ist jeder wirklich seines glückes schmied?

Das Ergebnis basiert auf 18 Abstimmungen

nur bis zu einem gewissen grad 56%
sagen nur privilegierte menschen 22%
jeder ist seines glückes schmied 17%
anderes 6%

12 Antworten

jeder ist seines glückes schmied

Jeder ist seines Glückes Schmied. Dieser Satz trifft nach wie vor zu!

Was heißt ‘Glück‘? Ich halte mich an Aristoteles, Philosoph und Pragmatiker, der zum Phänomen ‘Glück‘ wichtige Voraussetzungen genannt hat. Glück ist ein Gefühl höchster Zufriedenheit, das einen wegen seines dauerhaft gelingenden Lebens erfüllt.

Für Aristoteles ist es zunächst unerlässlich für die Glückseligkeit, dass man moralisch gut ist. Als Pragmatiker sieht er das moralisch Gute immer in der Mitte zweier Eigenschaften angesiedelt, z.B. sei klug, d.h. nicht dumm oder nicht besserwisserisch bzw. haarspalterisch; oder sei tapfer, d.h. nicht feige oder tollkühn, oder sei mäßig (d.h. nicht stumpfsinnig oder zuchtlos), sei freigebig, d.h. nicht verschwenderisch, nicht geizig; sei freundlich, nicht schmeichlerisch, nicht streitsüchtig), sei tolerant, d.h. nicht intolerant, nicht ignorant, sei ein mitleidvoller Mensch, d.h. sei nicht hartherzig, nicht voll von weichlichem Mitgefühl u.a.m. Im Gegensatz zu Kant, für den das moralisch Gute eine Pflicht des Menschen ist, bedeutet das moralisch Gute für Aristoteles (von ihm Tugend genannt) nur eine Empfehlung, jedoch wenn man die Glückseligkeit erreichen will, ist die Tugend eine Bedingung.

Lebt man also tugendhaft, hat man auf keinen Fall schon die Glückseligkeit erreicht; genauso wenig wie jemand, der im heutigen Sinne moralisch gut ist, sich schon glücklich nennen kann. Hinzukommen muss bei Aristoteles noch, dass der Mensch die in ihm ruhenden Talente und Fähigkeiten zur höchstmöglichen Entfaltung gebracht hat und diese Entfaltung sich in einem Tätig-sein auf hohem Level als (dauerhaft) geglücktes Leben äußert. Dies geschieht zuallererst durch eine Ausbildung. Anstrengung ist hier nötig, wie das Wort ‘Schmied‘ in dem Sprichwort besagt). Voraussetzung ist natürlich, dass Anlagen und Talente überhaupt in einem vorhanden sind! Die sonst noch zu dem geglückten Leben hinzukommenden Umstände des Glückes, wie z.B. Ansehen, Achtung, Prestige, Geltung, Autorität, Rang, Wertschätzung, stellen sich dann automatisch ein. 

Noch andere Aspekte müssen hinzukommen, damit das Endziel der Glückseligkeit erreicht wird: der Betreffende muss gesund sein, er darf nicht abstoßend hässlich sein und er muss ein gewisses Vermögen besitzen. Auch gute Beziehungen, die einem bei seinem Glücksstreben förderlich sein können, sollte man nicht verachten, bzw. man sollte sie sogar nutzen. Die zuletzt genannten Aspekte müssen für Aristoteles aber nicht zwingend gegeben sein, jedoch sie sind für das Erreichen des Glückseligkeitszieles schon wichtig.

Dann natürlich muss noch - wie gesagt - die Tugend im Sinne des Aristoteles hinzukommen.

Einen Punkt führt Aristoteles nicht aus: die Beziehung zu einer Frau bzw. zu einem Mann. Aus dem einfachen Grund: die Frau war damals untergeordnet, eine gute, glückliche Beziehung in der Ehe galt als sicher. Eine Frau, die sich emanzipierte, war „erledigt“. Dieses Risiko wollte keine Frau eingehen. Es gab Ausnahmen. Man denke an die Tochter des Kaisers Augustus Julia, die aber sehr unglücklich war.

Heute jedoch ist eine gutfunktionierende Beziehung oder Ehe eine wichtige Voraussetzung für ein geglücktes Leben. Gerät man an die falsche Frau oder den falschen Mann, wird man unglücklich sein. Hier also, in diesem Punkt, muss man im wahrsten Sinne des Wortes ‘Glück‘ haben, anstrengungsloses Glück, zu dem die harte Arbeit eines Schmieds nicht hinzukommen muss.

Woher ich das weiß:Recherche
sagen nur privilegierte menschen

Es ist auch eine Frage, was man als Glück empfindet. Die Finnen, als glücklichstes Volk, sind nicht die Reichsten. Statt Sommerhitze werden sie von Mücken geplagt. Ihnen sind andere Dinge wichtig und sie streben nicht nach der Spitze. Das schafft auch eine gewisse Gelassenheit.

kim323 
Fragesteller
 04.05.2024, 13:22

intressant. danke dir

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anderes

Glücklich ist innere Zufriedenheit. Es resultiert aus Dankbarket auch fürs Allerkleinste. Glücklichsein ist lieben können.

Fromm weiss es und ich bin es. :

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Beruf+pr.Vertr.person. Helfen+dabei viel gelernt.
 - (Liebe, Psychologie, Freundschaft)
nur bis zu einem gewissen grad

Hallo kim323!

Jeder Mensch kann sich noch so anstrengen und versuchen, sein "Glück" selbst zu schmieden und dann alles zu erreichen. Finanzielle, genetische, äußere und andere Einflüsse und/oder Vorraussetzungen werden immer im Weg stehen. Solange das Ergebnis des "Schmiedens" von Dritten abhängig ist und/oder beeinflusst wird, kann der Betroffener noch so gut im Schmiedehandwerk sein^^

Und ja, die "Natur" hat auch einen "genetischen" Einfluss. Wer z.B. behindert oder mit anderen genetischen Einschränkungen auf die Welt kommt, wird auch nicht alles machen können und/oder dürfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
sagen nur privilegierte menschen

Es ist im kapitalistischen System IMMER an die Herkunft gebunden ob man mehr Chancen hat als andere. Wenn es um die Frage nach dem Weg nach oben geht, dann ist Erfolg immer auch Glück. Das heißt nicht, dass man es als arme Person nicht schaffen kann. Das ist möglich. Nur sitzt am Ende der privilegierte Mensch immer am längeren Hebel.

Mit den richtigen Entscheidungen in den richtigen Momenten kann man als unterprivilegierter Mensch durchaus noch erfolgreich werden, aber die Chancen schwinden immer weiter. Ganz zu schweigen davon, dass der Reiche immer weniger leisten muss für viel Geld. Sich als Mensch der Unterschicht hochzuarbeiten erfordert neben wahnsinnig viel Glück auch noch ein Vielfaches mehr harte Knochenarbeit, die nicht selten scheitert.

Vor allem in Ländern wie der USA wird es immer wichtiger in welchen Lebensumständen man groß wird. Wenn sich der Kapitalismus weiter so radikal entwickelt, wird es mit Sicherheit innerhalb der nächsten 50 Jahre kaum noch einen Mittelstand geben, geschweige denn eine Chancengleichheit.

Woher ich das weiß:Hobby – Beschäftige mich gern mit philosophischen Themen