Wieso gibt es Leute die ohne Seil klettern, man braucht doch nur ein Fehler zu machen und man ist tot?

11 Antworten

Mach' ich auch ab und zu. Aber halt weit unter dem Niveau, auf dem ich mit dem Seil klettere.

Die Sache ist die: beim Bergsteigen spielt auch die Zeit eine Rolle bei der Sicherheit, weil mit Fortschreiten der Tageszeit auch bestimmte Gefahren zunehmen (Wetter, Steinschlag, Lawinen,...). Außerdem muss das Seil ja mit festen Punkten mit dem Fels verbunden sein (Haken, Keile, Friends, Köpfelschlingen), um einen Sturz halten zu können. Diese Sicherungspunkte sind nicht überall zuverlässig vorhanden, sodass die Fortbewegung als Seilschaft durch die Mitreißgefahr im Falle eines Sturzes einer Person insgesamt riskanter ist als wenn jeder für sich klettert.

Üblicherweise macht man auf einer Tour viele Fehler. Die meisten sind innerhalb der Toleranzen, die die Tour zulässt. Manche nicht, die sind dann fatal. Mit zunehmender Erfahrung lernt man, wo man sich selbst im Bezugauf diese Toleranzen befindet. Aber die Gleichung "ein Fehler = tot" ist extrem vereinfacht Und spiegelt die Wirklichkeit nicht korrekt wieder. Das würde ja umgekehrt bedeuten, wer nach einer Bergtour heile wieder zurückkommt, habe "alles richtig" gemacht. Das von sich zu behaupten, ist ganz objektiv gesehen hochnäsig und arrogant. Sich der möglichen Fehler bewusst zu sein und die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen ist hier essenziell.

Wenn jemand wie Alex Honnold in der Dokumentation "Free Solo" eine schwere Tour Seil frei unternimmt, dann erst, nachdem er jede Bewegung in dieser Tour so perfekt beherrscht wie ein Tänzer seine Choreografie. Hier geht Monate- und jahrelange Vorbereitung voraus. Bergsteiger auf diesem Niveau suchen die Möglichkeiten, nicht dagewesenes zu schaffen und in gewisser Weise die Grenzen der Menschheit zu verschieben. Nicht selten auch, weil es von ihnen erwartet wird, weil sie etwas besonders gut können.

Dann macht man eben keinen Fehler, weil man das weiß und weiterleben will, aber auch stolz darauf sein will, es geschafft zu haben. Manche Menschen lieben den Kick der Gefahr. Gäbe es solche Menschen nicht, würden wir noch heute in bequemen Höhlen leben und Engerlinge essen.

Nach Aussagen eines solchen Kletterers. Man ist mehr bei der Sache. Diese absolute Konzentration auf die Bewegung und den Körper im Verhältnis zum Fels. In diesem Moment geht es auch nicht mehr um Angst haben, die wäre da fehl am Platz, diese Angst gibt es höchstens noch eine Weile vorher.

Allerdings erleben wohl auch diese Leute (selten) Momente, in denen sie doch plötzlich unkontrolliert wegrutschen, oder ein Griff versagt, dann gibt es auch für diese Leute einen ordentlichen Adrenalinstoß, der ist aber nicht Anlass, so was überhaupt zu machen.

Vergleichen lässt sich das für Otto-Normalverbraucher eher mit Radfahren und Downhill. Manch einer kann nicht mal ersteres, dem einen ist dieses schon Erlebnis genug, und der nächste fühlt sich erst wirklich gefordert, wenn er auf einem Rad 4m durch die Luft fliegen, oder mit >50km/h auf Wurzelstrecken bergab heizen kann. Obwohl man bereits mit einem Citybike im Stand umfallen, blöd landen und sterben könnte.

Aus dem Grund, warum man auch andere gefährliche Sportarten macht. Adrenalin und Spaß.


wagner1234 
Fragesteller
 17.08.2023, 14:54

Naja mit Seil ist es auch noch genug Adrenalin un Spaß.

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TK1138  17.08.2023, 15:06
@wagner1234

Kommt auf die Person an. Mit dem Bewusstsein, dass nichts passieren kann, verliert es für manch einen durchaus den Reiz. Wenn man weiß, dass eigentlich nichts passieren kann, dann haben Schwierigkeiten einen ganz anderen Einfluss. Adrenalin kann durchaus den einen oder anderen süchtig machen. Ich würde niemals irgendwo ohne Sicherung raufklettern, kann den Reiz bei manch einem aber schon verstehen. Es ist schon ein sehr besonderes Gefühl, wenn man eine Situation überstanden hat, die auch hätte ganz anders ausgehen können und man sich dem bewusst ist.

Für den einen ist solch eine Situation eine Lehre, für manche ein Ansporn.

Ansonsten gilt wie überall, als mündiger Mensch kann man selbst entscheiden, welches Risiko man eingehen möchte und was man sich davon verspricht

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Linopolis  17.08.2023, 15:07
@wagner1234

Ja gerade nicht. Der Kick fehlt, das einem was ernsthaftes passieren kann! Mit Seil weis man, der Fehler wird verziehen. Ohne Seil weis man, es gibt keine zweite Chance. Das erhöht den Adrenalinspiegel um ein vielfaches!

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Wieso rauchen leute Zigaretten obwohl sie wissen, das sie das möglicherweise umbringen oder schwer schadet?

Weil Menschen lieber die Auswirkungen von etwas abbekommen und dabei nicht an die Konsequenzen denken.

Ohne Seil klettern=Adrenalin (Glücksgefühl)und Anerkennung für den Mut

Rauchen=Glücksgefühl und Gemeinschaft mit anderen Rauchern

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Persönliche Meinung