Verstört von eigenem Sexleben?
Hallo Zusammen,
ich bin weiblich, 20 und habe regelmäßig ziemlich heftigen sex mit meinem Freund. Wir beide stehen da total drauf, er dominiert gerne und ich eben nicht. Unsere Praktiken gehen wirklich in harte BDSM Richtungen über und irgendwie verstört es mich teilweise selbst. Ich bin eigentlich ziemlich anständig und versuche immer richtig zu handeln, vor allem ist mir meine Charakterbildung und meine Handlungen super wichtig. Deshalb bin ich so im Zwiespalt, da mein Körper total darauf abfährt, mein Kopf ist in den Momenten auch dabei aber sobald ich drüber nachdenke frage ich mich schon was mit mir nicht stimmt. Ich bin sonst eher sehr sensibel auch was meinen konsum und meine Gefühle angeht, aber dann gibt es diese Seite an mir die so ganz gegenteilig ist.
Manchmal frage ich mich, ob ich vielleicht irgendwas damit kompensieren möchte oder mich dabei selbst bestrafe, da ja auch immer ich die unterwürfige Rolle spiele. Und ich plötzlich Schmerzen empfinden möchte und es mag zu leiden (?)
Meine Kindheit war wirklich auch nicht gut und von Gewalt geprägt. Könnte das zusammenhängen? Oder ist das normal. Fühlt sich jemand ähnlich, oder kennt sich aus?
Vielen Dank schonmal!
7 Antworten
Es kann durchaus mit den Erfahrungen der Vergangenheit zusammenhängen, dass du der devoten Seite zugeneigt bist und geführt wirst. Aber in der Partnerschaft kommt noch hinzu, dass in einer wie von dir geschilderten Beziehung der dominante Part die Verantwortung für seine Spielpartnerin und ihr Wohlergehen hat. Wenn das bei euch der Fall ist und du dich in deiner Rolle einschl. „angenehmer“ Schmerzempfindung wohl fühlst, sollte es (hoffentlich) nicht problematisch sein. Ich rate dir aber, mit deinem Partner über die Situation zu reden, damit er um deine Gefühlslage weiß.
Bin zwar deutlich jünger als du M 17 und mag es Frauen im Bett zu erniedrigen und zu dominieren. Ob es versohlen ist oder dominantes Dirty Talk etc . Ich denke, dass ist einfach deine Vorliebe und es muss nicht immer mit deiner Vergangenheit zu tun haben. Ich hatte eine tolle Erziehung und habe diese Vorliebe trotzdem…
- Sadomasochistische Praktiken machen einen nicht zum Freak. Ich möchte nicht wissen, wie viele Prominente da draussen nach aussen ein ganz normales Leben führen, mit sich selbst im Reinen, und beim Sex die dominante oder unterwürfige Rolle geniessen. Das kommt häufiger vor, als man denkt und ich finde nicht, dass man sich im Jahr 2023 dafür noch schämen müsste.
- Wenn es euch beiden Spass macht, warum nicht? Entscheidend ist, dass man sich durch die Rolle, die man im Sex einnimmt, nicht definieren lässt. Schmerzen zufügen im Rahmen von Lust und Sex ist eine Sache, in anderen Situationen wie Streit aber eine ganz andere, komplett abzulehnende und inakzeptable Sache. Bloss weil du die devote Rolle beim Sex geniesst, musst du das nicht auchim Beruf sein. Solange dein Freund dich respektiert, warum nicht.Entscheidend ist immer gegenseitiges Einvernehmen und somit klar definierte Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen (Stichwort Codewort, welches Praktiken sofort beendet ( Merke, Meer oder Mehr ist ein ungünstiges Codewort).
Meine Kindheit war wirklich auch nicht gut und von Gewalt geprägt. Könnte das zusammenhängen? Oder ist das normal.
Wenn man in der Kindheit Gewalt erfahren hat, so kann es durchaus Einflüsse aufdas weitere Leben, auch das Sexualleben, haben. Diesbezüglich würde ich empfehlen, mal einen Psychologen oder Psychiater zu kontaktieren. Es ist niemals verkehrt, traumatische Ereignisse aus der Kindheit mit professioneller Hilfe zu besprechen. Es kann so leichter sein, diese zu verarbeiten.
Ich würde einfach sagen, mach dir keine Gedanken darüber. Es ist, wie es ist. Und wenn es für euch beide passt, um so besser. Es ist nichts verbotenes. Ihr schadet niemanden. Ihr schadet auch nicht euch selbst.
Ich bekomme bei deiner Frage ein ziemlich deutliches Bild:
Du bist eine sehr liebevolle und bewusste junge Frau und deine größte Sehnsucht ist, deine Liebesfähigkeit vertrauensvoll ohne Angst vor Missbrauch oder Ausnutzung in das Leben einzubringen.
Genau dieses fehlende Vertrauen ins Leben und in andere Menschen, das in der Beziehung zu deiner Mutter nicht stabil genug entstehen konnte, ist für dich aber ein wichtiges Grundbedürfnis für eine angstfreie Existenz, denn nur so kannst du auch lieben und dich lieben lassen.
Um deiner Psyche auf der tiefsten Ebene klarzumachen, dass Vertrauen doch möglich ist und du es auch leben kannst, suchst du immer wieder Situationen, die dein volles Vertrauen erfordern und dir zeigen, dass du vertrauen und als Folge davon lieben kannst und darfst.
Ich finde du bist auf einem tollen Weg in Richtung Ganzheit und Menschlichmkeit.