Gibt es im Gehirn "nur" Erregungsleitung, oder können dort auch Reize initial erzeugt werden?

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Ich schätze, da kommst du physikalisch nicht weiter, auch nicht chemisch, biologoisch oder neuronal.
Mal angenommen, du unterhältst dich mit einem Kumpel über den letzten Urlaub und er baut in seine Erzählung eine kleine miese versteckte Information ein. Du liegst dann abends im Bett, oder stehst gerade auf, oder stehst unter der Dusche, und dann kommt die Erleuchtung Also darum hat mich ... damals ... usw.
Was ist dann der Reiz? Der Urlaub? Das Gespräch? Die Verknüpfung von Erinnerungen?

Soweit ich weiß, und weit ist das nicht, hat das Gehirn eigene Taktgeber, was man auch an den Gehirnwellen erkennen kann. Gar nicht so unähnlich den Quarzen in Computerchips. Das Gehirn braucht keine Reize, um aktiv zu werden, es ist immer aktiv, lauert auf Reize von außen und beschäftigt sich zur Not mit alten Reizen, die noch mal gecheckt und verknüft werden, und auch mit motorischen Tätigkeiten, zur Not erst mal nur als Plan, wenn echte Bewegung nicht in Frage kommt.

Die Ruhepotentiale, die ja Voraussetzung für Aktionspotentiale sind, werden sowieso ständig aufrecht erhalten. In Ruhe verbraucht unser Gehirn 20 % der Energie, bei 2 % der Körpermasse.


Radioactiveman5 
Fragesteller
 03.01.2024, 11:25

Vielen Dank! Toll, dass sich doch jemand an die Frage herangetraut hat! Zugegeben starker Tobak. :) Du hast ja gemerkt, dass ich im Kern auf den freien Willen hinaus wollte. Wenn wir uns entscheiden, ob wir Stein A oder Stein B ins Rollen bringen, "lenken" wir ja praktisch die Physik, da uns physikalisch nichts dazu veranlasst. Für dieses Lenken wäre eigentlich eine Kraft nötig, die es aber nicht gibt. Damit verletzt der freie Wille das Prinzip von Ursache und Wirkung und startet physikalische Kausalketten aus dem Nichts heraus.

Deshalb wollte ich zunächst mal den physikalischen Elementarprozess überhaupt ausfindig machen, der am Beginn dieser Ketten steht; nach meinem nicht vorhandenen Verständnis letztlich eine Steuerspannung für Ionenkanäle - durch das Bewussrsein "erzeugt".

Mit dem Verweis auf die ständige Dynamik liegst du aber sicher goldrichtig. So kommt man schon mal um die "Erzeugung" herum und kann die Physik der Entscheidung ins Chaos des Giga-Netzwerkes delegieren. In der Tat sind es ja recht große Hirnareale, die beim Bewegungsentschluss die Impulsleitung hochfahren (funktionales MRT im Libet-Experiment, mit interessanten Verzögerungen in der Wahrnehmung).

Dass auf diese Weise vielleicht sogar der Determinismus gewahrt bleibt, denk ich aber nicht, denn wie sollten dann mehrere Individuen interagieren; z.B. ein Gespräch führen oder zusammen musizieren... Den freien Willen gibt es (im physikalischen Sinne) definitiv.

Das macht uns quasi zu kleinen Göttern. Zum Glück bekommt das kaum einer mit, Philosophen inbegriffen, und man diskutiert den freien Willen nur auf der gesellschaftlichen Ebene im Sinne von Bedürfnissen, Regeln und Prägungen - mit sensationellen Erkenntnissen... ;)

Vielen Dank noch einmal für's Mitdenken! Du hast es schön beschrieben!

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