Soll ich meiner Freundin von meiner Magersucht erzählen?
Hallo, ich habe eine Frage, für die ich etwas weiter ausholen muss, also macht es euch gemütlich. Ich schreibe einfach mal, was passiert ist.
Also, mal ganz zu Anfang: ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein, dass ich fast in die Magersucht reingerutscht wäre, Ich weiß, vermutlich würde eine magersüchtige Person das nicht so sagen, aber egal.
Erst habe ich mich sehr ausführlich über das Thema Anorexie informiert. Ich wollte so aussehen, wie eine Person aus einer Serie. Diese ist allerdings magersüchtig. Aber ich fand sie schön. Dann habe ich angefangen, ich mehrmals am Tag zu wiegen. (Momentan w/15 1,68m/56,5 kg; meine Freundinnen wiegen alle bedeutend weniger :/)
Irgendwann habe ich angefangen, in der Schule nichts mehr zu essen. Zu Hause habe ich aber manchmal noch was gegessen. Deshalb habe ich ein wirklich schlechtes Gewissen. Ich habe Angst, dass ich all das unterbewusst nur für Aufmerksamkeit getan habe. (Zur Erklärung: Ich habe eine Freundin, die alles dafür tut um im Mittelpunkt zu stehen, ich möchte nicht so sein wie sie) Aber wen ich essen würde, hätte ich das Gefühl, dass alle denken, ich würde das eh nur für Aufmerksamkeit machen. Außerdem fühle ich mich, als würden alle, die mich essen sehen, denken: "Wieso isst sie denn so viel?" Hinzu kommt, das ich, wie soll ich sagen, es gar nicht sooooooo schlimm fände, magersüchtig zu sein bzw. deswegen behandelt zu werden. Vielleicht liegt das daran, dass ich lange Zeit meinen Freundinnen mit ihren Problemen geholfen habe, obwohl ich selbst welche hatte. Aber diese erschienen mir nicht so wichtig. Das klingt egoistisch, aber vielleicht möchte ich unterbewusst einfach nur mit jemandem reden. Ich habe irgendwann angefangen, wenn ich alleine war, so lange wie möglich nichts zu essen und saß teilweise 1,5 Stunden am isch und habe überlegt, ob ich esse. Ich habe so kalt geduscht, dass mir schwindelig war und ich Kopfschmerzen hatte, habe auf nüchternen Magen 100 Hampemänner gemacht. Allerdings war ich nie untergewichtig und habe es nie geschafft, länger durchzufasten.
Ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich einfach mit jemandem reden möchte. Die Person, die in Frage käme, wäre meine BFF. Sie versteht allerdings Menschen mit Anorexie nicht und denkt teilweise vielleicht auch nicht objektiv darüber. Ich habe Angst, dass sie sich danach von mir abwendet bzw. sagt, ich solle mich nicht so anstellen.
Meine Fragen:
- War bzw. bin ich schon magersüchtig, auch wenn ich nicht untergewichtig bin und es nur Gedanken sind?
- Soll ich meiner BFF davon erzählen?
- Wenn ich ihr davon erzähle, hatte ich vor einen Brief zu schreiben, den ich ihr gebe oder ggf. vorlese, da ich spontan nie die richtigen Worte finde. Ist das kitschig oder okay?
Vielen Dank für eure Antworten! :-)
7 Antworten
Hallo moonlightfairy4,
Magersucht bei sich selbst zu bemerken und sich einzugestehen ist schwer, sich Unterstützung bei anderen Leuten zu suchen vielleicht sogar noch schwerer. Ganz, ganz großen Respekt dafür, dass du das schaffst!
Magersucht und Untergewicht gehen nicht immer miteinander einher, eine Freundin von mir war auch lange davon betroffen, ohne dass es jemand bemerkt hat, weil sie übergewichtig war und alle ihren Gewichtsverlust als etwas positives gesehen haben. Bis uns aufgefallen ist, dass sie ein Probem hat steckte sie schon ziemlich tief drin. Umso besser, dass du auf dich achtest und die Anzeichen rechtzeitig bemerkst!
