Ausbildungsvergütungswunsch ändern?

2 Antworten

Guten Abend,

es gibt in Deutschland eine Mindestausbildungsvergütung, die von jedem Unternehmen gezahlt werden muss. Kann auf der Seite vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ermittelt werden. Falls es einen Tarifvertrag in deiner Branche gibt und der AG Mitglied im Arbeitgeberverband ist, dann muss er den Tariflohn zahlen (oder mehr). Ist er nicht Mitglied, dann darf er maximal 20% weniger zahlen als den Tariflohn.

Aber ich würde dir eher abraten, die Vergütung zu verhandeln, siehe bitte zu, dass du einen sehr guten Ausbildungsbetrieb findest. Das sind himmelweite Unterschiede. In schlechten Ausbildungsbetrieben lernst du nichts, in sehr guten Betrieben stehen die alle Wege danach offen. Sehr gut Arbeitgeber zahlen dir auch teure Weiterbildungen etc.

Gruß

Marc

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

evilsanha 
Fragesteller
 16.12.2022, 21:44

Hey, danke für deine Antwort! Ich hab mich bei mehreren Unternehmen beworben natürlich, einige hatten schon einen Tarifvertrag in der Ausschreibung angegeben, einige nicht. Über die Mindestausbildungsvergütung weiß ich Bescheid, hab mich an der für das Jahr 2023 orientiert. Wie gesagt, ob das Unternehmen, um das es sich gerade handelt, unter einem Tarifvertrag steht, weiß ich nicht. Aber gut, verhandeln streiche ich, das habe ich verstanden. Möchte noch anmerken, dass ich nicht selber auf die Idee gekommen bin, eine Gehaltsvorstellung anzugeben, die Angabe war gewünscht.

Was meinst du denn mit einem sehr guten Betrieb? Was ist ausschlaggebend für solch einen? Bei Ausschreibungen steht zum Beispiel manchmal, ob der Ort geprüfter Ausbildungsbetrieb ist, was für mich ein gutes Kriterium ergibt. Oder auch Bewertungen auf Kununu. Auch positiv ist, denke ich, wenn die Unternehmen angeben, dass man rund um die Uhr von Ausbildern betreut wird. Was würdest du sagen?

Schönen Abend und danke nochmals, es hat mir geholfen!

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JimmyDean187  16.12.2022, 22:13
@evilsanha

Verlass dich bitte nicht auf irgendwelche Zertifizierungen. Alles gekaufter Mist, der nichts aussagt. In allen Bereichen. Ich würde dir raten, mal in eine Berufsschule zu gehen und dort mit Lehrern zu reden. Die bekommen eine ganze Menge mit, welche Betriebe eine gute Ausbildung bieten. Gute Betriebe sind beispielsweise: Daimler Benz, VW, Allianz, EDEKA, REWE....Unterhalte dich mit Auszubildenden aus den Betrieben. Es gibt leider viele schlechte Ausbildungsbetriebe da draußen, wo du nichts lernst und nur Hilfstätigkeiten ausübst. Hier ein paar Tipps für gute Betriebe:

1 Betriebsunterrricht in der Stellenausschreibung: Gute Unternehmen bieten meistens Betriebsunterrricht an. Das heißt, dass du während deiner Arbeitszeit 1,5-2 Stunden in der Wochen extra Unterricht bekommst. Dafür werden oft Berufsschullehrer eingestellt. Daran sieht man schon mal, dass die Ausbildung einen hohen Stellenwert im Unternehmen genießt.

2 Weiterbildungsangebote/Karrieremöglichkeiten nach der Ausbildung. Gute Unternehmen bieten ihren Auszubildenden auch berufliche Perspektiven nach ihrer Übernahme an.

3 Schau dir gut das Marketing der Unternehmen an. Gute Unternehmen investieren auch in ein gutes Auswahlverfahren. Und achte beim Vorstellungsgespräch auf ein professionelles Verhalten der Unternehmen. Wenn die deine Unterlagen nicht gelesen haben oder sinnlose Fragen stellen, dann weißt du auch, dass da nicht mehr viel kommt in der Ausbildung. Handgeschriebene Bewerbungen einzureichen ist bei den meisten guten Unternehmen nicht mehr üblich. Schau dir die Internetseite des Unternehmens an: Wenn die sich da keine Mühe gegeben haben und einen schlechten Auftritt hinlegen, dann lass die Finger davon.

4 Versuche auch mal mit Auszubildenden der Unternehmen in Kontakt zu treten. Vielleicht mal in Foren eine Kontaktanfrage stellen oder bei Ausbildungsmessen konkret nachfragen...

