Ich glaube, das wichtigste vor dem Schreiben seiner ersten Geschichte ist es, zu akzeptieren, dass es schief gehen wird. Du wirst dich nicht hinsetzen und einen Bestseller schreiben. Dein Schreibstil wird unausgereift sein und beim Planen wirst du Fehler machen, weil du einfach noch nicht weißt, was dir hilft. Das alles ist auch kein Weltuntergang. Schreiben ist ein Handwerk, welches man lernen muss, aber gleichzeitig gibt es keine Technik, wie man es richtig machen kann. Gerade am Anfang wird man seine Geschichte sehr oft überarbeiten oder sogar von vorne beginnen müssen.
Trotzdem gibt es natürlich zumindest ein paar Dinge, über die man sich vorher mal Gedanken machen kann:
Planen, ja oder nein? Und wenn wie viel?
Ich selbst gehöre definitiv eher zur Sorte planen. Das heißt, bevor ich ein Wort Fließtext schreibe, weiß ich schon ganz genau, wo die Reise hingehen soll. Ich überlege mir, wo die Geschichte beginnen und Enden soll und was den Weg meiner Hauptfigur erschweren wird (also der Konflikt meiner Geschichte). Mit der Zeit füge ich immer mehr Details hinzu, bis ich stichpunktartig die Schritte meiner Figuren nachvollziehen kann.
Dieses Vorgehen hat meiner Meinung nach den Vorteil, dass man nicht die ersten hundert Seiten geschrieben hat, nur um dann zu merken, dass die gesamte bisherige Handlung nicht auf die gerade aufgeploppte Idee vom Ende passt. All dieses Umschmeißen von Ideen und Neustrukturieren mache ich, bevor ich viel Zeit und Liebe in das Ausschreiben einzelner Szenen gesteckt habe.
Ich habe hier allerdings auch schon Autoren kennengelernt, die mein ganzes Planen gar nicht verstehen konnten. Sie fanden, man würde sich damit selbst im Weg stehen, weil man beim Ausschreiben eben an seine Idee gebunden ist bezüglich sein sollte. Das ganze Planen bringt nichts, wenn man auf Seite zehn schon davon abweicht.
Dadurch dass meine Idee zum Zeitpunkt des Ausschreibens schon sehr weit ausgereift ist, hatte ich aber noch nie das Problem am Ende von ihr ernsthaft abzuweichen. Beim Schreibprozess sind es manchmal kleinere Schönheitskorrekturen im Verlauf, aber eben nie Dinge, die den Ablauf beeinträchtigen.
Zwischen gar nicht Planen und jede Szene schon geplant haben, gibt es natürlich viele Mittelwege. Du wirst deinen finden müssen. Zumindest zu einem groben Plan würde ich dir allerdings für den Anfang raten.
Bei dir würde ich zum Beispiel erstmal damit anfangen, deine ganzen Ideen zu sortieren: Gibt es dort schon irgendwelche Konflikte oder hast du eher Ideen zu einzelnen Personen/Settings. Passen all deine Ideen zusammen oder solltest du sie besser auf mehrere Geschichten aufteilen? Solche Dinge eben.
Hilfsmittel
Wie ich oben schon geschrieben habe, plane ich viel, bevor ich losschreibe. All das Planen bringt aber nur etwas, wenn man es auch so strukturiert macht, dass man später die Informationen wiederfindet. Beispielsweise lege ich mir immer vor dem Schreiben eine Figurendatenbank an. Andere machen sich einen Zeitstrahl oder erstellen Mindmaps, um ihre Ideen besser zu ordenen.
Selbst wenn du vorher nicht alles planen willst, kann es hilfreich sein, manche dieser Dinge während des Schreibens anzulegen. Es ist leichter zu herauszufinden, was man am Anfang über Person X geschrieben hat, wenn es in einer Datenbank steht, als wenn man die ersten vier Kapitel lesen muss. Ich finde es auch immer praktisch, bei meinen Stichpunkten zu makieren, was am Ende ein Kapitel geworden ist, um leichter Szenen wiederzufinden. Beispielsweise ist das hilfreich, wenn du später noch einmal Bezug auf sie nehmen möchtest.
