Wieso sollte Resilienz ein Teil der Professionellen Haltung sein?

5 Antworten

  • Der Begriff "professionelle Haltung" ist mir nicht klar. Was meinst du damit?
  • Psychologisch gesehen ist Resilienz ein Persönlichkeitsmerkmal. Man kann also wenig, normal oder besonders resilient sein. Resilienz ist keine Haltung, also keine Frage der Einstellung oder Weltanschauung, sondern eine Eigenschaft einer Person.
  • Resilienz bedeutet, sich nach Stress, Krisen, Rückschlägen und Problemen vergleichsweise schnell wieder zu erholen oder gar nicht erst so stark davon betroffen zu werden.
  • Harmloses Beispiel: Ein Kind versucht, etwas zu basteln, aber dies misslingt und das Kind ist zunächst stark frustriert und enttäuscht. Ein Kind mit geringer Resilienz leidet nun womöglich viele Stunden, der Tag ist ruiniert, das Kind längere Zeit traurig. Ein Kind mit hoher Resilienz ist zwar unmittelbar ebenso frustriert und enttäuscht, aber nach kurzer Zeit drüber weg und in der Lage, den Rest des Tages auch noch zu genießen. Oder das Gleiche noch einmal zu probieren und dann Erfolg zu haben. Eine erwachsene Person mit geringer Resilienz streitet sich mit seinem Partner und ist Stunden später noch aufgewühlt und abgelenkt. Eine Person mit hoher Resilienz kommt nach kurzer Zeit drüber weg und kann das abhaken.
  • Extreme Beispiele sind z.B. wie schnell schwere Traumata nach Kriegsverbrechen oder Vergewaltigung verarbeitet werden oder wie mit Trauerfällen umgegangen wird. Personen von geringer Resilienz leiden womöglich ihr ganzes Leben lang unter solchen Dingen, Personen mit hoher Resilienz kommen nach einiger Zeit drüber weg und können nach vorne schauen.
  • Als Erwachsener ist es schwer, Resilienz zu trainieren. Für die allermeisten Menschen ist diese Eigenschaft vergleichsweise fest verankert. Man kann zwar Verhalten trainieren, aber kaum Persönlichkeitsmerkmale wirklich verändern. Man kann also versuchen, fehlende Resilienz durch Training und Wissen zu kompensieren, aber das eigentliche Persönlichekeitsmerkmal wird dadurch meist nicht bedeutend ausgeprägter.
  • Man nimmt aber an, dass man kleine Kinder zu mehr Resilienz erziehen kann, also dass Resilienz nicht nur angeboren sondern auch anerzogen ist. Wichtige Schlagwörter dabei sind Urvertrauen zu den Eltern, Vorbildfunktion der Bezugspersonen, Aufwachsen unter gesicherten Verhältnissen sowie breite Allgemeinbildung.
  • Als Erzieherin solltest du also selbst versuchen, angemessen mit Frustrationen und Problemen umzugehen und den Kindern so vorzuleben, wie man mit Frustration und Pannen umgeht. Du erfüllst hier eine wichtige Vorbildfunktion und prägst dadurch die Kinder. Das kann eventuell mit "professioeller Haltung" gemeint sein, also dein eigenes Auftreten. Gleichzeitig solltest du Kinder aber auch bewusst in Richtung Resilienz erziehen, soweit das möglich ist. Dazu zeigt man den Kindern Wege auf, mit ihrem Frust umzugehen und Perspektiven, was sie direkt jetzt tun können, um weniger zu leiden.

DocPsychopath  07.12.2020, 10:11

Ihr ist es doch auch nicht klar. Sie hat eine Hausaufgabe, keine Ahnung, was die bedeutet und will jetzt eine Antwort zum Abschreiben.

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Hallo Leylaeda55,

Resilienz ist nach meinem Eindruck als Terminus aus den Sozialwissenschaften heute schon weitgehend in die Umgangssprache übergegangen und bezeichnet nun in etwa eine optimistische Grundhaltung, die nicht durch Misserfolge, Krankheiten, seelische Belastungen beeinträchtigt wird.

