Sollten wir nicht schnellstens aufwachen und den Anfängen wehren (statt erneut Antisemitismus zu tolerieren)?

6 Antworten

Zur Zeit wird sehr schnell von Antisemitismus geredet und es wird sehr darauf fokussiert. 

“Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“

www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/kulturdialog/-/216610

Solche Definitionen lassen viel Spielraum. Interessant auch immer wieder, dass Juden Antisemitismus vorgeworfen wird. 

Doch hier gibt es ein Muster: Im November unternahm eine Genossin und Freundin von mir, Iris Hefets, eine israelisch-jüdische Psychoanalytikerin, die in Berlin lebt, einen Ein-Frau-Protest. Sie ging über einen Platz in Berlin und trug ein Plakat mit der Aufschrift »Als Jüdin und Israelin: stoppt den Genozid in Gaza«, und ein weißer deutscher Polizist verhaftete sie wegen Antisemitismus. Es wäre zum Lachen gewesen, wenn es nicht so tragisch wäre.Quelle

Auch als die Unimitarbeiter einen Protestbrief veröffentlichten, war der Vorwurf sofort im Raum, Antisemitismus:

https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSfVy2D5Xy_DMiaMx2TsE7YediR6qifxoLDP1zIjKzEl9t1LWw/viewform

daraus:

verteidigen ihr Recht auf friedlichen Protest, das auch die Besetzung von Uni-Gelände einschließt. Die Versammlungs- und Meinungsfreiheit sind grundlegende demokratische Rechte, die auch und gerade an Universitäten zu schützen sind. Angesichts der angekündigten Bombardierung Rafahs und der Verschärfung der humanitären Krise in Gaza sollte die Dringlichkeit des Anliegens der Protestierenden auch für jene nachvollziehbar sein, die nicht alle konkreten Forderungen teilen oder die gewählte Aktionsform für nicht geeignet halten.
Es ist keine Voraussetzung für grundrechtlich geschützten Protest, dass er auf Dialog ausgerichtet ist. Umgekehrt gehört es unseres Erachtens zu den Pflichten der Universitätsleitung, solange wie nur möglich eine dialogische und gewaltfreie Lösung anzustreben. Diese Pflicht hat das Präsidium der FU Berlin verletzt, indem es das Protestcamp ohne ein vorangehendes Gesprächsangebot polizeilich räumen ließ.
Wäre es nicht eben so wichtig, Netanjahu und ganz Israel deutlicher als bisher zu sagen, dass ihre Kriegsverbrechen in Gaza und ihre Siedlungspolitik im Westjordanland ebenso wenig tolerierbar sind wie Antisemitismus?
Tatsache ist doch: Das eine befeuert das andere.

Genauso, aber genau das passiert ja nicht oder viel zu zaghaft. Und Leute, die das fordern, werden zu Antisemiten gemacht. Gleichzeitig geht das Hungern und Sterben in Gaza weiter.

Hierzulande steht man politisch straight hinter dem israelischen Regime.

Deshalb werden Proteste die sich für Palästinas Existenzrecht einsetzen, inflationär als Antisemitismus betitelt. Während gleichzeitig die Verbrechen des Israelischen Regimes als legitime Selbstverteidigung inszeniert wird.

"Nie wieder" war einst ein Bekenntnis zum humanitären Völkerrecht und zu den Menschenrechten. Heute ziehen die Truppen des israelischen Regimes mordend und brandschatzend durch Gaza und Menschenrechte gelten dabei für niemanden mehr der in Gaza lebt und die "falsche" Ethnie besitzt.

Netanjahu und sein Regime sind Verbrecher. Nicht besser wie Putin und sein Mafiaregime.

Gemessen wird dabei in Deutschland stets mit zweierlei Maß. Zu groß die deutsche Angst aus Israel Antisemitismus vorgeworfen zu bekommen...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Beruf und Interesse

Salomchen  17.05.2024, 10:39

Nunja, seit dem der Konflikt Eskaliert ist, muss ich mir als Jüdin in Deutschland, auch wieder anfeindungen anhören. Und mich rechtfertigen. Aber für was bitte, ich bin deutscher Staatsbürger. Ja ich bin oft urlaubsmäßig in Israel, habe auch verwante dort leben. Meine Uhrgroßmutter als Holocaust überlebende, Bekannte die aufgrund von Antisemitismus, den es in Deutschland immer noch gibt, ausgewandert sind.

Und ich muss mich rechtfertigen? Darf ich nicht meine Verwanten besuchen, darf ich nicht Urlaub in einem Land machen, in dem ich mich Wohl fühle, indem ich frei sagen kann dass ich Jüdin bin?

