wovon stammen menschen ähnliche affen ab?

5 Antworten

Die Primaten (Primates) als übergeordnetes Taxon (so nennt man eine Verwandtschaftsgruppe in der systematischen Biologie) sind eine schon recht alte Säugetiergruppe. Durch den Vergleich von DNA-Sequenzen (molekulare Uhr) heute lebender Primaten mit jenen ihrer nächstlebenden Verwandten, der Riesengleiter (Dermoptera) konnte der Zeitpunkt der Trennung dieser beiden Gruppen auf 79.6 Mio. Jahre vor heute datiert werden. Die ersten Primaten haben also schon in der späten Kreidezeit gelebt, als noch riesengroße Dinosaurier auf der Erde lebten. Mit den heute lebenden Primaten dürften diese frühen Primaten aber noch wenig Ähnlichkeit gehabt haben. Sie ähnelten vermutlich eher einer anderen Gruppe von Säugetieren, mit denen die Primaten ebenfalls eng verwandt sind, den Tupaias oder Spitzhörnchen (Scandentia). Leider gibt es aus dieser Zeit aber bislang keine Fossilfunde, die eindeutig den Primaten zugeordnet werden können. Manche Forscher sehen in der etwa 65 Mio. Jahre alten Gattung Purgatorius (Bild) die ältesten Vertreter der Primaten, die meisten sind aber davon überzeugt, dass es sich eher um einen Stammlinienvertreter handelt und nicht um einen echten Primaten.

Die frühesten zweifelsfreien Primatenfossilien stammen aus dem Eozän und sind etwa 55 Mio. Jahre alt. Zu diesen Funden gehört beispielsweise die Gattung Teilhardina. Die Funde aus dieser Zeit lassen sich schon einer der beiden Großgruppen der Primaten, Feuchtnasenprimaten (Strepsirrhini) und Trockennasenprimaten (Haplorrhini)*, zuordnen, so auch Teilhardina (Bild) als Vertreter der Trockennassenprimaten.
Eine weitere Gruppe früher Primaten sind die Adapiformes. Lange Zeit stellte man sie zu den Strepsirrhini, also in die Verwandtschaft der Lemuren und Loris. Als 2009 ein ausergewöhnlich gut erhaltenes Fossil einer bis dato unbekannten Art der Adapiformes veröffentlicht wurde, änderte sich dies. Dem "Ida" getauften Fossil der Art Darwinius masillae (47 MYA**, aus der Grube Messel in Hessen, Bild) fehlen die für alle Strepsirrhini typischen Merkmale einer Putzkralle und eines Zahnkammes (beide werden zur Fellpflege genutzt), sodass diese Gruppe womölich eine basale Gruppe der Haplorrhini repräsentiert. In den Medien wurde der Fund vielfach beachtet und "Ida" wurde oft als das "Missing Link" zwischen Affen und Menschen betrachtet, auch wenn Darwinius ganz gewiss kein direkter Vorfahr des Menschen ist.

Die Evolution der Strepsirrhini soll uns an dieser Stelle nicht weiter interessieren, da sie sowieso nicht die direkten Vorfahren des Menschen sind. Die Koboldmakis oder Tarsier trennten sich von den echten Affen schon früh, vor etwa 55 Mio. Jahren. Einer der ältesten Vertreter ist Archicebus achilles (Bild).

Die eigentlichen Affen (Anthropoidea) gliedern sich in zwei Teilgruppen, die sich vor mindestens 35 Mio. Jahren trennten. Die Breitnasenaffen (Platyrrhini) oder Neuweltaffen umfassen sämtliche Vertreter der Affen Amerikas, z. B. Kapuziner- und die Krallenaffen (Cebidae), die Nachtaffen (Aotus), die Sakis (Pitheciidae) und die Klammerschwanzaffen (Atelidae). Man weiß nicht so genau, wie die Vorfahren der Neuweltaffen nach Amerika gekommen sind. Möglicherweise sind sie aus der alten Welt auf Baumstämmen oder schwimmenden Inseln treibend nach Amerika gekommen.
Die zweite Teilgruppe der Affen sind die Altweltaffen oder Schmalnasenaffen (Catarrhini). Sie gliedern sich wiederum in zwei große Gruppen, nämlich die Meerkatzenverwandten oder "Tieraffen" (Cercopithecidae) mit den Schlank- und Stummelaffen (Colobinae), und den Backentaschenaffen (Cercopithecinae) sowie die Menschenartigen (Hominoidea).

