Woher kommt der aktuelle Lehrermangel?

11 Antworten

Zum Lehrer muss man berufen sein. Es ist kein Beruf wie jeder andere.

Lehrer arbeiten sehr selbständig, werden von der Kultusbürokratie im Zweifelsfall aber alleine gelassen. Zudem leiden sie mehr und mehr unter allzu undurchdachtem Reformeifer zahlreicher Bildungspolitiker, die sich für klüger halten, nach dem Scheitern solcher Reformen deren Scheitern aber nicht zugeben wollen.

Wie auswegslose Situationen hierdurch inzwischen entstehen, lässt sich gut ablesen an der gegenwärtigen - fast schon Verzweiflung generierenden - Situation der Grund- und Hauptschulen in der Schweiz (immer wieder adressiert im Blog https://condorcet.ch).

Lies z.B. https://condorcet.ch/2022/09/lehrermangel-als-quittung-fuer-uebersteigerte-gesellschaftliche-erwartungen-an-die-volksschule/

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Interessant zu wissen: Die Schweiz hat das weltweit teuerste Bildungssystem: ein Bildungssystem, dem zunehmend weniger Erfolg beschieden ist (wie die Ergebnisse der PISA-Studien immer wieder zeigen).


grtgrt  19.09.2022, 20:45

Kompetenzen vs. humanister Bildungsbegriff

Die Visionen der Bildungsrevolutionäre sind intellektuell unbedarft:

Ihr Konzept ließe sich trefflich unter dem Titel » Erlösung durch Infantilisierung « zusammenfassen. Alles wird besser, wenn Lehrer und andere Erwachsene endlich damit aufhören, Kinder und Jugendliche zu belehren, und diese individuell, selbstbestimmt und ihren Interessen folgend tun und lassen können, was sie wollen. Herkömmliche Strukturen müssen deshalb aufgelöst, Schulen in «Lernhäuser» umgewandelt, die Fächer und Disziplinen abgeschafft und in «Projekte» transformiert werden. Dass der Erfolg einer wissensbasierten Kultur auch von einer Ökonomie des Lernens abhängt, die es erlaubt, sich etwas in kurzer Zeit – etwa durch einen spannenden Frontalunterricht – anzueignen, was andere in mühsamer Arbeit zusammengetragen haben, wird dabei vergessen.
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Ohne Reihenfolge, was mir spontan so einfällt (studiere Lehramt):

  • der Lehrermangel als solcher sorgt dafür, dass viele vorm Beruf zurückschrecken. Denn aktuell haben es zu wenige Lehrer mit zu vielen Kindern "zu tun", die Klassen sind zu groß.
  • Man darf den Job eher als Berufung verstehen. Wer dafür nicht gemacht ist, der kann schnell unglücklich und gestresst werden. Nicht jeder kann mit Kindern und/oder im Mittelpunkt stehend vor Leuten sprechen
  • In den naturwissenschaftlichen Fächern, da besteht überwiegend der größte Mangel, kann man in der freien Wirtschaft viel mehr verdienen als im Lehramt. Wenn du Mathe studierst, dann verdienst du als Mathelehrer zwar auch noch gut, kannst aber woanders mehr verdienen.
  • immer mehr Einwanderer-Zuwachs, bspw. resultierend aus Flüchtlingskrisen, das führt zu mehr Schülern an Schulen, die besonders gefördert werden müssen
  • nochmal speziell zum Stress: Das Referendariat ist der Horror und die ersten Berufsjahre sind bzgl. Vorbereitung sehr sehr stressig, das Außenbild ist ja eher "viele Ferien, ganz entspannt", das haut aber überhaupt nicht hin. Wenn man das nicht 100% will und der Überzeugung wegen macht, wird man wie erwähnt unglücklich
  • sehr viele studieren Lehramt und brechen das Studium dann ab, weil es doch nicht so ist, wie man es sich vorstellt. Der Lehrerberuf klingt im ersten Moment ganz toll und entspannt, bei genauerem Hinsehen ändert sich der Eindruck. Das führt zu verhältnismäßig hohen Abbruchquoten in den ersten Semestern
  • Die Verteilung der Studierenden ist nicht optimal. Wie viele studieren Deutsch und Geschichte und wie viele Mathe und Physik als Kombi?
  • gemessen an Länge und Härte des Studiums sowie Stress im Beruf viel zu geringes Gehalt

  • Schlechtes Ansehen der Lehrer
  • gegenüber anderen Uniabsolventen, die in die Wirtschaft gegangen sind, werden Lehrer schlechter bezahlt
  • haltlose Vorurteile (Ferien, Nachmittags frei)
  • Referendariat überfordert viele
  • Beruf mit einer der höchsten Burnout-Quoten
  • je nach Bundesland zu wenig Ref-plätze

Ich glaube für viele ist es nichts unter Lärm zu arbeiten.

Kinder können sehr anstrengend sein.

Wenn man schon ein Studium macht, dann entscheiden sich viele für was anderes.

Um es kurz zu sagen: „Die Menschen haben kein Bock drauf“.
Gibt viele Gründe dafür:

1.Sie gehen Jahre in die Schule um dann nach der Schule Lehrer sein zu können um dann wieder bis an ihr Lebensende praktisch in der Schule sind. Klar ist es als Lehrer nochmal anders als bei einem Schüler. Aber die meisten haben einfach keine Lust mehr auf Schule und sind froh wenn sie draußen sind.

2.Für den Wissensstand und die Jahre an Lehrgang die man als Lehrer machen musste, dazu noch den Stress mit den Schülern und der Aufwand von ständigen Planen und das jeden Tag ist der Lohn fast zu wenig. Andere die genauso lang in die Schule gehen und nur Vll in eine andere Richtung was lernen verdienen da besser Geld und haben einfachere arbeit.

3.Wie bereits schon erwähnt im zweiten Punkt der „Stress“. Die tägliche Planung des Unterrichts, die Korrigierung der Arbeiten ( meist stundenlang nach der Arbeit noch beschäftigt). Man muss gut erklären können und auch der Gesamt-Notenschnitt der Klasse wirkt sich auf die Lehrer aus.Dazu muss man sich auch was trauen und offen sein und den Schülern auch Regeln setzen können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung