Welchen der folgenden Kasus wird es in der Zukunft (wohl) kaum noch geben: Dativ oder Genitiv und warum?

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Der Genitiv ist schon fast verschwunden.
Als Objekt sagt kaum noch jemand: ich gedenke der Toten
Und attributiv wird er zunehmend durch eine Präposition ersetzt: das Haus von meinem Vater

Dem Dativ könne es als nächstes an den Kragen gehen. Noch gelten solche Auswüchse wie "da werden Sie geholfen" als verpönt, weil man im Aktiv nicht "ich helfe dich" sagt. Aber wie lange noch?

Im Zeitalter der Kann-Vorschriften ist nahezu alles möglich.
Und in allen Emails und SMS taucht mehr und mehr dieses "nen" auf, das fast nie stimmt, eine Art Sammelakkusativ.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

"Welchen der folgenden Kasus . . ." fragst du.
Wie willst du das ohne Genitiv ausdrücken? 


Ich sehe keinen der 4 üblichen Kasus bedroht. 
Ich sehe nur eine falsche Verwendung des Genitiv durch jene, die des Deutschen nicht in vollem Umfang mächtig sind. 

"Von" steht auf die Frage "von wo?" Das war einer meiner Lehr- oder Leitsätze aus der Schulzeit, er ist es noch. Ich brauche ihn nicht für mich, sondern für andere.
"Dieses Buch ist von Otto" heißt nicht "dies ist Ottos Buch" sondern "dieses Buch habe ich von Otto erhalten".

Wir brauchen den Genitiv auch, um die deutsch Literatur der letzten 1000 Jahre zu verstehen. Deshalb bin ich guter Dinge.

Mach dir also keine Hoffnungen, dass wir es den Franzosen nachmachen. 


Rudolf36  02.01.2017, 11:45

Nachtrag:
Lassen wir uns doch von den eher wenigen, welche die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschen, nicht ins Bockshorn jagen! 

Allerdings: fehlerhaftes fällt auf, korrektes nicht. Ich bin sicher, dass das Korrekte überwiegt.

Allerdings 2: ich wundere mich, dass sogar das "vorbildliche" Dt. Fernsehen mit seinem Bildungsauftrag des Genitivs nicht mächtig zu sein scheint.
Da kann man dann Bildunterschriften lesen wie: "X. Y., Vorsitzender Verwaltungsbeirat". Da frage ich mich, vor wem denn der Verwaltungsbeirat so herumsitzt. 
Gemeint zu sein scheint hier aber: "Vorsitzender des Verwaltungsbeirates".

Und: "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" ist keine Zukunftsprognose, sondern eine +- humoristische Anweisung, sich wieder bewusster der schönen deutschen Sprache zu bedienen. 

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Ich glaube nicht, dass der Dativ sterben wird. Die Verwendung von Genitiv-Konstrukten existierte schon immer in vielen deutschen Dialekten und es ist tatsächlich zu beobachten, dass die im Zeitalter von Chat und E-Mail zunehmend verroht und damit vernachlässigt wird. Die Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung war ein in diese Richtung gehender (für mich völlig überflüssiger) Versuch, die Schriftsprache zu vereinfachen.

Unsere Sprache ist etwas sehr Vielfältiges. Sie verhilft uns, gerade auch in der Schriftform, zu sehr pointierten Ausdrucksformen. Ohne die Vielfalt aller sprachlichen Möglichkeiten würde Literatur massiv an Tiefe verlieren. Ich bin mir deshalb ziemlich sicher, dass "wessen" in der Schriftsprache künftig nicht durch "wem sein" ersetzt werden wird.


PWolff  02.01.2017, 10:24

In diesem Zusammenhang ist vielleicht interessant, dass das Neugriechische gegenüber dem Altgriechischen ausgerechnet den Dativ hat wegfallen lassen.

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Weder noch...

Sprachentwicklung ist ja kein Selbstzweck, sondern reagiert auf gesellschaftliche Entwicklungen, Zustände und Verhältnisse.

Genitiv bringt Besitz- und engste zuordnungsverhältnisse zum Ausdruck. Die Rektion der Verben und das Aufgehen des Lokativs im deutschen Dativ sichert auch dem langfristig die Existenz...:-)


earnest  02.01.2017, 10:24

... sogar deren Existenz.

;-)

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earnest  02.01.2017, 15:29
@atzef

...oder dem/denen seine/ihre Existenz.

;-)

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Ich denke der Genitiv.

Es wird ja heutzutage schon bei Wörtern wie "wegen" oder "während" oft der Dativ verwendet, obwohl die eigentlich mit Genitiv stehen.
Daher glaube ich auch, dass sich das in die Richtung weiterentwickeln wird.
Wessen kann man eigentlich immer durch "von wem" ersetzen. Das ist vor allem in der Alltagssprache gängiger und wohl für viele Menschen einfacher.