Wer soviel kritische Distanz in sein Leben einbauen kann, dass er sich auf eine sog. Metaebene begibt, von wo aus er sein Leben reflektiert analysieren kann, handelt auf jeden Fall bewusster, wohl auch menschlicher, wenn man die Fähigkeit zur Selbstreflexion als stammesgeschichtliche Höherentwicklung betrachtet.
Und es ist immer ein wenig leichter, sich das Leben als Geschehen in Phasen vorzustellen. So geschieht es doch auch bei Nachsinnieren über die eigene Vergangenheit, dass man eine bestimmte Episode mit einer gewissen Person eher als nicht gelungenes Experiment einordnet, oder dass man die Zuwendung zu einem bestimmten zeitfordernden Hobby als Fehlinvestition betrachtet.
Immer, wenn man solche Phasen betrachtet, dann erkennt man, dass sie mit bestimmten Einstellungsänderungen, mit abweichenden tageszeitlichen Strukturierungen, mit Aufmerksamkeitsverschiebungen, mit einem anderen Lebensgewohnheitsmanagement, ja vielleicht sogar mit anderen Ess- oder Kleidungsgewohnheiten einhergegangen sind. Und genau dann wird man die Einsicht gewinnen, dass nicht nur die in Rede stehende dominante Tätigkeit geändert werden sollte, sondern auch die Begleitgewohnheiten einer Neujustierung unterzogen werden müssen, um der lebensspezifischen Kurskorrektur bleibenden Erfolg zu schaffen.
Und jetzt komme ich zu der so oft beobachteten Gewohnheit genau zum Jahreswechsel einen Neuanfang zu mehr Lebensqualität, zu einer reicheren Ausschöpfung von Potentialen, zum Aufbau verbesserter Freundschaften oder zur Hinwendung von sinnstiftenden Aktivitäten zu beginnen.
Der Jahreswechsel ist praktisch ein natürlich vorgegebener Zeitpunkt für einen solchen Phasenwechsel im Leben. Es ist ein wenig wie im Spiel: Wenn sich die Dinge erst einmal nicht gut entwickelt haben, sind Korrekturen mühsam und wenig effektiv. Wenn man jedoch den kompletten Abbruch der Sache akzeptiert, kann man unter dem Motto: "Neues Spiel, neues Glück (als Möglichkeit)" mit frischem Mut und Elan an die sich jetzt viel machbarer erscheinende Aufgabe heranmachen. Und ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang die bewusste Änderung der Begleitphänomene, von denen ich oben gesprochen habe. Ihre Mitänderung wirkt unterstützend und bietet Kraftmomente, auf die man bei der Neuorientierung dringend angewiesen ist, wenn man nicht nach kurzer Zeit scheitern will.
Bilanz: Wer schon mal die lebenssinnstiftende Selbstreflexion zugelassen und aktiv forciert hat, sollte beim Aufstellen eines Planes zur Umsetzung unbedingt auf die vielen hochwirksamen Begleitkomponenten achten und sie genauso akribisch - besonders in der Anfangszeit - in sein Verhaltensmanagement einbeziehen. Klar, dass man die Ziele nicht zu hoch stecken soll, ferner Teilziele einbauen und deren Erreichen feiern, immer wieder auch die Mithilfe einflussreicher Mitmenschen suchen und ganz besonders auf ein (sich genehmigendes Abgleiten in alte Gewohnheiten unbedingt verzichten).