Was ist die Christliche/Biblische Perspektive auf Homosexualität?

8 Antworten

Fangen wir mit der Genesis und Adam und Eva an. Entgegen vieler Predigten, insbesondere von Katholiken, gings beim sogenannten Sündenfall (Adam, Eva, Schlange, Apfel etc.) nicht um Sex, sondern der Baum, von dem die beiden genascht haben, war der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Erst durch diese Erkenntnis, was gut und böse ist, kann der Mensch ganz allgemein sündig werden und ein schlechtes Gewissen entwickeln. Aber wie gesagt, mit Sex speziell hat das nichts zu tun.

Dann gabs die 10 Gebote. In den 10 Geboten kommt Sex auch nicht direkt vor. Indirekt kommt im 10. Gebot lediglich vor, dass man sich von einer verheirateten Frau oder der Sklavin eines anderen fernhalten soll.

In den weiteren Gesetzen des Mose, die aber so sowieso nicht für Christen gültig sind, wird noch weiter erlassen, dass eine verheiratete Frau nicht fremd gehen darf, dass aber der Mann sich neben seiner Frau auch noch Sexsklavinnen halten darf. Gleichgeschlechtlicher Sex wird aber streng verboten.

Jesus hat sich in seiner Lehre weitgehend aus dem Sexleben völlig rausgehalten. Lediglich indirekt lässt sich aus seiner Goldenen Regel "Alles nun, was ihr wollt, daß die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten." ableiten, dass wer in einer Beziehung lebt und von seinem Partner Treue fordert, diesem ebenfalls treu zu sein hat.

Geschildert wird im NT ein Fall, dass eine Frau, die wegen Fremdgehens gesteinigt werden sollte, von Jesus davor bewahrt wurde ("Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein"). Anschließend verzieh er ihr und ermahnte sie lediglich, das Fremdgehen in Zukunft bleiben zu lassen. Selber hielt sich Jesus auch nicht an die jüdischen "Enthaltungsregeln" sondern genoß gutes Essen und Trinken mit den Steuereintreibern und käuflichen Damen zusammen während des Sabbaths. Ansonsten sei noch darauf verwiesen, dass sich Teile seiner Jünger darüber aufregten, dass er ständig mit Maria Magdalena, seiner "Gefährtin", rumgeknutscht hat (laut den in Nag Hammadi gefundenen apokryphen, von den Katholiken aber verworfenen Schriften).

Im Prinzip hat Jesus nur drei Fälle genannt, die in seinen Augen als unverzeihliche Sünde zu werten sind:

- Lästerung wider den heiligen Geist

- andere daran zu hindern, seiner Lehre zu folgen, also daran zu hindern Gutes zu tun und Böses zu unterlassen

- Ehebruch. Der Ehebruch ist auch die einzige Stelle, wo sich Jesus überhaupt in das Sexualleben einmischt. In heutigen Worten müsste man sagen: „Wer in einer Beziehung lebt, hat treu zu sein“. Ansonsten hat Jesus nichts sexuelles verurteilt, weder Selbstbefriedigung noch Homosexualität noch irgendwelchen Spass, Fetische oder besondere Praktiken. Die Grenze liegt gemäß der Goldenen Regel nur dort, wo andere gegen ihren Willen zu etwas gezwungen werden oder gar beschädigt werden.

In den ersten Jahren nach Jesu Tod bildeten sich im Urchristentum ganz verschiedenen Zweige heraus, die sich in den ersten Jahrhunderten auch noch weiterentwickeln und getrennte Wege gehen konnten. Besonders zu erwähnen wären die Gnostiker oder auch die Manichäer oder Arianer, um nur einige zu nennen.

Eine dieser vielen Richtungen wurde durch Paulus begründet. Paulus führte aber nicht die Lehre Jesu fort sondern er begründete eine ganz neue Lehre. Er machte aus dem Verkünder einer Lehre (Jesus von Nazareth) den Verkündigten einer ganz neuen Lehre (Jesus Christus). Im Mittelpunkt der paulianischen Lehre stand auch nicht mehr das rechte Tun, sondern der rechte Glauben. Nicht mehr die Goldene Regel Jesu stand nun im Mittelpunkt, die wurde ganz zur Seite gedrängt. Paulus formuliert einen ganz neuen Mittelpunkt seiner Lehre: „Wer nicht an die Auferstehung Jesu von den Toten glaubt, für den ist das Christentum hinfällig.“ Nicht umsonst ist daher Ostern bei den Pauluschristen mit der höchste religiöse Feiertag, während es einen Verkündungstag zur Feier der Lehre Jesu bzw. zur Feier der Bergpredigt erst gar nicht gibt.

