Die Frage ist schon etwas älter, aber vielleicht hilft dir meine Perspektive trotzdem etwas weiter. Ich habe jemanden in der Familie, der seit knapp 15 Jahren als Pilot arbeitet.
- Man verdient bei den großen Airlines, die auch selbst noch ausbilden, schon sehr ordentlich, ja, auch als Co-Pilot, nachher als Kapitän definitiv. Aber da muss man erst mal reinkommen und findet man keinen Platz bei einer Airline, die ausbildet, startet man mit ordentlich Schulden in den Beruf oder hat eine reiche Familie, da man sich die Lizenz dann selbst bezahlen muss. Und dann halt noch einen Job finden...
- Um Kurzstrecke kommt man eigentlich nicht herum, vor allem nicht, wenn man Kapitän werden will. Ich kenne nur Airlines, die ihre Langstrecken CoPis erstmal wieder auf Kurzstrecke schicken, wenn sie Kapitän sind und erst später können sie wieder auf Langstrecke wechseln, sofern da Kapazitäten sind. Und Kurzstrecke glänzt eher selten mit langen Aufenthalten, es sind immer die selben Ziele, die angesteuert werden (bei Langstrecke natürlich auch), aber mit wenig oder gar keiner Zeit vor Ort, man kann also nie die Umgebung erkunden sondern bleibt in der Stadt, falls man überhaupt übernachtet. 60mal die gleiche Stadt ist da schon keine Seltenheit und auch Trips, bei denen man nur 40 Minuten Aufenthalt hat, kurz das Flugzeug checkt und wieder zurück fliegt gibt es auch.
- Du hast keine gesetzlichen Feiertage, es gibt strikte Regeln, wie viel "wunschfrei" du so bekommst, Weihnachten, Geburtstage von engen Familienmitgliedern, Silvester... all das ist absolut nicht garantiert. Man ist wirklich sehr viel weg, wenn man eine eigene Familie hat und verpasst sehr viel (er fliegt aktuell auf Langstrecke, ist also immer ein paar Tage komplett nicht da). Es gibt auch Reservezeiten, manchmal sind das 10 Tage oder mehr am Stück, in denen man auf Abruf innerhalb von einer oder zwei Stunden am Flughafen abflugbereit sein muss. An den Tagen kann man also absolut nichts unternehmen.
- Schlechter Schlaf auf Langstrecke, krasse Zeiten in der Coronapandemie (Zimmerquarantäne in einigen Ländern mit absoluten Verbot, das Zimmer zu verlassen), wechselnde Schichten Jetlag... kommt alles dazu.
Das sollte man alles nicht unterschätzen. Er liebt den Beruf trotzdem sehr, weiß aber nicht, ob er ihn heute nochmal ergreifen würde. Und er hat seine Ausbildung ganz normal bei einer Airline gemacht und keine Schulden dadurch angehäuft.
Nur als zusätzlicher Denkanstoß. :)