Warum ist die AfD im Osten stärkste Kraft?

9 Antworten

Der Osten hat während der DDR-Zeit wirtschaftlich gelitten, während die BRD auf einem Höheflug war. Die USA stärkten das kapitalistische Bollwerk Westdeutschland während Ostdeutschland von den Sowjets erst ausgenommen und dann zum Opfer der fehlerhaften Planwirtschaft und Unterdrückung wurde.

Nach der Wiedervereinigung erhofften sich die Menschen im Osten unterstützung durch die Politik der gemeinsamen Regierung, man erhoffte sich aufzuschließen und den gleichen Wohlstand wie der Westen zu genießen doch wartet in den ländlichen Regionen bis heute vergebens.

Es sind nahezu keine großen Unternehmen im Osten angesiedelt, es gibt mehr Arbeitslosigkeit und der generelle Lebensstandard ist niedriger.

Die Leute fühlen sich von der aktuellen Regierung vernachlässigt und ignoriert und mit der aktuellen Inflation wird das sicher noch um einiges schlimmer. Die AfD verspricht gerade Menschen aus der mittleren und ärmeren Gesellschaftsschicht eine Besserung und ihr Programm entspricht, wenn man es rein wirtschaftlich betrachtet, tatsächlich am ehesten ihren Vorstellungen. Ob das, sollte die AfD tatsächlich gewählt werden auch eintritt ist natürlich eine andere Frage aber das ist zugegebenermaßen bei anderen Parteien nicht besser.

Das Gefühl vernachlässigt und unfair behandelt zu werden ist politisch immer eine riskante Sache und kann oft zu Frust- und Protestwahlen führen. Das Ausschließen der AfD durch andere Parteien und Medien bestärkt deren Image, da sich benachteiligte Bürger nur umso mehr mit der "Underdog"-Partei identifizieren können. Kommt dann noch Angst dazu geht das Wahlverhalten auch gerne in die extreme, das merken natürlich auch die entsprechenden Parteien und eine AfD rückt damit nur noch weiter nach rechts.

Wer Angst vor einem Rechtsruck hat sollte sich Mal ernsthaft fragen, was der Grund dafür ist. Vor 90 Jahren hat man nicht gewählt weil rechts sein gerade so cool war oder weil man hyped auf einen Weltkrieg war, sondern weil eine gewisse Partei dem wirtschaftlich angeschlagenen Deutschland wieder Wohlstand versprochen hat. Auch wenn die Absichten des Regimes damals deutlich zu erkennen waren, war es den Menschen egal, denn es versprach wirtschaftlichen Aufschwung und in Kombination mit geschickter Propaganda und Feindbildern ist es dann passiert.

Wer Leute für ihre Wählen aber nur als dumm bezeichnet und sich im Netz nur über ihre "Blödheit" aufregt anstatt über die Hintergründe zu reden bestärkt genau jenes berüchtigte Feindbild und bietet einen Nährboden für (Rechts-)extremismus und radikale Ansichten aller Art. Geht es den Menschen gut und fühlen sie sich verstanden gibt es keinen Grund, eine stark rechte Partei zu wählen.

Leider machen unsere Politiker und auch viele Medien genau das, selbst die AfD hätte noch zu einem gewissen Grad die Chance zu einer noch einigermaßen milden, rechten Partei zu werden aber die aktuelle Lage verstärkt auch die Parteiinternen Extremismus. Mir ist klar, dass viele die AfD einfach nur loswerden wollen, aber ohne deren Wähler zu besänftigen würde einfach eine andere, ähnliche Partei ihren Platz einnehmen und nicht würde sich ändern.

Leider fehlt es uns allen an Toleranz und Empathie, und wer sagt, dass nur weil Jemand eine AfD wählt, diese Person sowieso dumm und verloren ist, der ist selbst nicht besser.