Die Lehre des Paulus stand aber nicht nur im zentralen Punkt der Lehre Jesu entgegen, er pervertierte die Lehre des Jesus von Nazareth in vielen weiteren Punkten. So lehrte er auch Lust- und Frauenfeindlichkeit, was entgegen der Lehre Jesu steht. In der Lehre des Paulus stand plötzlich auch die Sündhaftigkeit der Welt und der Menschen ganz im Vordergrund und in den Schriften des Paulus wimmelt es plötzlich nur so von Sünden.

Der Zweig des Christentums, den Paulus begründet hat, wurde zur theologischen Grundlage des römischen Katholizismus. Dort pflanzte sich die Pervertierung der Lehre Jesu weiter fort. Es wurde erneut eine Priesterkaste eingerichtet, die nahmen das Volk noch mehr aus, als es die jüdischen Priester je taten, die Lust- und Frauenfeindlichkeit wurde noch weiter getrieben und die Pflicht zu religiösen Riten und Feierlichkeiten wurden noch weiter verschärft. Nicht mehr das rechte Tun stand im Mittelpunkt, falsches Verhalten konnte durch regelmäßiges Beichten und Sündenablass durch einen Priester leicht wieder aus der Welt geschafft werden. Der rechte Glauben wurde in den Mittelpunkt gestellt und wer dem nicht folgen wollte, wurde verfolgt, unterdrückt oder gar ermordet.

Genau diese Katholiken stellten dann im 4. Jahrhundert die Bibel zusammen. Dabei ließen sie nur zu, was ihrer, also der paulianischen Lehre entsprach. Deshalb nimmt Paulus auch einen so ungeheuer großen Raum im Neuen Testament ein. Alle anderen Schriften, die es aus den anderen Zweigen des Urchristentums gab, wurden dagegen verdammt und fast vollständig vernichtet. Zum Glück haben aber doch einige dieser verdammten (apokryphen) Schriften in ihren Verstecken wie z.B. bei Nag Hammadi oder in den Höhlen bei Qumram überlebt. Daher wissen wir heute, dass in diesen von den Paulianern verdammten Schriften, wie z.B. dem Thomasevangelium, das ausschließlich aus wörtlichen Zitaten von Jesus besteht, nichts für aber vieles entgegen der Lehre des Paulus steht. Dort wird von Jesus weder die allgemeine Sündhaftigkeit, die Frauenfeindlichkeit, die Gründung einer Kirche und Priesterkaste, die Lustfeindlichkeit oder die Einhaltung spezieller Regeln gefordert, sondern im Gegenteil, er spricht sich dort sogar ausdrücklich dagegen aus.

Jeder muss selber entscheiden, welchen Weg er gehen möchte:

Den des Jesus von Nazareth und seiner Lehre. Dann tue Gutes. Dann liebt Gott auch dich, nach den Worten Jesu. Dann halte dich von Kirchen, Priestern und religiösen Führern fern, die die Lehre des Paulus vertreten und dir wegen Selbstbefriedigung, Homosexualität, vorehelichem Sex und anderem Sündhaftigkeit einreden wollen.

Oder du gehst den Weg eines frommen Pauluschristen, beachtest die Lehre des Paulus, unterwirfst dich der paulianischen Lehre sowie seinen Nachfolgern, die ihn propagieren, verrätst weiter die Lehre Jesu, und hast weiterhin ein schlechtes Gewissen wegen deiner angeblichen Sündhaftigkeit. Du verdirbst dir damit das irdische Leben, und kommst dadurch nach den Worten des Paulus in den Himmel, wirst aber nach den Worten Jesu damit garantiert nicht das Himmelreich erlangen.

Homosexuelle Handlungen werden in der Bibel negativ betrachtet und verteufelt. Daraus kann man leiten, dass Homosexualität verboten ist.

Die Kirche war in der Vergangenheit gegen Homosexualität. Teilweise ist sie es immer noch.


Raubkatze45  09.04.2023, 09:08

Um es klar auszudrücken: Homosexualität wird von der Kirche nicht als Sünde dargestellt. Man kann damit heilig werden. Gemeint sind homos. Handlungen.

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Mayahuel  09.04.2023, 10:57
@Raubkatze45
Homosexualität wird von der Kirche nicht als Sünde dargestellt.

