Wieso sind frühere Zivilisationen zerbrochen und droht uns auch sowas?

3 Antworten

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Nun ja, die Sache ist diese: eine Zivilisation weiß meistens nicht, dass sie gerade zerbricht. Oder sie glaubt, dass sie zerbricht, während es eigentlich noch ganz gut läuft.

Die "großen" Umbrüche der Geschichte geschehen allmählich und werden oft erst in der Rückschau sichtbar - oder werden überhaupt erst im Nachhinein konstruiert.

Nehmen wir den "Untergang" des römischen Reichs. Eigentlich war da eine Vielzahl von Entwicklungen beteiligt, und keine dieser Entwicklungen war wirklich vorhersehbar. Man hat damals bestimmt nicht vorhergesehen, dass eine Einteilung in Verwaltungsbereiche letztendlich in die Teilung des Reichs in Westrom und Ostrom münden würde. Die Ausbreitung des Christentums hat anfangs auch niemand wirklich erwartet, das war halt eine verrückte Sekte unter vielen im römischen Reich. Und die sogenannte Völkerwanderung... welches Ausmaß diese Migrationen hatten und dass es sich um etwas anderes handelte als die üblichen Grenzscharmützel und Verhandlungen mit den Barbaren und Vasallenstaaten... Das war niemandem zu dieser Zeit klar ersichtlich. Selbst die ikonische "Eroberung Roms durch die Barbaren" unter Alarich 410 stellt sich bei genauerem Hinsehen eher als eine meuternde Söldertruppe heraus. Der "Untergang Roms" ist eigentlich eher ein allmählicher Übergang von der Spätantike ins Mittelalter. Da hat niemand einen Stichtag X ausgerufen und gesagt: "Rom ist vorbei, verbrennt die Bücher, schließt die Badehäuser, reißt die Straßen ab, jetzt ist Mittelalter "... so läuft das nicht.

Natürlich, es gibt auf jeden Fall einschneidende Ereignisse. Nehmen wir den Ukrainekrieg. Wir nehmen das im Moment als sehr bedeutsam und bedrohlich wahr. Aber wissen schlicht und einfach noch nicht, ob es dieser Krieg in 100 Jahren als kleiner regionaler Konflikt, als letztes Aufbäumen des Kalten Krieges oder als Anfang des 3. Weltkriegs eingeordnet werden wird.

Wie schlimm oder bedeutsam die Konsequenzen eines bestimmten Ereignisses oder einer Entwicklung sein werden, das erkennt man nun einmal immer erst hinterher. ( was aus dem Internet und den Mobiltelefonen entsteht, das hat 1985 auch noch niemand geahnt... obwohl die Technologie da schon existierte und die Entwicklung schon im Gange war)

Ich will eigentlich sagen, dass ein politisches Gefüge, ein Reich oder eine Herrscherdynastie "zerbrechen" kann. Das passiert immer wieder, aber es ist selten vorhersehbar.

Aber eine Zivilisation, im Sinne einer Kultur mit gewissen Technologien und Standards, die zerbricht eigentlich nicht. Die entwickelt sich kontinuierlich, über Generationen hinweg.

Damit eine Zivilisation wirklich "untergeht" braucht es schon eine massive Einwirkung von außen (zum Beispiel europäische Eroberer, Zwangstaufen und eingeschleppte Seuchen in Süd- und Mittelamerika.)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft

KurtMaier 
Fragesteller
 11.04.2023, 12:04

Ja. Diese Entwicklungsphasen sind essentiell, um eine Beurteilung abgeben zu können. Die umstände warum rom unterging, waren mit vielen zusammenhängen verbunden. Die Barbaren haben nur das Ende besiegelt.

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Da gab's die unterschiedlichsten Gründe. Die reichen von Klimaveränderungen über Umweltzerstörung, Krieg, innerem gesellschaftlichen Zerfall bis zum Zusammentreffen mit einer überlegenen Zivilisation.

Und ja, das droht jeder Zivilisation und damit uns auch.


KurtMaier 
Fragesteller
 10.04.2023, 21:05

Kann man das verhindern?

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Es kann durch Kriege, Naturkatastrophen, Epidemien oder wirtschaftliche Umbrüche geschehen.