Eine Partei ist nichts ohne ihre Wähler, das Ziel sollte vielmehr sein mehr auf die Wähler einzugehen und sich ausnahmsweise Mal verständnisvoll anstatt vorwurfsvoll zu zeigen, nicht für die Wahl sondern für die Wähler, deren Situation und den Hintergrund, auch wenn es uns vielleicht leichter fällt uns zu distanzieren, aber das wird nunmal nichts an der Situation ändern.


Hier im Osten haben viele Leute noch die DDR in der Birne. Da hat der Staat alles gelenkt, mitdenken sollte niemand.

Seit der Wende muss man selber aktiv werden, das lehnen manche ab. Dazu wollen sie noch eine Rundumversicherung für alles, was der Staat gar nicht leisten kann.

Aber: auf meine Familie trifft das nicht zu. Wir sind von Anfang an prima in der Demokratie angekommen und fühlen uns wohl.

Weil viele im Osten immer noch einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber den alten Bundesländern haben.

Die fühlen sich zu kurz gekommen und sind durch den SED-Staat nicht zu eigenständigen Denken erzogen worden.

Sie wollen einen starken Staat der vermeintliche Konkurrenten um Wohlstand und Arbeitsplätze klein hält.


Anastasia65  02.10.2022, 11:49

Weil sie nicht eigenständig denken, wählen sie genau die Partei, die ihnen von Medien und Regierung gerade nicht empfohlen wird?! Unlogisch, oder?

Ich denke vielmehr, sie haben gelernt, nichts zu glauben, was von der Regierung kommt und in der Zeitung steht!

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Dort hat man einfach einen Hang zum Sumpf.(Jahrzehnte Langes unterdrücken des Volkes hinterlässt halt folgen)

Es war ja alles unter der starken Führung von Hitler und Honecker nicht alles schlecht.

Es gab keine Arbeitslosen, die kamen ins Arbeitslager oder Knast. Es gab weder bei dem einen Regime noch dem anderen Morde und Vergewaltigungen.

Man hatte zwar weder vergleichbaren Wohlstand wie heute, jedoch war das Leben so schön einfach!

Besonders die Generation der um die 40 bis 50 Jährigen Bürgern, haben nur noch die letzten Tage der schönen DDR erlebt, da wurden nicht mehr hunderttausende weggesperrt.

Auf der anderen Seite müssen sich ja die älteren Bürger der DDR erklären warum sich den Unrechtsstaat nicht schon eher bekämpft und beseitigt haben. Sondern lieber ihre Nachbarn bespitzelt, Kollegen schikaniert, Schüler von Bildung und Ausbildung ausgeschlossen haben, sogar stark, das Bürger die DDR verlassen haben unter Einsatz ihres Lebens.

Es ist schwer, wenn jeder Bürger der Parteitreu wahr sich dieser Verbrechen schuldig gemacht hat, dieses Erbe als Täter anzunehmen.

Dann haben die DDR Bürger auch schlicht vergessen was Demokratie bedeutet, die BRD bestimmt wo der DDR Bürger sich entwickeln muss, es sind einfach deutlich mehr BRD Bürger wie DDR Bürger.


lesterb42  02.10.2022, 11:13
Dort hat man einfach einen Hang zum Sumpf.

Unerträgliche Diffamierung von 16 Mio Mitbürgern.

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StRiW  02.10.2022, 11:13
@lesterb42

Eher die Wahrheit, sonst hätte man die Informellen Mitarbeiter vor Gericht gestellt und dementsprechend dem Leid verurteilt!

Hätte alle Funktionäre der SED aus allen Verwaltungspositionen und gesellschaftlichen Positionen entbunden.

Und Bürgern ohne einwandfreies Zeugnis von jeglichen Renten und Pensionsansprüchen ausgeschlossen. Ggg, erwobenes Vermögen enteignet.

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lesterb42  02.10.2022, 11:19
@StRiW

Ich bin kein Freund der "DDR" und stimme dir in deinen sonstigen Ausführungen teilweise zu. Wir müssen nun aber dann doch sehen, dass das nun 30 Jahre her ist und die meisten Alt-Stalinisten verstorben sind. Deshalb ist deine Eingangsargumentation provokant und auch falsch.

die Informellen Mitarbeiter

Das waren um die 90.000 Leute und dein Lösungsansatz falsch.