Selbst Juden, die noch nie in Israel waren müssen sich rechtfertigen, als wäre man Israels Ministerpräsident.

Das geht sowas von an die substanz.

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peace87  17.05.2024, 10:46
@Salomchen

Naja ist halt so wie mit allem. Gegen Russen gab und gibt es auch Anfeindungen und es wird von vielen Seiten erwartet das sie sich zum Ukrainekrieg äußern und "rechtfertigen".

Wenn du das nicht willst, musst du dich von politischen Diskussionen fern halten wäre da mein Rat.

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Salomchen  17.05.2024, 12:04
@peace87

Ih gehe ja gar keine politischen Diskusionen ein, ich werde im Hausflur von Nachbarn angesprochen, was ich den dazu halte, und wenn ich sage ich habe dazu keine Meinung oder möchte sie nicht kundtun, dann wird nach gestochen, denn eine Meinung muss ich ja haben.

Mein Mann ist Russe und Jude, entweder er muss sich für sein Russisch sein rechtfertigen oder für sein jüdisch sein. Sowas hat niemand verdient.

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peace87  17.05.2024, 18:46
@Salomchen

Dann müsst ihr das mit euren Nachbarn klären...

Ich halte prinzipiell überhaupt nichts davon kleine Leute dafür verantwortlich zu machen für die Verbrechen die die "Großen" begehen.

Weder die einfachen Russen können für die Verbrechen ihres Regime etwas, noch die Israelis dafür waa das Isrselische Regime tut, noch die Araber dafür was Hamas usw tut...

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Salomchen  18.05.2024, 10:04
@peace87

ich bin es aber irgendwann leid, das jedes mal zu klären, wieso muss man das überhaupt ansprecheh, kann man sich nicht einfach ganz normal unterhalten?

Aber das sowas an die substanz geht, versteh man nur, wenn sich permanet rechtfertigen muss. Also spar dir deine lieb gemeinten Tipps, die bringen sowieso nichts.

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peace87  18.05.2024, 10:11
@Salomchen

Frag mich mal. Ich werde seit Monaten dafür angefeindet das ich den Verbrecher Netanjahu und sein Regime kritisiere. Kürzlich bekam ich sogar eine Todesdrohung. Dazu permanente Diffamierungen, Wortverdrehungen, Anfeindungen uvm...

Mir musst du nicht erzählen, wie das an die Substanz geht.

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Salomchen  18.05.2024, 10:17
@peace87

NA dann sind wir uns ja einig. Auf deine Tipps kann ich dennoch verzichten.

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peace87  18.05.2024, 10:17
@Salomchen

Was willst du dann von mir außer mir dein überschaubares Leid zu klagen?

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Steffile  17.05.2024, 11:34
"Nie wieder" war einst ein Bekenntnis zum humanitären Völkerrecht und zu den Menschenrechten

Auch, aber das Problem ist, dass die Einzigkeit des Holocaust dabei untergegangen ist. Und das ist es was Antisemitismus wieder salonfaehig macht.

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Salomchen  17.05.2024, 12:06
@Steffile

Genau. Viele Vergessen einfach was hier passiert ist. Meine Uhroma hat schon gesagt, passt gut auf in deutschland, so tat es damals auch angefagen.

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grtgrt 
Fragesteller
 17.05.2024, 12:11

Die Aktionen linker pro-palästinensischer Aktivisten vergiften das Klima an den Universitäten. Eine Journalistin beobachtete dabei "Ansätze einer Meinungsdiktatur". Es werde alles ausgeblendet, was nicht zur eigenen Ideologie passt.

https://www.gmx.net/magazine/politik/politische-talkshows/illner-debatte-linken-hass-israel-ansaetze-meinungsdiktatur-39667266

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grtgrt 
Fragesteller
 17.05.2024, 12:18
@grtgrt

Wie passt das zusammen mit unvoreingenommenem Denken, wie man es gerade an Hochschulen doch eigentlich erwarten dürfte?

Was sagt uns der beobachtete Zustand über die Qualität der Hochschullehrer in gewissen Studiengängen? Sind sie zu feige oder zu wenig objektiv (oder vielleicht sogar beides)?

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Skywalker17  17.05.2024, 12:13
Deshalb werden Proteste die sich für Palästinas Existenzrecht einsetzen, inflationär als Antisemitismus betitelt. Während gleichzeitig die Verbrechen des Israelischen Regimes als legitime Selbstverteidigung inszeniert wird.

