Leitfrage beantworten zu Darwin?

2 Antworten

Darwin hat zwar erst Medizin studiert (weil er kein Blut sehrn konnte, hat er das Studium abgebrochen) und dann Theologie. Man darf aber nicht vergessen, dass es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch gar keine eigenständigen rein naturwissenschaftlichen Studiengänge gab - es gab im Prinzip nur die Möglichkeit Medizin, Theologie oder Jura zu studieren, vielleicht noch Philosophie.

Schon während seines Studiums hat Darwin aber lieber die naturwissenschaftlichen Vorlesungen besucht oder sich draußen in der Natur herumgetrieben als den Hauptvorlesungen zu lauschen.

Der eigentliche Sinn und Zweck der Reise der Beagle war ein anderer und politisch heikel. Mit an Bord waren drei Feuerländer (es waren eigentlich vier, einer verstarb jedoch an den Pocken), die während der ersten Fahrt der Beagle entführt worden waren, um diese "Wilden" zu "zivilisierten Menschen" umzuerziehen (Darwin selbst hat sich übrigens zeitlebens gegen diese damals weit verbreitete rassistisch geprägte Ideologie ausgesprochen und sich z. B. entschieden dagegen gewehrt, dass seine Theorie im Sinne eines Sozialdarwinismus ausgelegt wird). Sie sollten nun wieder in ihre Heimat gebracht werden und das möglichst heimlich, still und leise, um keinen Skandal zu provozieren. Manche Historiker sind deshalb davon überzeugt, dass der "offizielle" Auftrag einer Vermessungsfahrt nur vorgeschoben war, um vom eigentlichen Auftrag abzulenken. Aber wie auch immer, Darwin war nicht an Bord, um zu vermessen, sondern als intellektueller Reisebegleiter für den Kapitän Robert FitzRoy. Darwin war am Vermessungsauftrag also gar nicht beteiligt, er konnte stattdessen "frei forschen". Anfangs war sein Interesse v. a. geologischer Natur, aber er hat praktisch während der gesamten Reise eifrig Pflanzen, Tiere und Fossilien gesammelt.

Es ist richtig, dass Darwins Vater erst gegen die Reise war. Mit einem Trick konnte Darwin ihn aber überzeugen, dass sein Vater der Reise letztendlich zustimmte, war also nicht nur Glück.

Es stimmt, dass Darwin anfangs gläubiger Christ war. Später bekannte er sich aber eindeutig als Atheist. Dass Darwin vom biblischen Schöpfungsmythos überzeugt war, ist aber recht unwahrscheinlich. Schon 1809 präsentierte Lamarck seine Evolutionstheorie durch Vererbung erworbener Eigenschaften (heute als Lamarckismus bekannt, diese These gilt heute aber als widerlegt). Schon damals waren viele Naturforscher von der Unveränderlichkeit der Arten nicht mehr überzeugt, strittig waren viel eher die Mechanismen, die der Evolution zugrunde liegen. Selbst wenn Darwin von der biblischen Schöpfung überzeugt gewesen wäre, hätte er mindestens gewusst, dass berechtigte Zweifel daran bestehen.

Hier findest du noch etwas mehr über die historischen Hintergründe Darwins: https://www.gutefrage.net/frage/evoutionstheorie-darwin-zufall#answer-440167776

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Dann hast du die Frage leider falsch beantwortet. Natürlich war Darwin religiös, aber die Stelle als Pfarrer wäre nur ein Job für ihn gewesen, denn in Wahrheit war er Naturforscher mit Leib uns Seele. Seit seiner Kindheit hat er in der Natur geforscht und nur weil er so viel Fachwissen mitgebracht hat, konnte er seine Erkenntnisse sammeln.

Glück spielte ganz sicher eine Rolle. Aber Glück war nicht der entscheidende Punkt, sondern sein Wissen, seine systematische Herangehensweise und sein akribische Arbeitsweise.


Hi739291 
Fragesteller
 20.02.2022, 10:35

Unsere Lehrerin meinte zu mir aber: "Darwin ist ja eigentlich zufällig und „ ungewollt „ Evolutionsbiologe geworden " ;(

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Fuchssprung  20.02.2022, 10:38
@Hi739291

Ja, das stimmt sogar. Doch wäre Darwin so dumm und so religiös verbohrt gewesen, wie der Kapitän seines Schiffes, dann hätte er die versteinerten Muscheln in den Bergen für ein Ergebnis der Sintflut gehalten und bei der Auswertung seiner Arbeit wäre er zu dem Schluss gekommen, dass Gott die Arten geschaffen hat.

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Darwinist  20.02.2022, 11:31
@Hi739291

Ich glaube, dass "ungewollt" die völlig falsche Beschreibung dafür ist. Darwin war schon als kleines Kind an den Naturwissenschaften interessiert. Es gibt die Anekdote, dass er schon als Sechsjähriger die Taschen voller Käfer gehabt haben soll. Auch während seines Studiums interessierten ihn die natutwissenschaftlichen Vorlesungen mehr als die theologischen. Man kann sagen, dass er Theologie überhaupt nur seinem Vater zuliebe studiert hat. Seine wahre Leidenschaft waren die Naturwissenschaften. "Ungewollt" trifft es daher überhaupt nicht - ich bin mir sicher, dass Darwin diesen Entwicklungsweg seiner Karriere nur begrüßt hat und sich insgeheim sogar erhoffte. "Ungeplant" trifft es schon eher - Darwin hat einfach die günstige Gelegenheit, die sich ihm bot, nämlich an der Forschungsreise der Beagle teilzunehmen, einfach ergriffen, ohne dabei schon den Plan zu haben, Evolutionsbiologe zu werden. Alles andere hat sich dann einfach ergeben. Insofern, ja, es gehörte auch etwas Glück dazu, Darwin war auf der anderen Seite aber genau der richtige Mann für diesen Job und dass er aus seinen Beobachtungen die richtigen Schlüsse zog, ist sicher nicht nur Glückssache gewesen, sondern seinem naturwissenschaftlichen Interesse und seiner Vorbildung (z. B. Lyells Principles of Geology) zu verdanken.

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