1) Mir fällt erstmal nur eine Stelle ein aus Grímnismál, einem Agnarr wird versprochen, einmal "Gotna landi" zu beherrschen, also das "Land der Goten". Allerdings ist mir unklar, welches Gebiet genau gemeint ist, entweder "Götaland" (Südschweden) oder "Gotland" (eine Insel, welche zu Schweden gehört) oder womöglich eine Vorstellung eines "gotischen" Landes in Nordpolen oder sonstwo weiter im Süden.
Und zwar sagt dies Odin zu Agnarr, weil dieser der einzige war, der ihm etwas zu essen und zu trinken gab, als er acht Nächte zwischen zwei Feuern gefangen gehalten wurde.
https://en.wikipedia.org/wiki/Agnarr_Geirr%C3%B6%C3%B0sson
"Átta nætr sat ec milli elda hér,
svá at mér mangi mat né bauð,
nema einn Agnarr, er einn scal ráða,
Geirroðar sonr, Gotna landi."
Acht Nächte saß ich zwischen Feuern hier,
so dass mir niemand Mahl nicht bot,
außer allein Agnarr, der eines Tags soll herrschen,
Geirröds Sohn, der Goten Land.
Agnarr soll das Erbe von Geirröd angetreten haben, allerdings war dieser ein "Sagenkönig", keine historische Figur. Der Kampf gegen die Goten war im Norden ein noch sehr spät gebrauchtes Bild - selbst in der späteren dänischen Nationalhymne wurde noch gegen "die Goten" gekämpft (obwohl es eigentlich keine mehr gab).
2) Ansonsten gibt es natürlich viele Prophetien, zum einen die um Ragnarök ("Götterdämmerung") und danach die um die "Neue Welt", denn nach dem Untergang der alten Götter soll es eine neue Welt geben, beschrieben wird darin ein Wasserfall und ein Adler. (Ende des Textes Völuspá)
Auch wird gesagt, dass Baldur wiederkommen wird. Baldur war ja zuvor gestorben (die Sache mit dem Mistelpfeil...).
Die Edda kennt sehr viele Orte, allerdings sind die meisten von ihnen nicht lokalisierbar, sie sind eher mythologisch zu sehen. (so wie "Nibelheim" oder "Muspellsheim") Manchmal stehen die Orte für bestimmte archetypische Eigenschaften.
Nibelheim (daher auch "Nibelungen") steht für den Nebel, die Kälte, das Eis oder den Winter. Muspellsheim steht für Vulkanismus und Feuer (daher auch "Muspilli", eine althochdeutsche Dichtung). Andere Orte stehen für Wasser, wiederum andere für das Glück (Gladsheim, das auch mit "Frohheim" übersetzt wird), es gibt "Elbenheim", "Helheim" usw.
Aber reale Orte kann man diesen meist nicht zuordnen.
3) Eine Sache fällt mir noch ein: Reidgotaland wird erwähnt, womöglich wurde damit das Weichselgebiet gemeint (die Weichsel fließt durch Polen). Land der "Reitgoten" - vielleicht sind damit die Ostgoten gemeint, dazu passt, dass auch Theoderich (der Ostgote) im Norden erwähnt wird. (Runenstein von Rök).
Das wird aber eher erzählend verwendet, weniger prophetisch. Auch wird "Hunaland" (Hunnenland) als Begriff benutzt. Ob damit Ungarn oder ein anderes Gebiet weiter nördlich gemeint ist (Gebiet der Franken), ist nicht so ganz klar. Auch "Saxland" (Sachsenland) wird erwähnt. Dies aber alles in einem epischen (nicht prophetischen) Kontext.
Man darf auch nicht vergessen, dass es damals schon die Trennung in Nordgermanen, Ostgermanen (Goten und andere) und Westgermanen (Franken, Sachsen...) gab. Und die Nordgermanen lagen mitunter im Clinch gegen andere germanische Gruppen.
König Harald "Blauzahn" von Dänemark beendete aber den Clinch gegen die Sachsen (Niedersachsen), auch indem er das Christentum annahm. Und sein Vater Gorm war der letzte dänische Herrscher, der noch den germanischen Göttern huldigte.