Ist es vegan eine Kuh zu essen, die an Altersschwäche gestorben ist?

12 Antworten

Wenn man sich die offizielle Definition ansieht, ist die Frage schwierig zu beantworten:

Veganismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die – so weit wie möglich & praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung & Grausamkeiten an Tieren für Essen, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden sucht & darüber hinaus die Entwicklung tierfreier Alternativen zum Vorteil von Tieren, Menschen & Umwelt fördert. In der Ernährung bedeutet dies den Verzicht auf alle ganz oder zu Teilen vom Tier gewonnenen Produkte.

Einerseits ist von "Ausbeutung & Grausamkeiten" die Rede, was hier natürlich nicht unbedingt der Fall wäre. Es sei denn, man würde die Tiere speziell dafür züchten, da Tiere oft zu ihrem körperlichen Nachteil bspw. übertrieben fett gezüchtet sind.

Auf der anderen Seite liest man in der Definition auch, dass man bei der Ernährung "auf alle ganz oder zu Teilen vom Tier gewonnenen Produkte" verzichten soll.

Auch ist die Stelle zu berücksichtigen: "so weit wie möglich & praktisch durchführbar". Wenn man bspw. vor dem Verhungern ist, wäre es definitiv vegan diese Kuh zu essen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe einige Bücher dazu gelesen
Ist es vegan eine Kuh zu essen, die an Altersschwäche gestorben ist?

Altersschwäche ist keine Todesursache.

Auch wenn viele Veganer (und Nichtveganer) das nicht begreifen, ist Veganismus keine Religion, sondern eine Philosophie und Lebensweise, die – so weit wie möglich und praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an Tieren für Essen, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden sucht.

Eine Kuh, die an "Altersschwäche" gestorben ist, wurde nicht ausgebeutet und nicht grausam behandelt. Daher ist es gemäß der obigen Definition der vegan society vegan, diese Kuh zu essen.

Viele Veganer halten auch das Verzehren eines erlegten Wildschweines für vegan. Denn da das Wildschwein sowieso geschossen werden muss - weil es ansonsten die Felder zerstören würde, auf denen vegane Nahrung wächst - ist es sinnvoller dieses Tier zu essen als es wegzuwerfen.

Und auch das Wildschwein wurde nicht ausgebeutet oder grausam behandelt.

Alex


20Fragender00 
Fragesteller
 14.02.2023, 16:37

Aber wurde das Wildschwein nicht doch grausam behandelt, wenn man es abschießt?

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EinAlexander  14.02.2023, 16:47
@20Fragender00
Aber wurde das Wildschwein nicht doch grausam behandelt, wenn man es abschießt?

Nein. Nicht so grausam wie wenn es von den Wölfen zu Tode gehetzt wird. Zudem muss das Tier geschossen werden, weil es ansonsten unsere gesamte Ernte zerstören würde.

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Vegan ist ne Auslegungssache. Das Fleisch einer Kuh ist natürlich nicht rein pflanzlich, egal wie oder warum die Kuh gestorben ist. Wenn man sich rein pflanzlich ernähren möchte, würde man das also nicht essen. Wenn es einem bei der veganen Ernährung aber darum geht das Leiden von Tieren zu vermeiden, dann würde man das Fleisch aber vielleicht essen, da das Tier ja nicht extra leiden musste, um gegessen zu werden. Es gibt auch Veganer, die Fleisch essen würden, bevor es weggeschmissen wird.

((Kurze Antwort unten in fett geschrieben))

Dazu mal eine Frage: Wie hat die Kuh denn vor ihrem natürlichen Tod gelebt?

Gibt es irgendwo frei lebende, glückliche Kühe, die in keinster Weise ausgebeutet werden und irgendwann einen seeligen Alterstod sterben? Eine ehemalige Milchkuh, die auf einem Gandenhof gestorben ist, wurde zwar nicht gegen ihren Willen geschlachtet, zuvor aber dennoch ausgebeutet und geqüalt. Das klingt nicht sehr vegan.

Generell klingt es für mich absolut absurd, dass jemand, der vegan is(s)t plötzlich ein altes Stück Kuhfleisch essen soll nur weil die Herkunft möglicherweise qualfrei war. Mir hat auch schon mal ein Besitzer eines Hofes erzählt, dass bei ihm sogar Veganer*innen wieder Fleisch essen würden weil seine Tiere so toll leben würden. Das halte ich für ausgemachten Schwachsinn. (Zumal bei ihm noch das Schlachten gegen den Willen der Tiere hinzukam.)

Wobei ich auch eine Ausnahme mache: Ich lebe ziemlich vegan, esse aber ab und zu ein Ei wenn es von den glücklichen Hühnern (so nenne ich das immer, ihre konkrete Gemütsstimmung müsste man noch herausfinden) meiner Freundin kommt. Die leben wild und frei auf ihrem Hof und die Eier, die sie nicht bebrüten, werden verschenkt und gegessen. Da ist mein Argument für mich, dass kein Tier leidet und die Eier tatsächlich ja sowieso gelegt werden. Da kann man aber sicherlich auch anderer Meinung sein und viele Argumente gegen dieses Handeln finden.

Fleisch hingegen könnte ich auch von der zufriedensten Kuh der Welt nicht mehr essen. Für mich sind das verwesende Leichenteile, die mich nur noch anwidern. Ich könnte mir vorstellen, dass es vielen Veganer*innen so geht, die Perspektive ändert sich einfach im Laufe der Zeit. Alle Tiere sind für mich Mitlebebewesen. Ich könnte weder einen Hund, noch ein Schwein noch den glücklichen, dauergrinsenden Nachbarn nach seinem natürlichen Tod essen - auch wenn der noch so ein schönes Leben hatte.

Deshalb ist Deine Frage super spannend! Denn vielleicht ist es generell ganz eng gesehen irgendwie vegan aber in Realitycheck würde es halt kein veganer Mensch machen. Kann es vegan sein, wenn es kein Veganer und keine Veganerin macht? Ich kenne jedenfalls keinen veganen Menschen, der so handeln würde und die wildschweinessenden Veganer würde ich auch mal gerne kennenlernen. Ebenso die, die Fleisch essen, bevor es weggeworfen wird. Aber hey, es soll ja alles geben auf diesem wunderbaren Planeten und manche in diesem Thread kennen besagte Personen wohl auch persönlich wie es klingt - also ist wahrscheinlich auch das möglich. Man lernt nie aus.

Du wirst jedenfalls sicherlich in keinem einzigen veganen Restaurant Fleisch von - freien, glücklichen, natürlich gestorbenen Traumkühen - und - eh´ zum Sterben verurteilten Wildschweinen- auf der Karte finden . Da bin ich mir sicher.

Kurzum: Nach meiner Definition ist das nicht vegan.

Nein, das ist nicht vegan.