Meinung des Tages: Wieso verliert Deutschland für Fachkräfte an Attraktivität?

22 Antworten

Deutschland hat immer weniger zu bieten, kulturell, sozial und gesellschaftlich.

Kanada ist ein beliebtes Einwanderungsland deshalb, (Schweden ähnlich) weil es darauf setzt, dass Zugewanderte "Kanadier" werden und sie auch in eine gewisse Identität eingegliedert werden.

Deutschland und all die europäischen Länder haben aber keine Identität und Kultur mehr, was den Ansturm der "Rechtspopulisten" begründet.

Deutschland ist zudem ein Niedriglohnland, wenngleich es viele gutbezahlte Jobs im oberen Bereich gibt. Ein Verbindungsstück. Eine Mitte gibt es aber nicht.

Ansonsten schließ ich mich Nutzer syc11 völlig an. Wir brauchen zwar Fachkräfte sicherlich, allerdings halte ich das für Grotesk, sich am internationalem Wettbewerb zu beteiligen, nur damit unser komplett kaputtes System aufrechterhalten wird.

Dieser Beschäftigungsnationalismus ist nicht solidarisch, da dieser wieder eine Form des Kolonialismus vom globalen Norden ist, um Ländern vom globalen Süden klein zu halten und das denen die kluge und kreative Köpfe nimmt.

Der Westen hat schwerwiegende Probleme was das System anbelangt, wenn man sich die Geburtenraten und die kaputten Familien anguckt. Viel eher sollte sich eine Regierung darum bemühen, dass es den Leuten im Innland sozial gut geht, und dass man junge Menschen anspricht und dementsprechend die Gehälter anhebt, statt auf billige ausländische Kräfte setzt.

apt2nowhere  16.03.2023, 19:07

alles, was es bei uns noch gibt, sind leere Sprüche - und von denen kann man nicht leben

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calaris  19.12.2023, 14:14

Das mit dem Beschäftigungsnationalismus sind die angelsächsischen Länder (USA, Kanada, Australien usw.), nicht die "Länder des Nordens". Die Angelsachsen sind die Hirnvampire der Erde. Diese halten die Dritte Welt damit unten.

In den germanischen Ländern ist das Gegenteil der Fall. Zu uns kommen sehr wenig Qualifizierte, sondern größtenteils "Flüchtlinge", was ein Chiffre ist für Unqualifizierte, die in den Niedriglohnsektor sowie ins Sozialsystem einwandern.

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Ich sehe das Problem vor allem in unserem Bildungswesen und der "Gläubigkeit" an Abschlüsse ...

Die Schule bereitet viel zu wenig auf das reale Leben vor und vermittelt teilweise noch immer Inhalte, denen ich das Attribut "Grundbildung" schlicht verweigern würde. Das setzt sich in den Studiengängen an den Hochschulen fort, auch dort gibt es viel zu viele Dinge, die Studieninhalte sind, für die Praxis aber keine Relevanz haben. Und dann wäre da noch der Umstand, dass man in Deutschland nur dann etwas kann, wenn man das entsprechende Papier besitzt, ob man das wirklich kann, spielt keine Rolle - spätestens hier kommen jetzt ausländische Fachkräfte ins Spiel, die oft Können, aber nicht das notwendige Papier haben oder selbiges nicht anerkannt wird. Hier müssen wir einen vernünftigen Kompromiss finden, in der Nachkriegszeit wurde auch weniger gefragt, was man ist, sondern was man kann, da gab es kuriose Karrieren, die heute undenkbar sind ... Der Mittelweg wäre erstrebenswert.

Beim Geld. Das Problem ist, die Abgaben hierzulande sind hoch, viele Sachen wie Energie, Eigentum und co. sind auch sehr teuer, dazu sehen gerade beim Thema Digitalisierung die Firmen hierzulande IT als Kostenfaktor.

Ich mein wenn ich ein hochqualifizierter ITler bin, der ohne hin für den Job sein Land verlassen will, warum soll ich nach Deutschland und nicht in ein Land wo ich Doppelt und Dreifach so viel kriege, wenn nicht noch deutlich mehr.

Weiter muss man sich auch vor Augen führen, dass Fachkräftemangel hier so ein Buzzwort ist, was alles zusammenfasst. Die Firmen, die am lautesten schreien wollen eher ungelernte Hilfskräfte.

Bei anderen scheitert es z.B. daran, dass man sich gesundspart, wie in der Pflege, da sind Leute da, die ausgebildet sind, den Bereich verlassen haben und bereit wären zurückzukommen.

In der IT sind es meist lustige Milchmädchenrechnungen oder es geht eher um Experten in Cutting Edge Themen, die man mal wieder verschlafen hat, wo man nicht ausbilden und weiterbilden möchte usw.

Im Handwerk haben wir ggf. wirklich ein Problem. Das ist für viele einfach unattraktiv im Vergleich zu einem Bürojob.