Behauptest du nicht immer du seist neutral?

Wenn jemand in fünf Kriegen versucht alle Juden zu töten und ihnen ihr Land wegzunehmen. Wenn die Palästnenser immer wieder eine Zweistaaen Lösung abgelehnt haben weil sie das ganze Land wollen, dann frage ich dich, wieso sind das für dich keine Verbrechen?

Israel wurde angegriffen und in einen Krieg verwickelt die angreifende Partei weigert sich den Krieg zu beenden, was sie ganz einfach könnte.

Was würdest du den vorschlagen was die Israelis tun sollen?

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Es macht mir auch Angst wie einfach die Narrative des kolonialistischen genoziden Israels aufgenommen wird, und mit welcher Leichtigkeit Menschen Intifada fordern.

Das sind Menschen die keine einzige Attacke auf sich und ihre Lieben erlebt haben, die sich nicht im mindesten vorstellen koennen dass es notwendig ist Raketenalarm mit ihren Kindern zu ueben und ihnen zu erklaeren warum die Klassenfahrt aus Sicherheitsgruenden abgesagt ist.

Um fair zu sein, die Bewegung ist nicht grassroots, sondern geplant und organisiert. Bloss dass sich so viele mitreissen lassen ist furchterregend. Und deshalb finde ich gut wenn die Demos abgebrochen werden.

Anders waere es wenn die Demos nicht die Hams idealisieren wuerden, wenn sie die Geiseln und das Massaker wenigstens erwaehnen wuerden. Aber nein - sie stellen das als legitime Verteidigung hin.

Das ist eine Moral die mir wirklich Angst macht: Geiseln nehmen, Brutalitaet und Luegen werden als okay angesehen. Im Moment betrifft das die Israelis und Juden - aber wie lange noch?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebe in israel 🇮🇱

BBasti89M  28.05.2024, 18:29
Das sind Menschen die keine einzige Attacke auf sich und ihre Lieben erlebt haben, die sich nicht im mindesten vorstellen koennen dass es notwendig ist Raketenalarm mit ihren Kindern zu ueben und ihnen zu erklaeren warum die Klassenfahrt aus Sicherheitsgruenden abgesagt ist.

Das glaube ich nicht.

Ich denke, dass man gleichzeitig Israel als kolonialistisch und genozidal verstehen kann und gleichzeitig wissen, dass es ständigen Terrorismus gegen israelische Zivilisten gibt.

Es ist nicht das erste mal auf der Welt, dass Gewalt zwischen 2 Gruppen auf Gegenseitigkeit beruht. In meiner Erfahrung verstehen aber die meisten Israelis das nicht.

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Steffile  28.05.2024, 18:32
@BBasti89M

Aus meiner Erfahrung glauben diese Leute nur zu gerne die Luegen der Hamas. Sie lecken sie foermlich auf.

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BBasti89M  28.05.2024, 18:33
@Steffile

Sobald jemand glaubt, es habe kein Massaker des 7.10.23 gegeben, dann ist da ein Problem.

Aber das solltest du in dienen Antworten dann auch so benennen, und dich dann nicht an Vorwürfen gegen Israel festmachen wie in deiner Antwort oben, bitte.

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Ich finde es einfach nur schlimm, das jedes mal wenn im Nahen Osten Konflikte eskalieren und Israel mit drin hängt, jüdische Mitmenschen in Deutschland und Europa, sich rechtfertigen müssen.

Rechtferrtigen für ein Land, indem Sie teilweise noch nie gewesen sind, oder mal Urlaub gemacht haben oder reglemäßig Urlaub machen.

Ich muss mittlerweile wieder Angst haben auf die Straße zu gehen. Obwohl ich für die Dinge die passieren, nichts dafür kann, ich kann Sie auch nicht ändern. Aber da man an die verantworlichen nicht heran kommt, muss jemand anderes gefunden werden, der seinen Kopf hinhällt.

Hier wird also ganz klar eine Grenze überschritten.

Also ohne gezielt auf deinen Text einzugehen: Die Antisemitismuskeule sitzt sehr, sehr locker in Deutschland und wird schnell geschwungen. In meinen Augen verharmlost das am Ende völlig die Gräueltaten der Nazis und überhaupt die der Vergangenheit. Ich wäre deshalb vorsichtig, bei jeder irgendwie ausfallenden Kritik an Israel sofort diese Platte aufzulegen, das ist am Ende auch nur Wasser auf den Mühlen der Rechten.

Dialog, Dialog, Dialog. Das ist das, was als einziges hilft.