Ist unsere Gesellschaft zu verklemmt im Umgang mit Behinderungen wie Schwerhörigkeit?

11 Antworten

Ich denke, dass Schwerhörigkeit in unserer Gesellschaft nicht so richtig wahrgenommen werden kann. Es steht niemanden auf der Stirn geschrieben und viele haben Hilfsmittel, dann bemerkt man es kaum.


Spielwiesen  22.04.2024, 14:54

Grüß dich, lieber Freund! Ja, Schwerhörigkeit ist sehr diskret. Man bemerkt sie aber, wenn jemand selbst oft überlaut spricht. Und auch in der Kirche, wenn beim Schall von Musik und Chor das Hörgerät quietscht! Schönen Montag und liebe Grüße! ☆♡☆

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Lazarius  22.04.2024, 15:39
@Spielwiesen

Hallo, liebe Freundin.

Mit dem laut sprechen, das stimmt, habe ich jedoch schon lange nicht mehr erlebt. Und in der Kirche kann ich nicht beurteilen, weil ich da nicht hingehe.

Dir noch einen schönen Tag und herzliche Grüße aus DD.

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Lazarius  22.04.2024, 15:48
@Spielwiesen

Hier zum Teil auch, aber was nützt uns die Sonne, wenn sie keine Wärme mitbringt! Heute am Morgen lag bei uns Schnee und es hat geschneit.

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Spielwiesen  22.04.2024, 15:50
@Lazarius

Aber nicht mehr für lang! Dann flattern die blauen Bänder wieder ! :-)))

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Lazarius  22.04.2024, 16:14
@Spielwiesen

Die Balkonsaison hatten wir eigentlich schon eröffnet. Es dauert halt noch. Am Donnerstag kaufe ich die Geranien.

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Lazarius  22.04.2024, 18:00
@Spielwiesen

Ich muss die Pflanzen kaufen, wenn sie der Handel anbietet. Wenn es noch zu kalt ist, warte ich noch mit dem einpflanzen.

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Spielwiesen  22.04.2024, 18:34
@Lazarius

Achso. Ja dann! Ich habe Stecklinge von meinen bisherigen Geranien gemacht. Aber die brauchen noch.. :-) GLG

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Erzesel  22.04.2024, 21:01
@Spielwiesen

Oh ja, da hast Du recht..., ich habe eine sehr laute Stimme.🙉

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Guten Tag,

ich würde eher sagen, dass viele verunsichert sind, weil sie nicht wissen, wie sie mit Behinderten umgehen sollen - auch weil Berührungspunkte fehlen, Vorurteile vorherrschen und es sich oft "einfach nicht ergibt". Diese Stigmatisierung aufgrund der selben Aspekte beobachte ich auch im Umgang mit psychisch Erkrankten und anderen "Randgruppen".

Schwerhörigkeit sehe ich dabei nicht als Problem an; wer ein Hörgerät hat und korrekt benutzt, fällt in der Gesellschaft kaum auf und der 90 Jahre alte Opa, der altershalber schlecht hört und mit man etwas lauter reden muss, ist auch so ungewöhnlich nicht. Zudem sind Hörgeräte etabliert wie z.B. Brillen, da wird einen keiner drauf ansprechen. Ich sehe das Problem eher bei Behinderungen, die man sieht oder die ins Psychische gehen - ich habe z.B. eine Freundin, die beidseitig oberschenkelamputiert im Rollstuhl sitzt (Prothesen hat sie keine) und einen sehr schweren Start ins Berufsleben hatte, weil keiner sie ernst genommen hat trotz guter Noten und alle nur dummes Zeug faselten in ihrer Gegenwart und "ach so Mitleid hatten". Ich sage es mal so: Wenn sich nicht einer meiner Freunde damals selbstständig gemacht und sie sofort genommen hätte, auch weil er sie kennt und weiß, was sie zu bieten hat, wäre sie eventuell als Sozialfall geendet.