Die ältesten Fossilfunde der Hominoidea sind etwa 21 Mio. Jahre alt. Als älteste bekannte Gattung gilt Proconsul (Bild), deren Fossilien v. a. aus Kenia und Uganda stammen. Proconsul war vermutlich ein Baumbewohner und zeigt schon ein Merkmal der späteren Menschenaffen, nämlich das Fehlen eines Schwanzes. Proconsul ist aber kein direkter Vorfahre des Menschen, sondern wird in eine heute ausgestorbene Gruppe ("Familie") Proconsulidae innerhalb der Hominoidea gestellt.

Die heutigen Hominoidea gliedern sich in zwei "Familien"-Taxa auf: die Kleinen Menschenaffen (Hylobatidae) oder Gibbons, die heute ausschließlich in Asien beheimatet sind und baumbewohnende Schwinghangler sind sowie die Großen Menschenaffen oder Hominiden (Hominidae). Die Hominidae sind etwa 18 bis 15 Mio. Jahre alt.

Vor etwa 15 Mio. Jahren trennten sich die Hominidae in zwei Linien auf, einerseits eine asiatische (Ponginae) und in eine afrikanische (Homininae). Während die Ponginae eine ganze Reihe ausgestorbener Gattungen umfasst, z. B. Sivapithecus und den größten je gefundenen Primaten Gigantopithecus, gibt es heute nur noch eine einzige rezente (heute lebende) Gattung mit drei Arten, die Orang-Utans (Pongo), die nur noch auf den Inseln Borneo (Borneo-Orang-Utan, Pongo pygmaeus) und Sumatra (Sumatra-Orang-Utan, Pongo abelii und Tapanuli-Orang-Utan, Pongo tapanuliensis) leben und allesamt vom Aussterben bedroht sind.

Innerhalb der afrikanischen Linie (Homininae) trennten sich zunächst vor etwa 10 Mio. Jahren die Gorillas ab. Die Gattung umfasst heute nur noch zwei Arten, den Westlichen Gorilla (Gorilla gorilla) und den Östlichen Gorilla oder Berggorilla (Gorilla beringei) mit je zwei Unterarten.
Zuletzt, vor etwa 7 bis 6 Mio. Jahren trennten sich schließlich die beiden Entwicklungslinien der Schimpansen (Panini, heute noch zwei Arten: Schimpanse, Pan troglodytes und Bonobo, Pan paniscus) und die der Menschen und ihrer Stammlinienvertreter (Hominini). Die nächsten heute lebenden Verwandten des Menschen sind demnach die Schimpansen und Bonobos. Sie sind aber keineswegs die direkten Vorfahren des Menschen, sondern eher so etwas wie Geschwister, haben also einen gemeinsamen unmittelbaren Vorfahren mit dem Menschen.

Man nahm lane an, die Trennung der Panini und der Hominini sei durch die Entstehung des Ostafrikanischen Grabenbruchs erfolgt. Die Panini hätten sich demnach in Zentralafrika (westlich des Grabens) und die Hominini östlich des Grabens entwickelt. Der Fund des ältesten bekannten Vertreters der Hominini widerspricht dieser Hypothese jedoch. Sahelanthropus tchadensis (etwa 6 MYA, Bild) wurde im Tschad gefunden, also in Zentralafrika. Man nimmt deshalb heute an, dass die Auftrennung der Schimpansen- und Menschen-Linie in Zentralafrika erfolgt ist (Warum sich beide Linien trennten ist allerdings unklar) und die Hominini erst nach dieser Aufspaltung nach Ost- und Südafrika auswanderten, wo ihre weitere Evolutionsgeschichte sich abspielte. Weitere frühe Stammlinienvertreter der Hominini sind Orrorin und Ardipithecus.

Die Art Ardipithecus ramidus (4.4 MYA, Bild) ist womöglich der direkte Vorfahr einer Gruppe von menschenartigen Hominini, die in die direkte Verwandtschaft des Menschen gehören, der "Australopithecinen". Das ist in Forscherkreisen aber nicht unumstritten, manche interpretieren die Art lediglich als Schwester-Taxon der "Australopithecinen".

