Handfetisch und Fingerfetisch

5 Antworten

Hallo Magicus8!

Deine Frage ist recht komplex.

Man geht davon aus, dass die Entwicklung eines Fetischismus auf eine sehr frühe Beziehungsstörung zurückgeht. So früh im Leben, dass es beim Betreffenden keine Erinnerung daran gibt. Die meisten Fetische sind Symbole für Teile der Mutter (Leder, Schuhe), so dass es vermutlich um eine gestörte frühe Mutter-Kind-Beziehung geht. Bei Dir ist es insofern ungewöhnlich, dass es um männliche Hände geht.

Je nachdem, in welche Zeit der Theoriebildung man schaut, ändert sich auch die Theorie. "Ältere" Psychoanalytiker z. B. würden sich nicht wundern, dass Du homosexuell UND fetischistisch veranlagt bist, da es für sie zusammengehören würde. Neuere Theorien (Morgenthaler) (noch neuere sidn mir nicht geläufig) gehen davon aus, dass eine Perversion eine "Plombe" im Selbstsystem eines Menschen bildet. Die verstopft quasi seine empfundene Leere, so dass er ansonsten recht "normal" "funktionieren" kann.

Die Störung wird als umso schwerer eingeschätzt, desto mehr die Beziehungsfähigkeit einer Person eingeschränkt wird. D.h., der Liebespartner wird nur unter dem Aspekt des Fetisch gesehen, nicht als differenzierte Person mit unterschiedlichen Eigenschaften.

Die Theorie an sich ist nur bedingt hilfreich, wenn man über sich selbst etwas herausfinden will. Es bleibt oft genug im Dunkeln, warum jemand überhaupt und ausgerechnet diese Perversion entwickelt hat.

Wenn Du eine Therapie machen willst: ich rate zu einer Psychoanalyse. Der theoretische Hintergrund ist derselbe wie bei einer tiefenpsychologisch fundierten Therapie, aber man bekommt von der Krankenkasse mehr Stunden bewilligt. Diese braucht man vermutlich zur Behandlung, da die Störung tief in der Persönlichkeit verankert ist.

Auch unter Psychoanalytikern dürfte das Wissen über Perversionen und deren Behandlung nicht allzu weit verbreitet sein. Daher würde ich mich bei sexuelwissenschaftlichen Instituten erkundigen, wen sie für dieses spezielle Gebiet empfehlen können.

Ich kenne:

  • uke.de/institute/sexualforschung/

Oh das Institut für Sexualwissenschaft in Frankfurt/Main gibts offenbar nicht mehr.

Stattdessen gibt es noch die Ambulanz:

  • institut-sexualtherapie.de/?Home

HIer könntest Du auch nachfragen:

  • dgfs.info/page11.htm

Ich wünsche Dir alles Gute!


Bremsgirl  20.02.2012, 00:01

Habe die Informationen durcheinandergewürfelt. Auch die Frankfurter Ambulanz wurde mittlerweile geschlossen. Ich hatte nach Sophinette Becker gegooglet, die ist noch als Dozentin in dem Heidelberger Institut geführt (http://www.institut-sexualtherapie.de/?Dozenten/Sophinette_Becker)

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Hallo, ich bin Psychologin, aber leider ist es nicht mein Gebiet. Ich kann mich nur an eine Vorlesung über sogenannte "Perversionen" erinnern, zu denen Fetischismus nach Freud zählt. Perversion ist nicht abwertend gemeint, sondern bedeutet, dass man nicht oder nur kaum über den "normalen" Weg erregbar ist, sondern eher über den Fetisch. Und das wiederum soll damit zusammenhängen, dass die Beziehungsfähigkeit, das Zulassen von Nähe usw. durch die Kindheit gelitten hat. Also es wird davon ausgegangen, dass die gesunde Liebesfähigkeit mehr Lebensqualität bedeutet. Unter einer gesunden Liebesfähigkeit wird dabei verstanden, dass einen der Mensch an sich erregt und nicht ein Körperteil. Also die Liebe zu dem Menschen und seine Art reichen, um sexuelle Lust usw. auszulösen. Fetischismus muss nicht therapiert werden. Es ist deine Entscheidung, ob du eine Therapie wegen der dahinterliegenden Gründe möchtest. Therapieziel könnte sein, an deiner Beziehungsfähigkeit zu arbeiten. Dann könnte der Fetischismus verschwinden. Eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie würde ich in dem Fall empfehlen.