Das Verhalten und besonders die Denkweisen, die du beschreibst gehören auf jeden Fall schon zur Magersucht. Genau wie bei vielen anderen Krankheiten auch gibt es da aber natürlich verschiedene Abstufungen und Schweregrade. Da du sehr reflektiert darüber schreibst und auch anscheinend noch isst, scheinst du noch nicht zu weit hineingerutscht zu sein. Mit etwas Unterstützung findest du sicher auch wieder deinen Weg zu einem gesunden Verhältnis zu Essen und deinem Körper.
Was du beschreibst erscheint mir überhaupt nicht egoistsch, sondern ganz natürlich. Du hast deine eigenen Bedürfnisse länger zurückgesteckt, weil dir die deiner Freundinnen wichtiger erschienen, aber irgendwann brauchst du halt auch mal jemanden, der für dich da ist. Du machst dir Sorgen, dass das keine "echte" Magersucht ist, wenn du es unbewusst für die Aufmerksamkeit machst, oder? Das schließt einander überhaupt nicht aus. Magersucht ist oft ein Hilfeschrei von Menschen, die eigentlich schon länger jemandem zum Reden bräuchten. Du wendest dich quasi gegen deinen eigenen Körper um so Sorgen und Probleme zu unterdrücken, die dich belasten.
Rede auf jeden Fall mit deiner Freundin! Du schreibst, dass sie Menschen mit Magersucht nciht versteht. Es ist aber auch wirklich schwierig, eine psychische Störung nachzuvollziehen, von der man selbst nicht betroffen ist. Ich gehe einfach mal davon aus, dass sie sicher nicht viele Leute mit Magersucht gut kennt und mit ihnen darüber geredet hat. Wenn du offen mit ihr sprichst wird sie sich sicher darauf einlassen und du kannst ihr helfen, dich zu verstehen. Schließlich ist sie deine beste Freundin, und wenn es dir nicht gut geht wird sie doch für dich da sein wollen, oder? Dafür muss sie nicht zwingend verstehen, wie Magersucht funktioniert sondern einfach nur bereit sein, dir zuzuhören.
Die Variante mit dem Brief finde ich völlig in Ordnung. Sicher weiß sie auch im ersten Moment nicht, wie sie reagieren soll, so hat sie etwas Zeit den ersten Schreck zu verarbeiten, bevor sie mit dir spricht. Natürlich ersetzt ein Brief kein Gespräch, aber um einen ANstoß dazu zu geben und das Problem erstmal anzusprechen finde ich das eine gute Option.
Beschreib ihr einfach so gut wie uns, was in dir vorgeht und ich bin mir ganz sicher, dass sie dann nicht so reagieren wird, wie du befürchtest sondern für dich da ist. Gib ihr diese Chance!
Alles Gute
Vielen Dank für deine lange und ausführliche Antwort! Das hilft mir wirklich :)
Liebe moonlightfairy14,
du bist an der Grenze zur Magersucht, ich selber verstehe dich gut mir geht es genauso ich fühle mich fett, will schon aufmerksam aber am meisten ich will hübsch sein. Bitte mach dich dadurch nicht kaputt. Es wäre am besten du vertraust dir einer Person an wo du weißt die versteht dich und unterstürzt dich, da ich deine Bff nicht kenne weiß ich nicht ob sie die Richtige ist das musst du selber wissen. Ich selber schreibe meiner Bff sehr viele Briefe so kann ich mich besser ausdrücken und meine Bff findet das sehr toll da sie so sieht das ich ihr vertraue.
Ich kann dir deine Entscheidung nicht abnehmen doch rede darüber mit jemanden egal ob im Internet oder im echten Leben.