Die "Australopithecinen"*** oder Vormenschen umfasste traditionell eine einzige Gattung, Australopithecus. Die Arten dieser Gattung wurden nach ihrem Körperbau in zwei Gruppen aufgeteilt: "grazile Australopithecus-Arten" und "robuste Australopithecus-Arten". Die Australopithecinen vom "robusten Typ" werden heute in eine eigene Gattung gestellt, Paranthropus (z. B. P. robustus und P. boisei). Für diese Gattung ist ein extrem kräftiges "Nussknackergebiss" charakteristisch. Teilweise ist auch die Gattung Kenyanthropus als weiterer Vertreter der Australopithecinen beschrieben. Die meisten Forschenden rechnen die Gattung aber zu Australopithecus.

Die "grazilen" Australopithecus-Arten sind feingliedriger gebaut. Zu ihnen gehört auch "Lucy" (Bild), ein besonders gut erhaltenes Fossil der Art Australopithecus afarensis. Australopithecus gingen bereits aufrecht auf zwei Beinen. Ihre Anatomie zeigt aber, dass sie sehr wahrscheinlich noch vorwiegend auf Bäumen lebten, so sind beispielsweise ihre Arme noch vergleichsweise lang. Die Form ihrer Zähne lässt vermuten, dass sie sich zum größten Teil von pflanzlicher Nahrung ernährten.

Die Gattung Homo, also die eigentlichen Menschen, ist wahrscheinlich aus einer Population von A. afarensis hervorgegangen, möglicherweise auch aus der Art A. africanus. Als ihr erster Vertreter gilt Homo habilis (2.1 - 1-5 MYA, Bild), der ausschließlich in Ostafrika gefunden wurde. Homo habilis ist noch deutlich kleiner als heutige Menschen, ging aber bereits auf zwei Beinen (obligatorisch biped). Man vermutet, dass sie die ersten Menschen waren, die Steinwerkzeuge herstellten und möglicherweise schon das Feuer kannten. Ob sie schon über ein echtes Sprachvermögen verfügten, ist umstritten. Wie die Australopithecus-Arten, hatte Homo habilis noch deutliche Überaugenwülste. Auch das Gehirnvolumen entsprach noch etwa dem der Australopithecinen.
Aus dem Homo habilis entwickelte sich schließlich die Art Homo erectus ( ab 2 MYA, Bild). Sie erreicht erstmals Körpermaße, die denen des anatomisch modernen Menschen entsprachen. Aufgrund der Anatomie der Kehlkopfregion nehmen viele Forscher an, dass Homo erectus die erste Menschenart war, die sicher sprechen konnte. Man nimmt auch an, dass mit dem Homo erectus auch die Reduktion des Fells einsetzte. Er ist gleichzeitig auch die erste Art der Gattung, die Afrika verließ und nach Eurasien auswanderte. Eine "Hobbit" oder Florés-Mensch genannte Zwergform auf der Insel Florés (ehemals als eigene Art, Homo floresiensis beschrieben) wird heute meist als durch Inselverzwergung entstandene Unterart zu Homo erectus gezählt. Alle außerafrikanischen Populationen des Homo erectus starben aber letztendlich aus.

Aus der afrikanischen Population des Homo erectus geht schließlich der archaische Homo sapiens**** hervor, der in mehreren Linien nach Eurasien auswanderte.
Eine erste Population archaischer Homo sapiens wanderte etwa um 600 000 vor heute nach Eurasien aus. Aus ihr gingen der Neanderthaler (Homo sapiens neanderthalensis, Bild einer Frau und eines Mannes) und der Denisova-Mensch hervor. Das Genom des Neanderthalers ist inzwischen vollständig entschlüsselt, weshalb man über ihn recht viel weiß. So gilt z. B. als gesichert, dass er exakt die gleiche Variante des Sprachgens FOXP2 besaß wie anatomisch moderne Menschen und daher sprechen konnte. Neanderthaler hatten helle Haut und manche von ihnen hatten rote Haare (die Mutation des Gens für rote Haare ist aber eine andere als jene bei rothaarigen heutigen Menschen). Sie stellten Kleidung und Schmuck her, bestatteten ihre Toten und sehr wahrscheinlich stammen die ältesten Höhlenmalereien in Europa (rd. 64 000 Jahre) von Neanderthalern (sie sind damit gut 20 000 Jahre älter als die frühesten europäischen Höhlenmalereien anatomisch moderner Menschen).