Auch hier ist es wieder Geschmackssache, was man am Ende wirklich braucht und vor allem in welcher Form. Mein Schreibprogramm würde es mir zum Beispiel anbieten, meine Geschichte in einzelne Szenen zu unterteilen und sie im Navigator anzuzeigen. Das ist mir allerdings zu unübersichtlich. Stattdessen greife ich eben auf meine Stichpunkte in einer extra Datei zurück.
Reihenfolge beim Ausschreiben
Auch hier scheiden sich die Geister. Womit sollte man beim Ausschreiben anfangen? Mit dem ersten Kapitel? Mit dem Ende? Mit der Szene, die einem gerade durch den Kopf fliegt?
Ich bin ein Fan davon vorne anzufangen. Durch meine Planung weiß ich eh schon, wo die Reise hingehen soll und kann darauf hinarbeiten. Gleichzeitig kann ich mich im Verlauf des Buches auf Details beziehen, die ich vorher schon geschrieben habe und die es eben nicht in meine Stichworte geschafft haben.
Bisher habe ich allerdings auch immer geradlinig erzählt: Ich hatte also keine Einblicke in die Zukunft oder in die Vergangenheit. Meine nächste Geschichte wird genau dies Konzept aufbrechen und sehr viel mit Rückblenden arbeiten. Hier bin ich mir zum Beispiel selbst noch nicht sicher, ob es besser wäre, wieder bei Kapitel 1 anzufangen oder eben chronologisch zu schreiben.
Schreibstil/typische Anfängerfehler
Es gibt einen Haufen typischer Anfängerfehler, die man gerade bei Hobbyautoren auf Wattpad findet. Hier mal ein paar Dinge, auf die du achten kannst:
- nehme deine Leser mit: Am Ende musst du mit deinen Worten die Leser in eine andere Welt entführen. Sie stehen also in einem weißen Raum, der sich nur zu einer Umgebung entwickeln kann, wenn du etwas über ihn schreibst. Du musst natürlich nicht jeden Schauplatz bis ins kleinste Detail beschreiben, aber zumindest Schlagworte sind hilfreich (befinde man sich z.B. auf einer Landstraße oder an einer Hauptstraße in der Innenstadt)
- Show don't tell: Bei diesem Grundsatz geht es darum, dass du mir von Dingen erzählen sollst und sie nicht erklären sollst. Ein typisches Beispiel wären die strengen Eltern der Protagonistin: Viele schreiben einfach "Ich habe/X hat strenge Eltern." Gerade aus der Ich-Perspektive stellt es aber nur die Wahrnehmung der Hauptfigur da. Am Ende müssen die Leser eine Figur allerdings als streng empfinden. Das ist der Fall, wenn die Eltern nicht nur als streng betitelt werden ("erklären"), sondern sich im Laufe der Geschichte immer wieder wie strenge Eltern Verhalten ("erzählen").
- Infodumping: Gerade Anfängerautoren haben das Bedürfnis am Anfang möglichst viele Informationen über ihre Figur oder die Welt zu geben. Meistens schreiben sie eine Art Sachtext am Anfang, weshalb wir wieder beim vorherigen Punkt wären. Es gibt daran aber noch ein weiteres Problem: Die Leser können sich nicht alles auf einmal merken. An der Stelle, wo sie wichtig wäre, haben sie die Information also wieder vergessen und kommen nicht mit. Achte daher darauf, Informationen langsam nach und nach einzustreuen.
-Absätze und Zeilenumbrüche: Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Ein Absatz ist eine Leerzeile und wird zum Trennen von unterschiedlichen Szenen (z.B. bei Zeitsprüngen oder Ortswechseln) in einem Kapitel genutzt. Bei Zeilenumbrüchen springt man nur in die nächste Zeile. Man nutzt sie zum Glieder einer einzelnen Szene. Beispielsweise wird dadurch in einem Dialog gezeigt, wenn jemand neues spricht.
Ich hoffe, ich konnte dir mit all den Dingen irgendwie weiterhelfen. Ich weiß, das waren jetzt sehr viele und du wirst es auch nicht beim ersten Versuch perfekt machen. Zum Glück kann man alles durchs Überarbeiten wieder gerade biegen. Bei deiner ersten Geschichte wirst du es sicherlich noch häufiger machen müssen, als bei deiner zehnten. Aber wie gesagt: das gehört dazu.