei dir aussieht, aber obwohl ich halt den Glauben habe, bin ich meinen religiösen Pflichten nicht nachgegangen. Das war wie eine Lücke in meinem Leben, welche Religion ich praktiere spielt dabei keine Rolle. Diese Begierden von denen du sprichst habe ich auch, ich schaue zig Filme am Tag und gehe "schwachsinnigen" Dingen nach. Das habe ich nicht ändern können, obwohl ich der Meinung bin mein Leben so zu verschwenden. Aus deinem Text hab ich entnehmen können, oder mir kommt es zumindest so vor, als wärst du wirklich schlau, also jemand der zu viel über etwas machdenkt. Das kann auch das Problem sein, je mehr du durchdenkst, dass du deinen Tag verschwendest, umso mehr scheint es letztendlich auch so.
Versuch dich locker zu machen. Das, was du so verschämt und mit Anführungszeichen "Begierden" nennst, ist völlig normal. Es sollte dir deswegen auch kein schlechtes Gewissen bereiten.
Ich finde den Gedanke schrecklich, einfach nur schrecklich, dass du dich am liebsten als optimal funktionierende Maschine sehen würdest. Das halte ich für eine extrem ungesunde Haltung, die deiner Psyche und damit dir schweren Schaden zufügen kann.
Nimm dir nicht die Lebenslust. Schon gar nicht in der, nun ja, Blüte deiner Jugend.
Ansonsten: Ich empfehle dir die Antwort von quopiam und wünsche dir alles Gute!
earnest