Mussten Königinnen bis zur Hochzeit Jungfrau sein?

1 Antwort

Ich frag mich ob auch Königinnen nach dem Mittelalter nach zwanghaft Jungfrau bis zu Ehe sein mussten

Weder im Mittelalter noch später war das eine conditio sine qua non. Gewiss, die Kirche befürwortete die Bewahrung der Jungfräulichkeit bis zur Ehe, aber das galt grundsätzlich für die Ehen aller Schichten.

In der Praxis aber gab es Wichtigeres: die Mitgift bzw. politische Freundschaften und Bündnisse.

Zwei prominente Beispiele seien kurz erwähnt:

Eleonore von Poitiers Herzogin von Aquitanien heiratete zuerst den französischen König Ludwig VII., dann König Heinrich II. von England. Ausschlaggebend waren ihre Besitztümer, denn der französische König war auf das kleine Gebiet um die Ile-de-France beschränkt und gewann nun umfangreiche Ländereien hinzu; auch die englischen Könige verfügten auf dem Festland bzw. in Frankreich nach der Heirat nicht mehr nur über die Normandie, sondern nun auch über Eleonores umfangreiche Besitzungen.

Heinrich VIII., der wegen seiner vielen Ehefrauen bis heute berüchtigt ist, heiratete 1543 Catherine Parr - er war bereits ihr dritter Ehemann!

In Adelskreisen, daher auch in monarchischen Familien, war es nicht unüblich, durch die Heirat mit wohlhabenden Witwen den eigenen Besitz zu mehren. Das war wichtiger als Jungfräulichkeit!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.