5 Schau dir bitte sehr genau an, ob dein Ausbildungsberuf noch eine Zukunft hat. Beispiel: Kassiererin. Den Beruf der Kassiererin wird es wahrscheinlich in 10 Jahren nicht mehr geben. Den Fachlageristen vermutlich auch nicht, da Roboter diesen ersetzen werden.

So, genug gelabert;) Viel Erfolg wünsche ich dir:)

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Die Ausbildungsvergütung steht in der Regel nicht zur Verhandlung. Da diese bereits im Vorfeld durch die entsprechenden Branchenvertreter vertraglich festgelegt ist, sofern es sich denn um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf handelt.

Seit 2020 ist das auch im Berufsbildungsgesetz geregelt bzw. wird dort als Mindest-Ausbildungvergütung bezeichnet (§ 17). Für das Erste Ausbildungsjahr sieht dies eine Vergütung von mindestens 550€, für das Zweite 585€ und für das Dritte von 620€ vor. Es kann natürlich zu branchenüblichen Unterschieden kommen. So bekommt z.B. ein Azubi zum Bankkaufmann eine höherer Vergütung als ein Azubi zum Friseur/in

Außerdem ist man als Azubi in der Regel nicht in der Position irgendwelche Forderung zu stellen was die Gehaltsvorstellungen bzw. die Vergütung betrifft, da man weder über entsprechende Qualifikation noch Erfahrung verfügt. Das ist ja Sinn und Zweck einer jeden Ausbildung entsprechende Kenntnisse und Qualifikation zu erwerben.

Fragen nach Gehaltsvorstellungen kommen erst später, wenn man über entsprechende Qualifikation und vor allem über entsprechende Berufserfahrung verfügt. Überzogene Gehaltsvorstellungen sind nicht selten ein Ausschlusskriterium. Zum Anfang muss man sich erstmal mit den branchenüblichen Gehältern zufrieden geben.

Als Azubi gleich Mal mit Gehaltsvorstellungen bzw. Forderungen zu kommen, wird beim Ausbilder bzw. Vorstellungsgespräch wahrscheinlich nicht den allerbesten Eindruck hinterlassen.


Xandros0506  16.12.2022, 19:21

dann wären Tarifverträge sinnfrei, in denen auch die Ausbildungsvergütungen verhandelt wurden.

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JulietteLima  16.12.2022, 20:11
@Xandros0506
Wann gilt kein Tarifvertrag?
Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, dass die bloße Existenz eines Tarfivertrages für die eigene Branche eine Bezahlung nach Tarif bedeutet. Es gilt: So lange weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer tarifgebunden sind, existiert für den Arbeitgeber keine Pflicht, sich hinsichtlich der Arbeitszeit oder des Gehalts daran zu orientieren. Es können dann auch schlechtere Konditionen ausgehandelt werden.

Quelle: https://karrierebibel.de/tarifvertrag/

Kann man seine Ausbildungsvergütung verhandeln?
Du musst deinen Gehaltswunsch, den du bereits in deinem Anschreiben verfasst hast, begründen können. Das gilt aber nur für angehende Fachkräfte! Auszubildende dürfen im Vorstellungsgespräch nicht über ihr Gehalt verhandeln! Da die Beträge der Azubi Vergütung bereits im Vorhinein festgelegt sind.

Quelle: https://www.aubi-plus.de/bewerbung/vorstellungsgespraech/gehaltsverhandlung/

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evilsanha 
Fragesteller
 16.12.2022, 22:03

Hey, danke dir für die Antwort! Mein Ausbildungsberuf ist staatlich anerkannt (Industrie- und Handelskammer), ich habe auch wie bereits erwähnt durchschnittliche Vergütungen im Netz finden können, an denen ich mich orientiert habe. Ich war auch irritiert, dass ein Unternehmen die Azubis nach einer Gehaltsvorstellung fragt - ich hab gegoogelt und dort wurde geraten, die Frage nach dem Gehalt nicht bewusst zu umgehen, da dies schlecht auffallen könnte. Hab jetzt im Nachhinein das Gefühl, dass dieses Bewerbungsportal garnicht separat für Azubis zur Verfügung stand... Dachte, alles wäre vom Unternehmen genau so eingerichtet, wie es gedacht war. Hab jetzt wohl erstmal für den Rest des Jahres ein schlechtes Gefühl, weil ich negativ aufgefallen bin 🙃 mal schauen, was das Vorstellungsgespräch bringt.

Aber danke dir nochmal, es hat mir geholfen.

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