Was beachten als Fahrradfahrer auf der Fahrbahn?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Einige Antworten hier sind schon sehr ausführlich; mache Dir bitte etwas klar:

Das normale Fahren auf der Fahrbahn im echten Mischverkehr (d.h. ohne extra Fahrradmarkierungen) ist objektiv recht sicher (und sicherer als Fahren auf GEHwegen, besonders gegen die Richtung).

"Übersehen werden" heißt ja meistens, daß der Autofahrer nicht in die Richtung geguckt hat, aus der der Radfahrer kam (nämlich auf dem GEH- oder "Radweg" von hinten rechts) - er hat den Schulterblick vergessen biegt ab und dann knallts. Was durch die Windschutzscheibe sichtbar ist, wird im Normallfall immer gesehen!

Passe an Keuzungen auf, niemals neben einem KFZ zu fahren, sondern immer davor oder dahinter; dann wirst Du auch gesehen. Bei Schutzstreifen bleibe immer neben der Lücke zwischen den KFZ -- und nochmal: Wirklich NIEMALS(!) neben einem LKW stehen oder fahren. Vor dem Rechtsabbiegen holen LKW oft nach links aus - es sieht manchmal aus, als ob der Fahrer Dir Platz macht - warte immer, was passiert!

Fahre niemals zu weit rechts; immer ungefähr einen Meter Abstand vom rechten Lenkerende(!) zum Bordstein - kurioserweise wird man enger überholt, wenn man weiter rechts fährt. Außerdem habe ich dann noch spürbar Platz, falls doch mal ein Autofahrer beim überholen Mist baut oder sich verschätzt ... Und nein, daß ist keine Behinderung, Nötigung oder ähnliches; zum überholen eines Radfahrers muß ich immer auf die Gegenspur ausweichen, um den juristisch vorgeschriebenen Abstand zu halten.

Mache Dich also nicht verrückt, wenn ein Autofahrer mal für 10-20 Sekunden hinter dir herfährt und verpiesel Dich nicht sofort in den Rinnstein oder gleich auf den GEHweg! Die 10 Sekunden steht er dann kürzer an der nächsten roten Ampel

Fahre berechenbar - kein "durchschlängeln" links/rechts/GEHweg, wenn es mal stockt - bei einer stehenden Autoschlange ist es erlaubt, bei ausreichend Platz langsam(!) rechts vorbeizufahren.

Einige Autofahrer haben ein Problem damit, nicht immer und überall die maximal erlaubten 50 km/h zzgl. 8 km/h "Mehrwertsteuer" zu fahren und versuchen dann, den Radfahrer "abzustrafen" durch z.B. eng überholen - den Motor aufheulen lassen usw. - auch da hilft Dir der Seitenabstand von einem Meter zum Bordstein zum reagieren; das hat aber die letzten Jahre nachgelassen.

Sollte eine vielbefahrene Hauptstraße auf Deinem Weg liegen (da macht das Fahren meistens keine Freude); hilft evtl. eine parallel verlaufene Nebenstraße. Gerade auf vielbefahrenen Straßen gibt es manchmal gefährliche Radverkehrtkonstrukte - ein schmales Streifchen zwischen zwei Geradeaus und zwei Rechtsabbiegerspuren ist lebensgefährlich und ob man sich in der Situation durch Belegen der "KFZ-Spur" den nötigen Platz beschaffen kann ist mindestens schwierig, aber manchmal wohl unvermeidlich.

Fazit: Fahrbahn fahren ist wesentlich sicherer, als es sich zuerst anfühlt; die Nähe zu den KFZ ist zuerst ungewohnt, mache Dir klar, daß die angebliche "Trennung" von Fahrbahn und Radweg/-spur an jeder Einmündung, Kreuzung, Grundstückseinfahrt usw. nicht existiert und es dann jederzeit sehr schnell, sehr gefährlich werden kann...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die allgemeinen Verkehrsregeln sind für alle Verkehrsteilnehmer die gleichen. Also z.B. welche Vorfahrtregelungen es gibt. Ich hoffe, du verlangst jetzt nicht, dass dir jemand sämtliche Verkehrsregeln beibringt. Dafür gibt es Bücher. Darf man auch kaufen und lesen, wenn man keinen Führerschein macht ;)