LG AvrinaYuno
Hi. Bei Magersucht gibt es kein "an" oder "aus". Wäre es eine richtige Diagnose, müsstest Du auch dringend in Therapie. Übrigens ist es total doof diese Frage zu stellen, weil Magersüchtige sich auch oft über die Diagnose freuen, getreu dem Motto "endlich habe ich es geschafft" - deshalb halte ich es ganz psychologisch: vielleicht hast Du das. Es geht in die Richtung... aber ganz sicher kann man nie sein.
Was viel entscheidender ist: Du erlebst eine gewisse Problematik. Du tust Dich mit Ernährung schwer und merkst, dass Dich das im Alltag belastet. Das reicht, damit es für Dich ein hinreichendes Problem darstellt, an welchem Du arbeiten kannst. Bei Essstörungen steht oft noch was ganz Anderes im Vordergrund als nur die Figur und das Gewicht. Zum Beispiel Kontrolle: ich kann auf das Lebenswichtige (essen) verzichten und meinen Körper trotzdem richtig zu Leistungen zwingen (Hampelmänner ohne Energie trotzdem machen). Dabei zeigt man sich, wie unabhängig man von Anderen ist - oft auch von den Eltern (oft Mütter, aber auch Väter).
Ich finde es gut, dass Du Dich damit beschäftigst. Ich finde auch richtig, sich darüber auszutauschen - vielleicht nicht mit "schau her, ich habe endlich diesen Aufkleber Magersucht"... sondern eher "weißt Du, in letzter Zeit bin ich da reingerutscht, dass ich mich viel zu viel mit Essen beschäftige und das belastet mich im Moment - weiß nicht, wie ich das Thema aus dem Kopf bekomme".
Magersucht beginnt im Kopf und nicht auf der Waage.
Red halt mit deiner Freundin darüber, das kann schon gut helfen und kann einem Rückhalt verschaffen. Die Idee mit dem Brief finde ich auch nicht schlecht.
Ich kann dir nur einen Tipp geben: Esse immer nach Herzenslust und treibe fleißig Sport. Das gibt die bessere Figur :D und Kalorienzählen braucht man auch nicht.
Überleg dir mal wie hoch der mentale Aufwand ist vor jeder Mahlzeit zu chekcen "Darf ich das essen, sind das zuviele Kalorien, was ist wenn ich dafür abends nichts esse... etc." - das macht viele Mädels krank. Dabei geht es viel einfacher: Iss wenn du Bock hast - und fürs gewissen kannst du ja anschließend eine halbe Stunde laufen gehen.
Wenn du 1h Sport pro Tag machst, kannst du dir nichst vorwerfen lassen und tust etwas für deine Leistungsfähigkeit.
Beim Lauftraining solltest du darauf achten, dass du zwischen 3 verschiedenen Trainingsmodi beständig wechselst: Ausdauerlauf (locker 5-10km laufen), Berglauf(>10km, dafür aber mit schönen Bergchen :)), Intervalltraining (1-2km einlaufen, dann 3-4km Intervalle will heißen: 100m schnell, 100 m langsam im Wechsel oder z.B. 30 sec schnell 30 langsam). Beim Intervalltraining startest du zunächst mit niedrigeren Strecken und verlängerst von Trainiing zu Training von 4*100m auf 10/12*100m, dann fängst du an mit 4*200m und ziehst wieder hoch. Bei jedem Training eine Einheit mehr.
Der Trick dünn und nicht magersüchtig zu sein, liegt in den Muskeln. Ein Bodybuilder mit 4% Körperfett ist nicht magersüchtig, ein Lauch mit 4% Körperfett dagegen sehrwohl. Doch warum? Weil die Muskeln als Energiespeicher funktionieren und zur Not verstoffwechselt werden können. Hast du also genug Muskelmasse kannst du deine Fettmasse senken, ohne das die kcal-Reservern deines Körpers sinken. 1kg Muskeln hat genauso viel Energie wie 1 kg Fett.
Das ist schwierig, sprich auf jeden Fall mit jemandem, oder schreib es in dein Tagebuch. Das hilft dir deine Gedanken zu verarbeiten.