- Denkt Ihr, dass die USK-Empfehlungen für viele Videospiele i.d.R. realistisch gewählt sind?
Soweit ich weiß, beziehen sich Altersempfehlungen bisher gar nicht auf mögliche In-App-Käufe und Chats, sondern nur auf Gewaltdarstellungen (man möge mich korrigieren, wenn ich da falsch liege). In der Regel finde ich diese passend gewählt, auch wenn ich bei dem ein oder anderen strenger wäre. Und es sowieso absurd finde, dass wir unsere Kinder Gewaltspiele spielen lassen. Wir wollen in einer Welt des Friedens leben und geben unseren Kindern Gewaltspiele mit... na ja, verstehe diesen Widerspruch, wer will ^^ .
Die Gefahren von Cybermobbing und -grooming wird man über USKs nicht abdecken können. Die Grundidee war eine andere des USKs und ist daher daran nicht angepasst. Die Folge wäre vermutlich, so ich mir das jetzt ausmale, dass inhaltlich harmlose Spiele (z. B. Candy Crush-Varianten) plötzlich USKirgendwas wären, nur weil man dort Dinge kaufen oder chatten kann. Das führt ja das Prinzip ab absurdum.
- Inwieweit können Kinder und Jugendliche vor Gefahren wie Cybermobbing- oder grooming besser geschützt werden?
Meine spontane Idee wäre (neben der persönlichen Aufklärung für die Eltern und zwischen Eltern und Kinder, die ich für unabdingbar halte), die Möglichkeit für Chat- und Zahlsperren einzuführen. Also, dass man diese Sperre durch die Eltern bei der Installation eingeben kann. Wenn Spieleentwickler da nicht mitziehen wollen... gibt's halt das Spiel bei uns nicht. Verbote sind generell natürlich doof, aber mir fiele keine bessere Lösung ein. Der Schutz der Kinder wäre mir wichtiger als die Freiheit in diesem Moment. Außerdem natürlich Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung!
- Denkt Ihr, dass es inzwischen eine Normalisierung von Gewalt in Videospielen gibt? Welche Maßnahmen sollten dagegen unternommen werden?
Ich halte Gewaltspiele für inzwischen komplett normalisiert, ja. Ich persönlich wundere mich darüber, dass wir das als Gesellschaft so für akzeptabel halten, aber wir tun es nun einmal. Maßnahmen können da erst ergriffen werden, wenn in der Gesellschaft ein Umdenken darüber stattfindet. Wobei ich das nicht nur auf Ego-Shooter beziehen würde, sondern eben auch auf den Blockbuster oder den Samstagabendkrimi. Gewalt trieft aus allen Ecken unserer Medienlandschaft - und sie trifft aus allen Ecken, weil wir es so wollen und es konsumieren. Daher ist diese Normalisierung keine Überraschung.
Ich konsumiere so etwas nicht, respektiere aber, wenn andere das für den richtigen Zeitvertreib halten. Es stünde mir nicht zu, daraus Maßnahmen abzuleiten.
- Sollten Hersteller Spiele mit Chat- und Kaufmechaniken mit ausführlichen Infos versehen, so dass Eltern besser für mögliche Probleme sensibilisiert werden?
Das würde ich für eine durchaus gute Möglichkeit halten, ja. Ich denke, viele Eltern sind sich eben nicht bewusst, dass es der harmlose Farmland-Chat sein kann, in dem sich ein erwachsener Mensch ans eigene Kind ranmacht. Kombiniert mit der Möglichkeit, die Kinder über Sperren zu schützen, fände ich das einen gangbaren Ansatz - kombiniert mit, ich sagte es schon, möglichst viel Aufklärung der Kinder.
Liebe Grüße