Wie ist das Verhältnis von Anspruch und Wirklichkeit der Gleichheitsforderung der Aufklärung zu beurteilen?

2 Antworten

Nun, die Aufklärung hat Ziele, oder moralische "Sollvorstellungen" formuliert.

Diese waren nicht mehr unbedingt an die Vorstellungen der christlichen Religionen angelehnt, sondern führten zur ebenso (und oft immer noch) als Ideal begriffenen Charta der Menschenrechte. Die mit der Entlarvung der "Krone der Schöpfung" Mensch zunehmend auf Tiere ausgeweitet wird. Das ist der aktuelle Denkprozess, der zu Recht statt findet. In der Praxis sind, zumindest in unserer Gesellschaft die Jenigen, die ohne Gewissensbisse jede Menge Fleisch verzehren und sich um "vegane Positionen" kaum bemühen in der Mehrzahl.
Genauso ergeht es allen kulturell oder einfach durch die Hautfarbe als Minderheiten definierten Bevölkerungsgruppen, egal wo auf der Welt. Es gibt Immer noch nur schlecht verschleierte Sklavenhaltung, sei es in der Prostitution oder auf den prekären Arbeitsmärkten weltweit, etwa in den zentralafrikanischen Minen, oder auch in Straflagern wie man sie wohl auch in China, Nordkorea und anderen Ländern antreffen könnte, wenn man da hin reisen würde. Auch die europäischen Auffanglager behandeln die Flüchtlinge aus Syrien und Afrika als nachrangige Menschen.
Um zum afro-amerikanischen Freiheitskampf zu sprechen war in den 1960 er Jahren mit Martin Luther King und der relativ menschenfreundlichen Regierung Kennedy ein gute Zeit um sich Bürgerrechte, die für Weiße selbstverständlich galten, auch für die Amerikaner mit afrikanischen Wurzeln zu erobern. Dass klingt so als wäre es einfach gewesen, stimmt aber nicht. Die Stimmung im Land war aber eine aufgeschlossene und durch relativen Wohlstand auch gemäßigte. Trotzdem ging nach der Ermordung Martin Luther Kings ein Teil der Bewegung in den Untergrund, was darauf schließen lässt, dass gegen Ende der 1960 er Jahre ein "anderer Wind" wehte. Mit dem Vietnamkrieg wurde das ganze Land wieder militaristischer und vor allem wurden die jungen Männer, die eigentlich frei leben wollten, in diesen Krieg transportiert und kamen zumeist als seelische Wracks zurück. Heute ist von den damaligen Errungenschaften zwar noch einiges übrig geblieben, aber die rapide Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation schlägt nicht nur auf die "farbigen" Bevölkerungsanteile, sondern auch immer mehr auf die abgestürzten weißen Arbeiterfamilien zurück. So ist es nicht klar, wie die Fronten in diesem Konflikt in Zukunft aussehen. Könnte es in großen Städten eine gemeinsamem multiethnische Bewegung gegen die Politik der Superreichen geben, sähe es auf dem Land wohl anders aus. Dort wäre ein Verteilungskampf verschiedener Ethnien denkbar. es wäre auch denkbar, dass die Großgrundbesitzer an Einfluss verlieren, so dass es irgendwann "Hispano - oder Chinesenstädte", geben könnte, ähnlich wie es im vergangenen Jahrhundert Stadtviertel gab, in denen sich hauptsächlich europäische, afrikanische oder asiatische Bewohner sammelten. Da Städte in den USA immer weniger Arbeit vergeben, könnte sich ein von Familienverbänden getragener Exitus aufs Land entwickeln, wo die jeweiligen Ethnien möglicherweise sogar eher nach dem ihnen eigenen Stil ihr Leben organisieren. Sozusagen ein Amerika 2.0 der Stämme. Allgemein denke ich, dass unsere Zukunft zwar komplizierter wird, aber dafür auch interessanter. Und gerade im Bezug auf die Vorstellungen der Aufklärung muss man wohl sehen was davon übrig bleibt. Schließlich ist der europäische Geist nicht mehr der alleine Tonangebende auf der Welt.
Dies sind keine wissenschaftlich nachprüfbaren Fakten, sondern ein kleines Bündel meiner Vorstellungen, wie die menschliche Ethik in den zukünftig neu entstehenden Gesellschaftsformen eingebunden werden kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Philosophie als Lebens- und Beratungspraxis

Du meinst vermutlich:

"Also wie ist in Bezug auf die Stellung der Afroamerikanischen Bevölkerung das Verhältnis von Anspruch und Wirklichkeit der Gleichheitsforderung der Aufklärung zu beurteilen ?"

Der Anspruch der Aufklärung: Alle Menschen sind gleichberechtigt.

Für die Afroamerikanischen Bevölkerung galt das zunächst überhaupt nicht, weil selbst der Hauptverfasser der Erklärung der Menschenrechte von Virginia 1776, Jefferson, Sklavenhalter war und blieb.

Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg wurde die Sklaverei in den USA abgeschafft, aber die Schwarzen blieben in vielfältiger Weise benachteiligt. Selbst die Wahl eines schwarzen Präsidenten, Obama, hat noch keine soziale Gleichstellung bewirkt.

Um dies Gerippe aufzufüllen, kannst du dir einmal die Graphiken in diesem Artikel ansehen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Prison%E2%80%93industrial_complex

Du kannst dir im Prinzip den gesamten Artikel automatisch übersetzen lassen. Es reicht aber im Prinzip die Übersetzung der Erläuterungen zu den Graphiken.