magicus8 
Fragesteller
 19.02.2012, 18:25

Danke für die Antwort. Es ist tatsächlich so, dass ich zu meinem Vater schon immer ein distanziertes Verhältnis hatte. Ich verstehe mich zwar mit ihm und wir unterhalten uns ganz normal, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es zwischen uns jemals eine innige Nähe gegeben hätte. Zu meiner Mutter habe ich allerdings ein sehr gutes Verhältnis, auch wenn sie ein wenig dominant ist. Deinen Ratschlag mit der Psychotherapie werde ich wohl befolgen. Ich will nämlich auch etwas über mich selbst erfahren und warum ich so bin, wie ich nunmal bin.

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Hey da du ja geschrieben hattest das es nur sehr wenige gibt.

Hier bin ich! :D

Aber bin da glaube ich das Gegenteil von dir, ich finde tätowierte, große, dominant aussehende und natütlich gepflegte Hände sehr attraktiv und wenn man die Adern etwas sieht macht mir das definitiv auch nichts aus :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Eine wirklich interessante Frage. Aber ob das hier der richtige Ort ist?

Wenn du wirkliche Informationen und nicht nur Vermutungen suchst, dann wäre wohl ein Psychologe die richtige Anlaufstelle.

Grundsätzlich hat jeder Mensch irgendeinen (oder mehrere) Fetisch, der mehr oder weniger stark ausgeprägt ist. Der eine findet lange Haare toll und eine kurzhaarige Frau kommt gar nicht erst in Frage, ein anderer steht auf Strapse, wieder einer (wie du schreibst) auf Füße, ein anderer auf Uniformen.

Fetisch kann vieles sein: Ein Körperteil, ein Kleidungsstück, aber auch ein Nahrungsmittel oder ein Material. Therapiebedürftig wird ein Fetisch erst, wenn es ohne keinen Sex mehr gibt oder wenn der Fetisch an Stelle des Sex' tritt. Auch gibt es Fetischformen, die anderen (Menschen oder Tiere) schaden und auch da wäre eine Therapie wohl die richtige Wahl.

Wie ein Fetisch entsteht, ist nicht bekannt. Natürlich gibt es viele Ideen: Prägung in der Kindheit, Trauma... Aber so lange niemand zu Schaden kommt und du, wie du ja auch schreibst, nicht darunter leidest, ist alles in Butter.

Dass du gerne an einem Finger nuckelst ist soweit ja normal, gehört das doch oft um Liebesspiel vieler Paare. Das stammt natürlich noch aus unserer "oralen Phase" als Kleinkind und vieles nimmt darauf Bezug: Wir nuckeln beim Sex an Brustwarzen oder einem Penis, saugen an einem Strohhalm oder lutschen einen Lolli, ziehen an einer Zigarette oder Küssen wild mit Zunge. Alles orale Praktiken, die uns unbewußt ans Baby-sein zurückerinnern.

Du bist nicht alleine damit, da bin ich überzeugt. Aber wenn du jetzt einen Partner suchst, dann besteht der ja nicht nur aus Hànden, oder? Und du wirst ihm ja auch noch gefallen müssen. Und wenn du jemandem sagst "du hast wunderschöne Hände" wird er das bestimmt nicht falsch verstehen. So lange sich der Sex mit ihm nicht nur mit seinen Händen zu tun hat, ist das doch hinzukriegen! Da gibt es andere Fetische...

Aber auf jeden Fall verstehe ich dich sehr gut und hoffe, dass du dir deswegen keinen Kopf mehr machst. Suche wissenschaftliche Antworten bei einer Fachperson und schau weiter auf die Hände anderer Männer. Alles Gute.

Mir geht es gleich

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