Manche haben vielleicht auch Angst davor falsch zu reagieren und dann zu Unrecht in eine Schmuddelecke gestellt zu werden von Ideologen, die stets "politisch korrekt" sein wollen und in deren Augen jeder alles falsch macht, nur sie selber machen alles richtig. Und ganz ehrlich: Obwohl ich eigentlich keine Vorbehalte kenne, bin ich manchmal auch lieber still und halte mich zurück, wenn ich solche Ideologen bemerke - die legen einem jedes Wort falsch aus und ich erfülle als Typ hinsichtlich Arbeit, Ausbildung, Herkunft und Auftritt sowie Mitgliedschaft in CDU und kath. Kirche wohl auch sämtliche Klischees eines Feindbilds.

Für verklemmt und prüde sowie latent intolerant halte ich die deutsche Gesellschaft aber im Allgemeinen und vor allem da, wo man vehement bestreitet, verklemmt oder intolerant zu sein und versucht, das Gegenteil zu "beweisen". Hier ist ein Lied "für mehr Toleranz" - ich find's nicht schlecht; Bernhard Brink singt "Lieder an die Liebe".

https://www.youtube.com/watch?v=xdEoqJVG2kI

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Lexa1  22.04.2024, 16:55

Den Song habe ich als Duett mit dem Originalsänger Lucio Dalla

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rotesand  22.04.2024, 19:14
@Lexa1

Das war das Original, das ist auch eine Klasse für sich.

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Nicht die Gesellschaft, sondern die Behinderten selber sind da verklemmt.

Die Angst vor Stigmatisierung, Unverständnis und Zurückweisung sind da anscheinend (konditioniert) größer, als der Mut offensiv mit seinen Specialeffects umzugehen.

Da werden Handycaps verschämt versteckt anstatt zu sagen: Ich bin sehr schwerhörig, bitte sprich langsam und deutlich, damit ich dich verstehen kann!

Da wird unterstellt (ein gängiges Vorurteil übrigens), dass die "Meisten" damit nicht klarkommen. Und weißt du warum die "Meisten" nicht damut klarkommen? Weil sie sich nicht damit auskennen und daher nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.

Und so setzt sich diese Spirale von Stigmatisierung, Scham, Unverständnis....immer weiter fort.

Durch Verstehen entsteht Verständnis!

Mal ein Beispiel- ich hatte einen Kollegen (psychisch erkrankt) der mich all die Jahre der Zusammenarbeit nur genervt hat. Er hörte nicht zu, machte einen riesen Lärm bei der Arbeit, latschte mit gesenktem Blick durch den Arbeitsplatz und rempelte dabei gerne mal jemanden aus Versehen an, machte immer und immer wieder die gleichen Fehler, sodass man seine Arbeit nochmal erledigen musste...usw.usf.

ALLE waren genervt von ihm!

Und warum? Weil auf Grund von Datenschutz und einer bestehenden Sprachbarriere NIEMAND genau wusste, was mit dem Kerl los ist.

Er hört Stimmen und mit seiner Herumlärmerei versuchte er sie zu übertönen, konnte also auch aus diesem Grund nicht richtig zuhören...

Nachdem ich das wusste bin ich ganz anders mit ihm umgegangen, und nicht nur ich. Das war auch für ihn schön, weil er plötzlich mit einbezogen wurde, die Stimmen waren sogar an manchen Tagen still...

Aber fast vier Jahre lang haben alle gelitten, weil keiner Bescheid wusste!

Soviel dazu!

Schuldumkehr als Instrument! (Von BEIDEN Seiten!)

Ist unsere Gesellschaft zu verklemmt im Umgang mit Behinderungen wie Schwerhörigkeit?

Ach, verklemmt wohl nicht direkt - aber es könnte mit einem Zwiespalt zu tun haben, der zwischen den Arten der Behinderung besteht.

Bei Schwerhörigkeit, von der man so ohne weiteres nichts erkennt, trifft einen keine Schuld auch angesichts der Hilfsmittel auf dem Markt. Da muss der Betroffene schon proaktiv auf sich aufmerksam machen. Ideal finde ich da den Ansatz dieser tauben Tänzerin, wie sie von sich aus nach außen geht - wunderschön!

https://www.youtube.com/watch?v=RzcvqQnxMGU

Gerade zu Schwerhörigeit/Taubheit gab es gestern eine Gugumo. Meine dortige Antwort passt auch hierher.