Vor etwa 318 000 Jahren entstand aus der in Afrika verbliebenen Population des archaischen Homo sapiens der anatomisch moderne Mensch (H. sapiens sapiens). Ausnahmslos alle heute lebenden Menschen gehören dieser Linie und damit derselben "Rasse" an. Eine Unterscheidung in verschiedene "Menschenrassen" ist biologisch nicht gerechtfertigt. Die ersten Menschen besaßen sehr wahrscheinlich eine hellbraune Hautfarbe. Als Anpassung an intensive Sonnenstrahlung entwickelten manche Populationen eine extrem dunkle Hautfarbe. Die helle Hautfarbe entwickelte sich erst später in Eurasien, vermutlich durch sexuelle Selektion und nicht, wie lange angenommen, als Anpassung an eine bessere Vitamin-D-Produktion. In Eurasien traf der anatomisch moderne Mensch mindestens zwei Mal auf Neanderthaler und kreuzte sich mit ihnen, sodass es zu einem Genfluss vom Neanderthaler zum anatomisch modernen Menschen kam. Bis heute tragen alle Menschen außerhalb Afrikas etwa 2 % Neanderthaler-Gene als Spuren dieser Hybridisierung in sich. Auch Denisova-Gene sind auf die gleiche Weise ins Genom asiatischer Menschenpopulationen gelangt.
Schließlich hat der anatomisch moderne Mensch aber den Neanderthaler verdrängt. Warum, ist nicht geklärt. Man vermutet, dass Neanderthaler an die sich verändernden klimatischen Bedingungen nicht so gut angepasst waren. Manche vermuten, der anatomisch moderne Mensch könnte die Neanderthaler auch gezielt ausgerottet haben.

Anmerkungen

*Die Feuchtnasenprimaten (Strepsirrhini) umfassen den größten Teil der früher als "Halbaffen" bezeichneten Primaten: Lemuren (Lemuriformes) und Loris (Lorisiformes), also die "Halbaffen" ohne die Koboldmakis (Tarsiiformes). Die Trockennasenprimaten umfassen die Koboldmakis sowie die Echten Affen (Anthropoidea) inklusive der Großen Menschenaffen (Hominidae), zu denen auch der Mensch gehört.

**MYA = million years ago, Mio. Jahre vor heute.

***Das Taxon ist hier in Anführungszeichen gesetzt, um zu kennzeichnen, dass es keine monophyletische (d. h. in sich geschlossene) Verwandtschaftsgruppe ist, sondern ein Paraphylum. Als Paraphylum bezeichnet man ein Taxon, das nicht alle Nachfahren eines gemeinsamen Vorfahren enthält. Da die Gattung Homo aus der Gattung Australopithecus hervorgegangen ist, müssten deshalb die Australopithecinen auch die Gattung Homo inklusive des modernen Menschen inkludieren, um zu einem Monophylum zu werden. Taxa, die nicht monophyletisch sind, werden in der Systematik traditionell in Anführungszeichen gesetzt, um sie auf den ersten Blick als nicht monophyletisch zu kennzeichnen.

****Hier wird das Konzept einer lumping taxonomy vertreten, die nur drei Arten der Gattung Homo unterscheidet: H. habilis, H. erectus und H. sapiens. Dieser Taxonomie wird hier der Vorzug gegeben, weil zwischen den Arten die Übergänge fließend sind und eine exakte Zuordnung vieler Fossilien oft sehr umstritten ist. Manche Forscher unterscheiden hingegen eine ganze Reihe weiterer Arten. Nach dieser splitting taxonomy gingen aus dem H. erectus mehrere Arten hervor, einerseits u. a. über H. heidelbergensis und H. antecessor der Neanderthaler und der Denisovaner sowie andererseits der anatomisch moderne Mensch, H. sapiens. Neanderthaler und Denisovaner bilden nach der splitting taxonomy jeweils eigene Arten, hier wird jedoch davon ausgegangen, dass es sich lediglich um Populationen von H. sapiens handelt, u. a. auch, weil Hybridisierung mit anatomisch modernen Menschen nachgewiesen wurde und weil es eine große kulturelle Ähnlichkeit zwischen Neanderthalern und modernen Menschen gibt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Ais einer Urzelle, wie alle Lebewesen einschließlich des Menschen.

Von denselben Vorfahren wie wir Menschen. Ist über 6 Mio Jahre her.