Es gibt viele Berichte darüber.

Du musst wissen, dass die planvolle Ermordung der Juden in Vernichtungslagern durch Gaskammern nicht zuletzt deshalb eingeführt wurde um die psychischen Belastungen für die Täter zu reduzieren. Davor war das Morden Handarbeit, die Juden wurden in Massen in die Wälder geführt, wo sie die großen Massebgräber ausgeben mussten um dort mit Maschinengewehren oder dem Karabiner einzeln erschossen zu werden. Die Schützen bekamen große Alkoholrationen und waren tagelang betrunken. Trotzdem konnten viele ihre eigenen Taten nicht ertragen und reagierten sehr auffällig und verschieden. Einige wurden sogar für die SS zu sadistisch, andere aufrührerisch. Viele brachen zusammen, schließlich standen sie ihren Opfern Auge in Auge gegenüber. Es waren ja alle zu töten, nicht nur Männer und gleichaltrige, auch Frauen und ihre Kinder. Ein normaler Mensch, normal sozialisiert, ermordet keine Menschen, schon gar nicht so. Nicht einmal dann, wenn er politisch indoktriniert oder gar überzeugter Nazi. Viele wurden also krank, es gab auch Selbstmorde. Es ist ein komplexes Thema, dass etliche Philosophen, Psychologen und Forscher beschäftigt, wie wirklich ganz normale Männer zu Massenmörder werden. Dazu brauchten es keine (!) Nazis gewesen sein oder Judenhass empfinden. Das Hamburger Polizeibattalion 101, ältere Polizisten, Familienväter, hatte zigtausende Menschen ermordet und nur wenige entzogen sich dem Morden.

Dennoch waren für die SS-Führung die "Ausfälle" genauso ein Problem, wie die niedrige Moral und Disziplin der Täter. Daher brauchte es in ihren Augen bessere, effektivere aber vor allem unpersönlichere Mordmethoden.

Denn auch bei Soldaten ist bekannt: das Töten fällt erheblich leichter, wenn die Opfer dabei nicht zu sehen sind. Während amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg nur etwa zu 30% überhaupt schossen (wohlgemerkt in Kampfhandlungen), warfen 100% Bomben auf deutsche Städte. Die Tötungshemmung, über die jeder normal sozialisierter Mensch verfügt, sinkt eben mit dem Abstand zum Opfer. Zudem konnte sich jeder Beteiligter als ein nur kleines Rädchen im Getriebe führen. "Es ändert ja nichts, ob ich nun die Juden in den Raum treibe oder nicht." Eigene Handlungen kann man so moralisch bagatellisieren.

Durch das geplante und viel normiertere Ermordung mit gleichen Abläufen und Routinen, die Einbindung von jüdischen Häftlingen bei den besonders grauenhaften Arbeiten (Sonderkommando - Räumung und Verbrennung der Getöteten) und dem System an sich, blieben für die SS die Ausfälle und dergleichen im sehr überschaubaren Rahmen. Zwar gab es dennoch immer wieder welche, die sich lieber zur Front meldeten, aber allgemein funktionierte das System schrecklich gut.

du solltest noch wissen, dass es nicht bekannt ist, dass je ein SS-Mann verurteilt oder bestraft wurde, wenn dieser sich dem Morden verweigert hatte und das kam auch durchaus vor.

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