◇♧◇

Ich würde es mir nicht ausreden lassen, dem Gehör zuerst mal mit den fehlenden Vitalstoffen intensiv zu helfen, die für gutes Hören erforderlich sind. Es ist ja kein Hexenwerk, Ernährungsmängel auszugleichen und so Symptome wieder wegzubekommen, soweit es noch geht.

Was ich im sprachlichen Umgang mit dem Begriff 'behindert' schlimm finde, ist die Rohheit, die daraus spricht. Sie stammt mMn aus dem Einfluss anderer Kulturen und dem dortigen vergleichsweise unempathischen Stellenwert von Menschen mit Handicap.

Allgemein bemerke ich, dass Empathielosigkeit, nicht Verklemmtheit ein Phänomen ist, das rasant zunimmt.


adianthum  23.04.2024, 16:57
Allgemein bemerke ich, dass Empathielosigkeit, nicht Verklemmtheit ein Phänomen ist, das rasant zunimmt.

Und das in fast allen Bereichen...

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Spielwiesen  23.04.2024, 17:36
@adianthum

Ja! Der Hintergrund dafür würde aber schon wieder als esoterisch gewertet... !

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Zu verklemmt würde ich nicht sagen. Aber eventuell zu unsicher.

Blindheit, sichtbare Behinderung u.s.w wird eher bemerkt wie Schwerhörigkeit. Und es gibt mittlerweile auch genug Hilfsmittel, dass man es kaum bemerkt, wenn jemand an dieser Krankheit/Behinderung leidet.

Habe es selbst schon erlebt, dass man von jemanden im Rollstuhl angeblafft wird, so in der Art, ich brauche keine Hilfe, komme auch so zurecht. Und nur, weil ich jemanden über den Bordstein helfen wollte. Derjenige ist dann weiter auf der Straße gefahren, bis eine Absenkung kam. Natürlich haben auch einige Autofahrer gehupt. Jemand anderes wird es sich in Zukunft überlegen, seine Hilfe anzubieten. Hat aber mit verklemmt nichts zu tun.

Warum sollte jemand überhaupt bei Schwerhörigkeit verklemmt sein? Hast du Beispiele oder eigene Erfahrung?

Was mich wundert, es ist die dritte Frage in der Richtung in kürzester Zeit.


Erzesel  22.04.2024, 21:29

Keine Ahnung was der für nen Problem hat...

Bis jetzt habe ich 5 wahrscheinliche Alteregos ausgemacht.

BanhammerBayern, Warmfahrer, Bundeshof, SchlagdenBeamer, ReisenfuerSpeed

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Erzesel  22.04.2024, 22:36
komme auch so zurecht

...Du weißt ja nicht, was dem Mann bereits an "Hilfe" zugemutet wurde...

Manchmal kann Hilfe ziemlich nachteilig , lästig und zuweilen auch gefährlich sein.

Mein Kumpel ist ein "Hulk" im Rollstuhl. Der läßt sich auch gerne mal von seinen Kumpels faul durch die Fußgängerzone schieben, aber auf unebenem Terrain , möchte er selbst die Kontrolle behalten... und "Hilfe" ist für ihn nicht "berechenbar" . Manchmal wird mir echt Bang, wenn er sich in Positionen ausbalanciert, die der Schwerkraft zu spotten scheinen.

Einen Fremden frage ich ob ich helfen darf und wenn er ablehnt hinterfrage ich nicht seine Beweggründe. Auch behinderte Menschen haben das Recht auf selbstbestimmte Entscheidungen ohne:

... in Zukunft überlegen, seine Hilfe anzubieten...

Wenn ein gesunder Radfahrer auf der Straße fährt und den Verkehr aufhält, ist dies sein gutes Recht und Du würdest nicht hinterfragen, weshalb der nicht lieber auf den Gehsteig wechselt ?

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