Das Konzept Homosexualität gibt es erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Man kann schwer etwas verurteilen, was Jahrtausende unbekannt war.

Gemeint sind homos. Handlungen.

Yep. Von mehr hatten die Menschen damals auch keine Ahnung.

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Im Christentum wird das Thema Homosexualität unterschiedlich gesehen. Manche Christen verdammen Homosexualität komplett, sehen sie als Krankheit und sind für Konversionstherapien. Andere Christen fordern nur eine lebenslange Keuschheit.

Und andere Christen haben mit LGBT kein Problem. Darunter alle 20 evangelischen Landeskirchen, die eine gleichgeschlechtliche Segnung/Trauung anbieten:

https://de.wikipedia.org/wiki/Segnung_und_Trauung_gleichgeschlechtlicher_Paare#Europa

Auch die Bibel wird unterschiedlich ausgelegt:

Historisch-kritische Ausleger betonen dagegen, dass die Bibel Homosexualität als individuelles Identitätsmerkmal, festgelegte Konstitution oder Orientierung nicht kenne und homosexuelle Handlungen nur als Teil von Fremdkulten, als Vergewaltigung, Prostitution und außereheliche Promiskuität verbiete.
Deshalb ist umstritten, ob und wieweit diese Texte für die heutige Sexualethik herangezogen werden können

https://de.wikipedia.org/wiki/Bibeltexte_zur_Homosexualit%C3%A4t

Hier sind zwar 2/3 aller katholischen Gemeinden sogenannte "Regenbogen-Gemeinden" und hassen mittlerweile den Vatikan, aber die Lehrmeinung ist eigentlich klar und gründet auf dem Römerbrief des Apostels Paulus.

Hier ein paar Stimmen aus der katholischen Kirche in Deutschland:

Meine Gemeinde: https://st-gregor-von-burtscheid.de/Unterm-Regenbogen/

Die Bewegung dagegen: https://tfp-deutschland.de/kampagne/SWStoppen.html

Und der Diskurs dazwischen: https://www.katholisch.de/artikel/25801-dieser-wenn-der-synodale-weg-scheitert-werden-wir-zu-einer-sekte

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrungen mit Gott und Christentum

Raubkatze45  09.04.2023, 15:30

Die Lehrmeinung gründet nicht auf den Lehrbriefen des Apostels Paulus und den Stellen im Buch Levitikus, sondern allein auf dem Schöpfungsbericht. Danach hat Gott Mann und Frau erschaffen, die sich voneinander unterscheiden und deshalb auch ergänzen können. Mann und Mann, Frau und Frau sind im Schöpfungsplan nicht vorgesehen. Ebenso sind Mann und Frau befähigt, Vater und Mutter zu werden. Ansonsten wird ein Kind zwei Väter oder zwei Mütter haben. Ist das das neue Modell von Familie?

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vanOoijen  09.04.2023, 21:40
@Raubkatze45

Bezüglich Mann&Frau hast Du Recht.

Der Römerbrief befasst sich dagegen mit Homosexualität.

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Moses 20,13

Wenn ein Mann bei einem Mann liegt, als würde er bei einer Frau liegen, so haben sie beide einen Greuel begangen, und sie sollen unbedingt getötet werden; ihr Blut sei auf ihnen

1 Korinther 6,9

Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Homosexuelle.

Römer 1,27

Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn bei ihnen haben Frauen den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen;

28

desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Männer mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen.

29

Und wie sie es für nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, hat sie Gott dahingegeben in verkehrten Sinn, sodass sie tun, was nicht recht ist

Röm 1,32 Sie erkennen, dass Gottes Rechtsordnung bestimmt: Wer so handelt, verdient den Tod

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Überzeugter orthodoxer-Christ☦︎

femboytobi  11.04.2023, 20:55

Die ganzen Verse die vermeintlich von Homosexualität handeln beziehen sich nicht auf die Homosexualität sondern auf Männer die ihre Frauen betrügen mit einem Mann oder um Männer die anderen Männer aus Macht vergewaltigen. Mit Homosexualität hat das aber rein garnichts zutun

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femboytobi  12.04.2023, 19:57
 noch Homosexuelle

Das steht nicht in der Bibel du heuchler.

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DefendOrthodoxy  12.04.2023, 20:22
@femboytobi

Doch manche Übersetzungen übersetzen mit "Homosexuelle"

Anderen mit Lustmolchen oder Weichlingen.

Alles bedeutet dasselbe.

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