"Wütend zu werden ist eine Strafe, die Du Dir selbst für die Fehler anderer auferlegst".... ist an diesem Satz etwas wahres dran?

Ja! Da ist etwas dran.... Der andere spürt unsere Wut meist nicht, wir selbst spüren sie dagegen deutlich. Wir verankern die Wut erzeugende Situation fest in uns.

An der Situation sind wir immer auch in irgend einer Weise mitbeteiligt, sei es, dass wir es an uns heranlassen. Wir sind diejenigen, die wütend sind. Wir können aber nichts mehr an dem Geschehenen ändern. Wir können daraus nur etwas für die Zukunft lernen.

Ich folge der Aussage dieses Spruchs, der es weiter verdeutlicht:

"Groll mit uns herumtragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst dabei."

Buddha

Es gibt keine guten und bösen Menschen. Jedes Wesen agiert aus dem Wunsch heraus glücklich zu sein und tut das fußend auf seinem Erlebten.

Wut bzw. Zorn entsteht deshalb, weil wir glauben die Person hätte im selben Moment auch anders agieren können als, so wie sie es musste.

Wir leiden, weil wir die Welt nicht richtig analysieren.

Nein, das glaube ich nicht, denn das würde ja heißen, dass Wut und Fehler anderer zwingend zusammen gehören. In dieser Ausschließlichkeit kann ich nicht zustimmen.

Ich verbinde Wut eher mit einem Ohnmachtsgefühl. Ich muss von mir selbst sagen, dass ich Wut nur dann empfinde, wenn ich unter Umständen leide, gegen die ich mich (auf den ersten Blick!) machtlos fühle.

Mir kommen da als erstes die sogenannten Wutbürger in den Sinn, die sich von Staat oder Gesellschaft nicht geachtet, übersehen oder ungerecht behandelt fühlen. Ihre Wut ist so immens, eben weil sie sich machtlos und ohnmächtig fühlen. Hier könnte man anmerken, dass der/die Fehler in der Politik oder der Gesellschaft liegen, also die Wut auf falschen oder ungerechten Entscheidungen gründet. Einerseit ja, andererseits ist man als Bürger in unserer Gesellschaft nicht vollkommen machtlos. Jeder hat eine Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung mitzuwirken.

Ich hoffe, ich habe mir jetzt in dem, was ich geschrieben habe, nicht selbst widersprochen. ;-)

In meinen Augen macht Wut blind und ist, wie auch Angst, kein guter Ratgeber. Man sollte sie nicht unterdrücken, sondern in konstruktive Bahnen lenken.

Ich hätte lieber mit Jain abgestimmt.

Wenn ich in einem Team arbeite, bin ich mit verantwortlich für alle im Team gemachten Fehler. Da ärgere ich mich dann zu Recht, wenn jemand im Team etwas falsch gemacht hat ohne es zuvor im Team zu regeln, denn dann hätte i.d.R. so ein Fehler vermieden werden können.

Wer sich über Falschparker etc. aufregt, selbst wenn er dadurch in keinster Weise selbst betroffen ist, da würde ich der Aussage vollständig zustimmen. Selbstverständlich ist das Parken in Feuerwehreinfahrten verboten etc. und gehört bestraft, doch sich darüber zu ärgern hilft niemanden etwas und ändert nichts.

Solange man begreift, dass die Wut ein Gefühl aus dem eigenen Inneren ist, passt der Spruch nicht. Erst wenn man andere für seine Wut verantwortlich macht, ist etwas dran.

"Ich bin wütend" ist ein Weg, für seine eigenen Bedürfnisse einzutreten, und das darf man auch stark emotional tun. "Du machst mich wütend" ist dagegen eine Ausrede und verliert aus dem Blick, dass man selbst für sich sorgen muss.