Nun kann Resilienz in Zusammenhang mit Professionalität in Berufen, die auf Mitmenschlichkeit angewiesen sind, auch zu professionellen Fehlentwicklungen führen.

Um ein Extrembeispiel zu nennen:

Ein Psychiater „alter Schule“ kann sich für „resilient“ – stressresistent – halten, weil er seine Patienten „professionell“ nach Maßgabe des ICD10 den Codes F00 bis F99 zuordnet und dabei der jeweiligen „Individuallage“ nur zur Untermauerung seiner ICD10-Diagnose Beachtung schenkt. Der Patient hat dann die erforderliche „Compliance“ zu zeigen und die verordneten Psychopharmaka zu schlucken.

Das zentrale Problem der Resilienz hat  Kokossnoss gut zusammengefasst:

Man muss sich also abgrenzen, ohne die Empathie zu verlieren und das ist nicht einfach. 

Damit hat er aus meiner Sicht das vielleicht zentrale Problem bei „Berufen mit menschlichem Kontakt“ beschrieben.

Erzieher, Ärzte, Psychologen stehen immer in der Gefahr, entweder betreute Menschen zu Objekten zu machen, oder sich „im Meer des Mitgefühls“ selber zu verlieren.

Von allen Resilienzfaktoren scheint mir in diesem Zusammenhang einer am bedeutendsten zu sein:

Zwischen mir und dem Menschen, der meine Hilfe oder Unterstützung sucht, sollte etwas Drittes sich entfalten: Man mag es die Beziehung nennen, das Dialogische oder – wie es Martin Buber einmal nannte – das „Zwischen“.

Erst wenn in der Beziehung die Einmaligkeit des anderen echtes Verstehen hervorbringt, kann ich mitmenschlich hilfreich sein und zugleich auch die notwendige Distanz wahren.

Ich meine allerdings, dass in diesem Sinne Resilienz kaum trainierbar ist.

Diese Haltung kommt zu uns, wenn in uns die Kraft gewachsen ist, liebevoll miteinander umzugehen.

So einen Haltung der mitmenschlichen Offenheit wünsche ich dir. Dann kann sich auch Professionalität kreativ entfalten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich bin kein Sozialarbeiter oder Erzieher, habe aber Pflegeerfahrung. Resilenz zu begreifen, zu verinnerlichen und zu erwerben ist unabdingbar für Berufe mit menschlichem Kontakt. Man erfährt viel Leid und normalerweise in einer Urgesellschaft betrifft einen das ja selber, denn normalerweise ist es meine Oma oder mein Kumpel, der das Problem hat und nicht ein Klient oder Patient.

Man muss sich also abgrenzen, ohne die Empathie zu verlieren und das ist nicht einfach. Man kann es vergleichen mit einem Schauspieler, der sich in eine Kollegin verliebt, weil die Rolle es verlangt. Das passiert jungen Schauspielern, älteren nicht mehr, denn die haben "Resilenz" entwickelt. Die Fähigkeit in der "Rolle" voll und ganz die Liebe zu fühlen und dann mit dem Kostüm oder mit dem Arztkittel auszuziehen, nach Hause zu gehen und in Wahrheit eine andere Frau zu lieben oder einen anderen Mann. Das muss man lernen und es ist wichtig, damit man psychisch gesund bleibt.

Genau genommen ist "Resilienz" keine "Haltung".
Vielmehr bezeichnet es die Fähigkeit, krankmachenden Faktoren widerstehen zu können. Im psychischen Bereich könnte man auch von "seelischer Stärke" sprechen.
Wissen um "Resilienz" ist in der Pädagogik gut, um Kinder widerstandsfähiger gegen Stress oder ungute Einflüsse zu machen. Zum Beispiel wäre die Förderung von einem gesunden Selbstbewusstsein ein Schritt in dieser Richtung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Resilienz beschreibt die Widerstandsfähigkeit

in Professionen in denen du mit Menschen arbeitest brauchst du ein gewisses standing, da man dir sonst auf der Nase rumtanzt

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Leylaeda55 
Fragesteller
 07.12.2020, 09:09

danke

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