Was muss ich als Fahrradfahrer auf der Fahrbahn beachten?
  • Sehen und gesehen werden! Radfahrer werden oft übersehen. Gerade bei Dunkelheit und Dämmerung ist dringend zu empfehlen, nicht nur die vorgeschriebene Beleuchtung zu verwenden, sondern auch gut sichtbare Kleidung zu tragen.
  • Bedenke die toten Winkel insbesondere von LKW. Ein LKW-Fahrer kann dich nicht sehen, wenn du neben dem LKW bist! Es ist deshalb absolut nicht klug, sich an einer Abzweigung o.ä. neben einen LKW zu stellen. Bleibe dahinter.
  • Du bist zwar gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer, aber das wollen nicht alle wahrhaben. Rechne immer damit, dass andere deine Vorfahrt missachten oder dich trotz Gegenverkehr überholen, einfach weil du klein bist und eine Kollision mit dir nicht wehtun würde.
  • Übe das Fahren. Übe, einhändig zu fahren wenn du mit der anderen Hand eine Richtungsänderung anzeigst. Übe, das Fahrrad unter Kontrolle zu halten wenn du mal einen Randstein blöd erwischst. Und übe Notbremsungen! Wenn du mal auf Kollisionskurs mit einem LKW bist, macht es im dümmsten Fall den Unterschied zwischen Leben & Tod, ob du dich nur panisch in die Hinterradbremse krallst oder auch die Vorderradbremse dosiert mitbenutzen kannst. Letzteres will vorher geübt sein.
  • Blockiere dein Gehör nicht. Das Gehör kann dir z.B. sagen, dass trotz Gegenverkehr gerade dein Hintermann zum Überholen ansetzt... da droht eine Gefahrensituation, denn er wird eher dem Gegenverkehr ausweichen als dir.
Wo muss ich mich auf der Fahrbahn befinden?

Auch für Radfahrer gilt das Rechtsfahrgebot. Das heißt, du musst innerhalb deiner Fahrspur immer möglichst weit rechts fahren.

"Möglichst weit rechts" heißt nicht "immer ganz rechts"! Du darfst so viel Abstand vom rechten Rand halten, wie es für eine sichere Fahrt notwendig ist. Du musst z.B. nicht über Gullydeckel holpern und darfst auch von parkenden Autos 1 m Abstand halten, sodass eine plötzlich geöffnete Fahrertür dich nicht gefährden würde.

Wenn du links abbiegen möchtest, ordnest du dich dafür dann links ein. Wenn es keine Linksabbiegerspur gibt, bist du dann halt mittig auf der Straße.

Wie agiere ich bei den Kreuzungen?

Du ordnest dich für die richtige Fahrtrichtung ein und beachtest die jeweils geltende Vorfahrtsregel. Und, siehe oben, bleibst wachsam falls jemand dir die Vorfahrt nimmt.

Das ist ne lange Liste!

Geh es langsam an, auf wenig befahrenen Straßen.

Übe vorher Bremsen, auf allen möglichen Untergründen, nass, Vollbremsung. Einhändig fahren (für Handzeichen), durch Engstellen fahren uvm.

Sei immer gut sichtbar. Beleuchtung (Im Dunkeln), Reflektoren, helle Kleidung.

Fahre nicht zu weit rechts, um nicht unsichtbar hinter parkenden PKW zu werden, um nicht in plötzlich aufgehende Autotüren zu rasseln, oder Fußgänger zu erfassen, die hinter einem Auto auftauchen. Und um notfalls noch nach rechts ausweichen zu können, wenn du zu eng überholt wirst, und um gar nicht überholt werden zu können, wenn es eh zu eng ist.

Gewöhne dir schleunigst einen Schulterblick an oder trainiere, hinter dir Gehörtes durch anfänglich öftere Kontrollblicke, in ein inneres Verkehrsbild zu übersetzen, wenn du gut hören kannst.

Rechne immer damit, nicht gesehen worden zu sein, wenn du nicht genau weißt, das du gesehen wurdest.

Fahre vorausschauend - das geht leider erst richtig mit mehr Fahrpraxis, wenn man überhaupt weiß, worauf man achten sollte.

Lerne dein Rad so weit kennen, dass du beurteilen kannst, ob es noch verkehrssicher ist.

Und wenn du auch wieder nach Hause fahren willst, beachte den Diebstahlschutz. Am besten in abgeschlossenen Räumen in der Nähe parken.