Altkatholisch vs. Frei?

7 Antworten

Freikirche ist so ein weit gefasster Begriff... da kann man unmöglich pauschal sagen, wofür und wogegen sie stehen...

https://de.wikipedia.org/wiki/Freikirche

Vielleicht liest du dir erst mal diesen Artikel durch. Das beantwortet vielleicht ein wenig die Frage nach der Freikirchlichkeit der Altkatholiken.

Deine Frage hat schon einen Fehler in sich: es gibt keine "Freikirche" als "eine Kirche". Es gibt Gemeindeformen, die sich als freikirchlich im Gegensatz zu Volkskirchlich verstehen, aber das sind ganz unterschiedliche theologische Richtungen. Deshalb kann man das auch nicht so beantworten. Pfingstler sind Freikirchler, Baptisten sind Freikirchler, Brüdergemeinden sind Freikirchen und alle möglichen anderen Richtungen auch.

http://www.alt-katholisch.de/information/alt-katholisch-alt-katholisch.html

Wenn du dich über die alt-katholische Kirche informieren möchtest, ist deren HP sicher eine gute Adresse. Da wäre es wahrscheinlich hilfreich, wenn du dich mit den synodalen Strukturen und was das in der Praxis heißt, auseinander setzt.

Offener, toleranter und moderner als katholische oder evangelische Kirche? Die Frage ist in meinen Augen schon lustig....wann hast du dich das letzte Mal mit der ev. Kirche beschäftigt? Ich weiß ja nicht im Gebiet welcher Landeskirche du wohnst, aber NOCH toleranter? Was genau schwebt dir denn da vor?

Der Vergleich ist schwierig, weil sich viele verschiedene Kirchen (vor allem evangelischer Tradition) selbst als Freikirche bezeichnen. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie schon früh die staatliche Bindung der offiziellen evangelischen Landeskirchen ablehnten (bis 1918 war der jeweilige Fürst in evangelischen Länder Deutschlands das nominelle Oberhaupt „Summus Episcopus“ seiner Landeskirche).

Unter den Freikirchen gibt es welche, die äußerlich sehr modern sind, bei denen der Gottesdienst eher einem Pop/Rockkonzert gleicht und viele junge Leute mitfeiern, und sehr traditionsbewusste, wie die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche SELK. Und es gibt darunter Kirchen, die ein sehr zeitgenössisches Welt- und Gesellschaftsbild haben, und z.B. homosexuelle Paare segnen, und welche die das komplett ablehnen, weil es gegen bestimmte Bibelpassagen verstoße. Diese beiden „Achsen“ für Modernität sind aber komplett unabhängig, die moderne Form bedingt nicht automatisch eine moderne Lehre und umgekehrt.

Zu meiner, der Alt-Katholischen Kirche: Wie sie entstanden ist, haben andere schon geschrieben. Recht aktuell ist, dass die letzte Synode (=Bistumsversammlung mit dem Bischof, der Generalvikarin, allen Pfarrerinnen und Pfarrern sowie etwa doppelt so vielen in den Gemeinden von allen Mitgliedern gewählten Laien) im November 2021 beschlossen hat, dass im Kirchenrecht gar nicht mehr zwischen den verschiedenen Konstellationen der staatlichen Ehe unterschieden wird. Wenn es also eine Vorgabe gibt, dass in den Kirchenvorstand einer Gemeinde niemand gewählt werden kann, der mit dem Pfarrer bzw. der Pfarrerin verheiratet ist, gilt das unabhängig davon ob es ein Mann oder eine Frau ist. Auch der Ablauf, wenn ein Paar vor den Traualtar tritt, soll sich künftig nicht mehr unterscheiden. Es wird gerade eine neue Textsammlung dafür erarbeitet, die verschiedene Vorschläge z.B. für die Bibellesungen enthält, und wenn ein heterosexuelles Paar am liebsten die Geschichte von David und Jonathan hören möchte („und er liebte ihn wie sein eigenes Leben“), dann ist das völlig in Ordnung.

Ach ja, noch zur Frage, ob diese Kirchen zum Christentum gehören: Zumindest berufen sich fast alle Institutionen, die das Wort „Kirche“ benutzen, grundsätzlich auf das Christentum. Ob sie das dann auch im Einzelfall wirklich erfüllen, darüber kann man streiten, vor allem wenn man selbst sehr starke Vorstellungen hat, wie „das richtige“ Christentum auszusehen habe. Ein guter Hinweis dazu ist jedenfalls die Mitarbeit im Weltkirchenrat und in Deutschland in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (siehe Wikipedia 1.1 Mitglieder). Die Alt-Katholische Kirche ist darüber hinaus mit der Anglikanischen Weltgemeinschaft, u.a. der Church of England, und der Schwedischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in voller Kirchengemeinschaft verbunden. Das heißt, dass man gegenseitig anerkennt, dass die andere Kirche alles wesentliche richtig macht, und darum wechselseitig auch die Ämter anerkannt. Als die englische Kirchengemeinde in meiner Stadt gerade keinen eigenen Pastor (vicar) hatte, hat mein alt-katholischer Gottesdienst ab und zu am Sonntag dort die Vertretung übernommen. Er musste dafür natürlich die Predigt auch auf Englisch halten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
  • Der Unterschied liegt vor allem in der Geschichte, die altkatholische Kirche entstand durch die Kirchenspaltung, eine Freikirche kann heute zumindest theoretisch jeder gründen. Freikirchen müssen auch nicht katholisch sein, es gibt auch evangelische.
  • Keine von beiden, weil es "böse" und von Gott nicht gewollt ist, buhu.
  • Nein. Aussteiger aus Freikirchen erzählen immer wieder über sektische Zustände, mussten vielleicht den Kontakt zur Familie abbrechen, als sie ausgetreten sind, hatten als Kind nie Kontakt zu Aussenstehenden.
  • So modern, wie Religiöse eben sein können, also so 14. Jahrhundert.
  • Es gibt katholische, evangelische Freikirchen usw.

hutten52  07.04.2018, 15:45

Es gibt keine katholischen Freikirchen, das wäre ein Widerspruch in sich.

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Raubkatze45  07.04.2018, 18:45

Freikirchen müssen nicht katholisch sein, es gibt auch evangelische

Katholische Freikirchen gibt es grundsätzlich nicht ! Sie sind immer der protestantischen Richtung zugehörig.

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Die Halbkatholische Kirche ist eine Halbe Freikirche. Sie macht zwar von ihrem Heberechte Gebrauch, ist aber ansonsten eher um eine Distanz zu Vater Staat bemüht (im Gegensatze zu rk. und ev.).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

oaush  22.02.2022, 15:04

Das stimmt so nicht, mal abgesehen davon, dass „halbkatholische Kirche“ nicht wirklich als Begriff existiert. Die Alt-Katholische Kirche war von Anfang an durchaus um ein gutes Verhältnis zum Staat bemüht. Das zeigt sich auch daran, dass einige Alt-Katholische Pfarrkirchen seit fast 150 Jahren Dauerleihgaben aus staatlichen Besitz sind (z.B. Mannheim, Freiburg). In der NS-Zeit hat sich unsere Kirche oder jedenfalls ein zu großer Teil davon sogar leider sehr an die Machthaber herangeschmissen und versucht, eine deutsche Nationalkirche zu werden. Heute ist die Alt-Katholische Kirche auch einfach zu klein, um groß mit dem Staat zu kooperieren.

Recht frei ist sie aber natürlich in dem Sinn, dass sie vom Papst unabhängig ist und ihren bischöflich-synodalen Weg eigenständig voran geht.

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