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StRiW  02.10.2022, 11:24
@lesterb42

Auch diese müssen zu Entschädigungszahlungen an ihre Opfer herangezogen werden, ihr Leben lang!

Das Erbe wirkt länger! Das Erbe wurde ja den Kinder der frühen 80er und den 90er noch eingepflanzt. Weil man es dem Osten zugestanden hat nicht, die Täter mit aller härte zu bestrafen.

So konnte viele Verbrecher, schlicht ihre Gewinne aus den Verbrechen gegen dem eigenen Volk einstreichen und die Opfer mussten die Verluste tragen.

Warum muss ein Informant nicht den Schaden ersetzen wenn durch seine Informationen jemand nicht studieren konnte?

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lesterb42  02.10.2022, 11:25
@lesterb42
Hätte alle Funktionäre der SED aus allen Verwaltungspositionen und gesellschaftlichen Positionen entbunden.

Das ist auch meist so passiert.

Und Bürgern ohne einwandfreies Zeugnis von jeglichen Renten und Pensionsansprüchen ausgeschlossen. Ggg, erwobenes Vermögen enteignet.

Da fragt man sich dann, was dich von denen unterscheidet.

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hoermirzu  02.10.2022, 11:26
@lesterb42

Ich habe damals in Prag für das ZDF gedreht, schätzte, dass die "Gleichheit" mindestens eine Generation dauern würde, die Hälfte ist rum, ...

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lesterb42  02.10.2022, 11:28
@hoermirzu

Klingt interessant. Ich kann deinen Kommentar aber nicht so ganz zuordnen. Gleichheit in Bezug auf was?

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lesterb42  02.10.2022, 11:30
@StRiW

Deinen Zorn auf die IM versteh und teile ich. Dass kann man aber nun nicht mehr aufarbeiten. Die Gerichte sollten sich verstärkt der noch aktuellen Clan-Kriminalität zuwenden. Das hat die größere Bedeutung.

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Silicium58  02.10.2022, 13:45
@lesterb42
dass das nun 30 Jahre her ist und die meisten Alt-Stalinisten verstorben sind

Vielleicht wird es besser, wenn auch die verstorben sind, die von diesen Leuten aufgezogen wurden.

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StRiW  02.10.2022, 13:55
@Silicium58

Erst wenn nur die Enkel da sind und wenn die Verbrechen aufbereitet werden.

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Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien führt immer zu einer verschiebung in die Extreme, dazu kommt eben die passende Rhetorik und Themen durch die Zeit und den Zeitgeist.


PIutonium 
Fragesteller
 02.10.2022, 11:24

Und warum sind die Ossis unzufriedener mit den etablieren Parteien?

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Sidehustles  02.10.2022, 11:27
@PIutonium

Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung der östlichen Bundesländer und die Wanderung der arbeitsfähigen Altersgruppen gen Süden, zeigt sich schnell das der Osten trotz großen Subventionen eben wirtschaftlich stark abfällt gegen andere Gebite. Dadurch nahm man weniger Gewerbesteuer ein, was in vielen kleineren Städten zu schließen von Primär-Infrastruktur führte (im langen Zeitraum). Dies erhöhte die Abwanderung, keiner hat in diesen Kreislauf eingegriffen, weshalb wir in denb ländlichen Regionen Städte und Dorfsterben beobachten können.

Dies dürfte einer der Gründe sein, ein weiterer die falschen Versprechen der etablierten Parteien und das schüren von Angst.

Alles in allem dürfte das ein mehrdimensionales Problem sein, dass aber seit der Wiedervereinigung nicht wirklich angegangen wurde.

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Silicium58  02.10.2022, 13:47
@PIutonium
warum sind die Ossis unzufriedener mit den etablieren Parteien?

Sind sie das nicht seit mindestens 1918?

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PIutonium 
Fragesteller
 02.10.2022, 22:21
@Silicium58

Meine Frage war nicht, ob sie das sind, sondern warum sie das sind.

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