Ist Kommunismus gegen die Natur?

4 Antworten

Deine Aussagen sind Wunschdenken.

Sie resultieren aus einem pessimistischen, macchiavelistischen bzw. hobbeschen Weltbild, das claimt, dass der Mensch des Menschen Wolf ist.

Die Wahrheit ist: der Mensch ist im Grunde (!) ein kooperatives Wesen. Wir besitzen Empathie und soziale Intelligenz, was unsere Spezies weit gebracht hat.

Schreckliches geschieht in ganz bestimmten und vermeidbaren soziopolitischen Umständen und durch bestimmte Faktoren wie beispielsweise entmenschlichende Ideologien.

Es gilt, Referenzrahmen zu schaffen, in denen solches Verhalten nicht begünstigt wird, denn Menschen handeln nicht im luftleeren Raum.

Keine Ideologie ist natürlich, auch der Kommunismus nicht. Solche Großideologien leiden durch ihren historistischen, allumfassenden Wahrheitsanspruch darunter, dass sie nicht flexibel sind, wie Karl Popper in "The open society and its enemies" 1945 erläurterte. Die Wahrheit muss aber in einer Demokratie undefiniert bleiben, damit Pluralismus und somit Austausch besteht. Demokratie ist nicht nur eine Institution, sondern eine Art des Zusammenlebens, wie John Dewey betonte. Es gibt keine politikwissenschaftlich gesehen bessere Form des Miteinanders.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – im Masterstudium Politikwissenschaften

Das ist so nicht ganz korrekt. Im Kommunismus werden Machtverhältnisse zentral gesteuert. Im Kommunismus gibt es selbstverständlich auch Hierarchien. Bestimmte Menschen sind besser gestellt als andere, jedoch hat man als Individuum keine Einflussmöglichkeit, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen - es wird fremdgesteuert. Im Kommunismus hat nicht der Macht, der Geld hat, sondern dort hat derjenige Geld, der Macht hat. Im Kommunismus verzichtet man auf Geld als Machtinstrument. Im Kommunismus wird mit Rechten gehandelt. Geld haben ohne das Recht zu besitzen es auszugeben, macht dich trotzdem arm. In bestimmten Positionen kann man bestimmte Rechte erhalten, die mit Verlust der Position auch wieder verloren werden: besseres Auto, bessere Versorgung, bessere Ernährung, bessere Unterkunft. Auch im Kommunismus lebt die obere Staatsführung wie ein König.

Keine Wirtschaftsordnung ist ein Naturgesetz. Der Kapitalismus existiert in Europa erst seit einigen Jahrhunderten und im Rest der Welt seit noch kürzerer Zeit. Auch das Privateigentum, die Klassengesellschaft und der Staat sind nicht älter als etwa 10.000 Jahre, in Jäger- und Sammler-Gesellschaften gibt es nichts davon.

Die menschliche Natur wird durch die Regeln der Gesellschaft geprägt und nicht andersherum. Der Kapitalismus fördert natürlich menschliche Eigenschaften wie Gier, Egoismus und Konkurrenzdenken, aber unter den Regeln der mittelalterlichen Wirtschaft waren die Menschen auch dazu in der Lage, gemeinschaftliche Güter zu verwalten und zu bewirtschaften.

Die Wunsch zur Rückkehr zur klassenlosen Gesellschaft der Jäger und Sammler zieht sich über Epochen hinweg durch verschiedenste Mythen und Religionen. Die Römer und alten Griechen sehnten sich zum "Goldenen Zeitalter" ohne Herrschaft und Besitz zurück, und jüdische und frühchristliche Sekten praktizierten gemeinschaftliches Eigentum.

Karl Marx und Friedrich Engels haben den Kommunismus nicht erfunden, sondern lediglich erkannt, dass er unter der geringen wirtschaftlichen Produktivität der Antike oder des Mittelalters illusorisch bleiben musste. Erst die Industrialisierung mit dem Kapitalismus schafft die nötigen Grundlagen, um stumpfsinnige Arbeit auf ein Minimum zu reduzieren und es allen Menschen zu ermöglichen, an der Planung der gesellschaftlichen Arbeit teilnehmen zu lassen.

Heute gilt das umso mehr: Wir produzieren längst mehr als genug, um allen Menschen auf der Welt genug Nahrung, Kleidung und Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Armut, Hunger und Obdachlosigkeit besteht lediglich durch die Ungleichverteilung des Reichtums fort. Die Industrie für die Befriedigung der Bedürfnisse aller Gesellschaftsmitglieder zu verwenden anstatt für den privaten Profit einiger weniger Kapitalisten, ist der allernächstliegende Gedanke. Nichts anderes ist Kommunismus.

Leben ist nicht fair, aber Kommunismus noch weniger.