Generell sollten wir unsere Bürojobs aber auch mal überdenken. Die Produktivität steigt, die Arbeiter im produzierenden Gewerbe nehmen ab aber der Sektor Bürokratie, Verwaltung, Organisation und Management hat sich verdreifacht.

Gutes Buch zum Thema, "Bullshit Jobs". Rechnerisch haben wir da mehr als genug Leute und könnten uns eine 15 Stunden Woche leisten, wenn wir nicht Millionen von Leuten hätten, die täglich stillschweigend in Meetings sitzen, indem sie nix beizutragen haben oder zu erfahren haben.

Denke wir brauchen da eher eine kleine Revolutionierung des Arbeitsmarktes und ich sag mal gerade bei den Bürojobs sollte Einwanderung häufig nicht einmal erforderlich sein, wenn man sich den Aufwand bzgl. der Steuer im Ausland macht und Remotearbeitsplätze anbietet oder dort keine Büros hochzieht. Aber in einem Land wo man Homeoffice häufig selbst verwehrt hat während der Homeoffice-Pflicht zu Corona, weil man dann den Mitarbeiter nicht mehr so gut kontrollieren kann, wird das eher nicht klappen.

Auch die Familienpolitik ist ein großes Problem. Da sind die Gründe begraben, warum wir uns gegen Kinder entscheiden. Das mit Einwanderung lösen zu wollen, ist wie ein Boot mit einem größer werden Loch über Wasser halten zu wollen indem man mit Eimern das Wasser rausschaufelt. Irgendwann sollte man schon ans Loch bei. Aber Symptombekämpfung ist bei uns generell beliebt, hilft aber in einer Welt nicht, wo alles auf Wachstum getrimmt ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012
tanztrainer1  17.03.2023, 00:09

Aus meiner Erfahrung raus, haben die Firmen, die jetzt am lautesten nach Fachkräften schreien, zuvor selbst nicht hinreichend ausgebildet, als es schon absehbar hätte sein können.

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Ich hatte einen sehr gut ausgebildeten, integrierten, fleißigen und klugen Kollegen in der IT, gegen den ein Abschiebungsverfahren vor Gericht eröffnet wurde. Er hätte dann zurück in den Kosovo ziehen müssen und seine Arbeit und Wohnung in Deutschland aufgeben. In der Firma wurde er gebraucht und war ein beliebter Kollege.

Wenn sich solche Geschichten über die Jahre häufen, sinkt natürlich die Bereitschaft bei Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sich auf solche Arbeitsverhältnisse einzulassen.

Deutschland ist technologisch rückständig, mega Bürokratisch, fast alles ist unnötig kompliziert, die älteren Menschen sind traumatisiert von Weltkrieg und DDR, die jüngeren leiden unter deren Missgunst und Rassismus, das Wetter ist oft schlecht und alle haben was zu meckern. Schlechte Laune ist ansteckend.

Es hat viele Vorteile, Deutscher zu sein, aber wenn ich nicht hier geboren wäre und den deutschen Pass hätte, würde ich vermutlich nicht freiwillig in unser Land einwandern, weil ich es dann sehr schwer hier hätte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Deutschland verliert unter ausländischen Fachkräften an Beliebtheit

Nicht nur bei den ausländischen Fachkräften verliert Deutschland an Beliebtheit. Beide - ausländische und deutsche Fachkräfte - sind schwerlich als getrennt voneinander denkbar.

Mit jeder Qualifikation - egal wer sie hat - verhält es sich zweifach :

Man muss sie erstens sowohl sachlich erkennen, als auch persönlich anerkennen. An dieser ersten Hürde scheitert der Staat bereits durch Bürokratie, und Bias.

Außerdem muss man zweitens, wenn man Voriges getan hat, auch wissen, wie eine Qualifikation nutzbar gemacht wird. Eine Qualifikation denkt man sich gerne wie ein sich-selbst-antreibendes Ding, das genau dort landet, wo es am Nützlichsten ist.

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Doch in Deutschland hat man bereits Probleme an ganz anderer Stelle : Der sachlichen Erkennung, und persönlichen Anerkennung, von Talenten.

Vor kurzem hatte ich eine Unterhaltung mit einem Forenuser, der partout widersprach, es brauche keine Wahlfächer an allgemeinbildenden Schulen, wie bspw. Elektrotechnik, Sozialarbeit und Psychologie, die auf berufliche Tätigkeiten in Deutschland, für die die notwendigen Fachkräfte seit einiger Zeit schon fehlen, in geeigneter Weise vorbereiten können.

Diese Fächer wären Zwischenfächer, weil sie speziell genug sind, um auf das ganze Spektrum der mangelnden Fachberufe vorzubereiten, aber allgemein genug, um sinnvoll auf die an allgemeinbildenden Schulen gelehrten Fächer Physik, Mathematik, Informatik aufzubauen.

Doch jede Argumentation war sinnlos. Man denkt ungern um, man lernt ungern Neues, man akzeptiert und ehrt noch viel weniger gern, wenn man nicht unmittelbar begreift, warum das persönlich gut sein könnte.