Ist das normale „N“-Wort wirklich rassistisch?
Hintergrund: Ich selbst bin Jahrgang 1959, also schon ein „ziemlich alter Knacker“. Als Kind war für mich dieses Wort einfach eine sachliche Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Ich bin nicht rassistisch und als Kind erst recht nicht, zumal ich als Kind noch nicht einmal wusste was das ist. Das andere „N“-Wort (welches auf …igger endet) klang im Gegensatz dazu für mich schon immer abwertend. Es wundert mich daher nicht, dass dieses Wort von vielen Menschen als rassistisch, beleidigend, diskriminierend, entwürdigend und verletzend empfunden und angesehen wird.
Meine Frage richtet sich insbesondere an unsere farbigen Mitbürger aber auch an alle Anderen. Löst das normale „N“-Wort bei Euch wirklich negative Gefühle und Assoziationen aus und sollte man es deshalb nicht verwenden? So wird es jedenfalls offiziell immer wieder begründet oder ist das eher eine „Kopfsache“ und das Problem wurde künstlich geschaffen? Für mich war das normale „N“-Wort seit meiner Kindheit immer ein normales Wort geblieben und ich denke, dass eher die rassistischen Gedanken in den Köpfen der Menschen bekämpft werden sollten statt ein Wort zu verbieten. Als ich davon erfuhr war ich ziemlich überrascht. Wurde das normale "N"-Wort in der Regel nur von weißen Menschen verwendet, um schwarze Menschen zu dehumanisieren, zu erniedrigen und zu unterdrücken oder war es eventuell auch für farbige Menschen ein normales Wort ohne diese negativen Assoziationen, wie bei mir auch?
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34 Antworten
Meist ist es abwertend gemeint, ich erinnere da nur an die regelmäßigen Ausbrüche in den Fussballstadien.
wir sind weit entfernt von einer Kultur, die andere Hautfarben und/oder Kulturen mit erforderlichem Respekt und entsprechender Würde behandelt.
Hier den Hebel anzusetzen ist wesentlich wichtiger als Gendersprache oder die Diskussion über Geschlechter und sexuelle Sonderausprägungen.
Deshalb benutze ich das N-Wort niemals.
Wird in den Fußballstadien nicht eher das schon immer beleidigende Wort "Nigg..." verwendet?
Ich gehe mal davon aus, dass Du nicht "NEIN" ;-)
Grundsätzlich basieren beide Wörte auf auf dem lateinischen "nigro" bzw. "nigrans". Von Beginn an der Entdeckeung des schwarzen Kontinentes wurden die dort lebenden Menschen dunkler Hautfarbe als "negros" bezeichnet - welches sowohl im Spanischen als auch dem Englischen existiert.
Als man dann damit begonnen hat, Sklaven aus Afrika auf den Amerrikanischen Kontinent zu verkaufen, ist diese Bezeichnung "Negro" einfach mitgewandert für alle Menschen, welche die falsche Hautfarbe hatten.
Da man Sklaven in der Regel nicht als "Menschen" sondern als "Ware" wahrgenommen hat in der "neuen Welt" ist daraus extrem schnell das Wort mit dem i und dem doppel-g als verächtlich machendes Wort entstanden.
Das deutsche Wort mit e und einem g basiert übrigens nicht auf dem amerikanischen Schimpfwort, sondern direkt auf der Lateinischen Wurzel und wurde allgemein NICHT als Schimpfwort bezeichnet - genausowenig wie "Schwarzer", "Mohr".
Dennoch: Die Verwandschaft der beiden Worte - jenes mit e und jenes mit i - ist so eng, dass man beides natürlich spätestens seit 1933 als Schimpfwort benutzt hat in deutschen Landen - und leider auch weiterhin nach 1945.
Daher empfinde ich den Gebrauch dieses Wortes primär als Beleidigung - und ich werde jeden anzeigen, welcher in meiner Gegenwart dieses Wort benutzt - und natürlich auch jenes mit i.
Übrigens: "Schwarzer" ist für mich KEIN Schwimpfwort.
Oh ja ... eine Mücke zu einem Elephant aufzublasen ist eine bundesdeutsche Spezialität ;-)
Ich sehe das nicht zu radikal, wenn ich beschlossen habe, mich nicht beleidigen zu lassen. Denn wenn jemand zu mir das Wort mit I oder E sagt, dann meint er dies als Beleidigung. Und damit gehe ich zur nächsten Polizeiwache.
Ich glaube nämlich nicht, dass jemand eines dieser beiden Wörter auch nur ansatzweise in einem positiven Kontext verwendet. Möchte man auf eine dunkle Hautfarbe hinweisen, kann man das respektvoller mittels "Schwarzer" oder "Farbiger" tuen.
"Farbiger" gilt inzwischen auch als rassistisch. Das war die korrekte Bezeichnung in meiner Kindheit, als man nicht mehr "N" sagen sollte.
Und Martin Luther King hat dasN- Wort auch noch wertneutral verwendet (ich glaube, Mahalia Jackson auch). Zitiert man ihn aber heute, wird man ebenfalls angegriffen.
Gute Antwort. Hätte man nicht besser erklären können. Ich bewundere deine Haltung.
#besteantwort #sternchenantwort
Kommt auf den Kontext an, und ob man es beleidigend meint.
Habe einem Freund der schwarz ist und wir nennen uns gegenseitig N*gger
Palmer hat recht.
Das Wort zu einem Schwarzen gesagt, kann heute als unangemessen gesehen werden. Das sieht auch Palmer so.
Das Wort in einem Satz wie "Noch 1963 nannten sich die Schwarzen selbst Ne.er, so z. B. Martin Luther King in seiner großen Rede "We, the negroes, have a dream" hat nichts mit Rassismus zu tun. Es ist lächerlich, das Wort in diesem Zusammenhang zu umschreiben.
Es ist mittelalterliches Denken, ein Wort an sich als etwas Magisch-Böses anzusehen.
Als Kind hatte ich ein Kinderbuch, welches "10 kleine Negerlein" hieß. Es war hübsch gemalt und gefiel mir. Damals war es noch kein Thema und niemand erklärte mir, dass das N-Wort rassistisch ist.
Heute weiß ich, dass es rassistisch ist und auch warum. Deshalb benutze ich es nicht!
Mein dunkelhäutiger Exfreund empfand das Wort auch als rassistisch.
Du bist hier schon der Zweite, welcher zwar um die Ursprünge des rassistischen Bedeutungswandel des Wortes bescheid weiß und es trotzdem als rassistisch empfindet. Ursprünglich war es schließlich nicht rassistisch.
Ich denke da bist Du zu radikal und es ist auch nicht zielführend, da das "N"-Wort als solches nicht verboten ist. Lediglich im Kontext mit einer Beleidigung macht es Sinn, denn dann ist es auch strafbar. Ist der Kontext in welchem das Wort benutzt wird aber respektvoll, dann wirst Du vermutlich mit Deiner Anzeige "hinten herunterfallen".
Was ich hier gelernt habe ist, dass andere Länder/Menschen wie Türken, Araber, Inder, Chinesen oder Israelis (kein Anspruch auf Vollständigkeit, vermutlich noch viel mehr) auch kein Problem mit dem "N"-Wort haben. Könnte es sein, dass speziell wir Deutschen aus etwas künstlich ein Problem machen wo eigentlich keines ist? Wäre es nicht besser, wieder einen Bedeutungswechsel des Wortes, diesmal in eine positive Richtung, anzustreben?