Du setzt in deinen Fragen Dinge voraus, von denen ich nicht glaube, dass sie zutreffen. Hast du irgendwelche Quellen oder Belege dafür, dass sich Stimmen, Gesichtszüge, Hormospiegel usw. im Laufe der Zeit verändert haben? Ich denke nicht, dass das so ist.
Was sich natürlich geändert hat, sind die Kleidungsgewohnheiten. Früher war es üblich, dass Männer Anzüge und Hut tragen. Hosen waren für Frauen tabu. Es herrschte also nach außen hin eine stärker sichtbare Geschlechtertrennung. Das hat sich zwar geändert, aber auch heute gibt es ja dafür andere Normen was Kleidung angeht. Aber: Wir leben nach wie vor in einem Patriarchat und Rollenbilder sind in unserer Gesellschaft sehr strikt. Wer sich nicht mit Geschlechterrollen identifizieren kann, hat es immer noch sehr schwer. Ich z. B. kann mich als Mann mit vielen Erwartungen, die an Männer gerichtet werden, gar nicht identifizieren und will diese auch nicht erfüllen, z. B. dominant sein, sich durchsetzen, keine Gefühle zeigen, Dinge ohne Hilfe erledigen... das entspricht überhaupt nicht meiner Persönlichkeit.
Außerdem wirkt es auf mich so, als ob du diese von dir beschriebene Entwicklung als negativ empfindest. Auch dein Wort "verweiblicht" klingt für mich nach toxischer Männlichkeit, die alles Weibliche geringschätzt und alles den eigenen "Männlichkeits"-idealen unterordnen will.
Wenn dir Geschlechterrollenbilder Halt und Orientierung geben, ist das völlig okay und du kannst dein eigenes "Männlichkeits"-Ideal finden und ausleben, solange du anderen damit nicht schadest. Aber sei bitte auch tolerant gegenüber Menschen, die das nicht wollen. Ich persönlich empfinde Geschlechterrollen als einengend, und für mich ist die Auflösung von Geschlechterstereotypen eine Art von Freiheit, mich nicht wegen meines Geschlechts einschränken oder auf etwas verzichten zu müssen. Ich mache z. B. jetzt schon seit Jahren mit Begeisterung Ballett. Auch dafür braucht es heute als Mann leider immer noch Mut, so stark sind die Geschlechterzwänge nach wie vor ausgeprägt.