Wie ließt man Kanji(zusammen)?

4 Antworten

Hast Du schon gelernt, was on-yomi und kun-yomi sind? Das wäre wichtig. Dann erschließt sich Dir die Welt der Kanji.

Als die Japaner keine Schrift hatten, brachten buddhistische Mönche die chinesische Schrift nach Japan. Das waren Kanji mit der jeweiligen chinesischen Lesung. Die Japaner passten diese Lesungen ihrem Lautsystem an und nannten sie on-yomi, 音読み. Außerdem fügten sie das Wort, das sie für dieses Ding im Japanischen der damaligen Zeit hatten, zu dem Kanji hinzu. Das war dann eine weitere Lesung, die sogenannte kun-yomi 訓読み.

Zum Beispiel 海. Es wird KAI ode umi gelesen. KAI ist die sino-japanische Lesung, während umi die reinjapanische Lesung ist.

Das bedeutet, dass jedes Kanji meist zwei Lesungen hat. Wenn Du ein Wort mit zwei Kanji hast, dann kannst Du mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie mit den ON Lesungen gelesen werden. Es gibt Ausnahmen, aber die sind selten.

Wenn das Kanji alleine steht, wird es meist mit der kun Lesung gelesen. In dem Fall 人間 (ningen) ist es ganz regulär, die zwei Zeichen mit den ON Lesungen zu lesen. Wenn das Wort 人 alleine steht, wird es hito gelesen.

Da dir in den anderen Antworten bereits viele Informationen zu On- und Kun-Lesungen dargelegt werden, hier nochmal um auf deine Frage einzugehen, ob man das alles auswendig lernen muesse:

So ziemlich, ja. Es gibt an und fuer sich keine festen Regeln, wann welche Lesung benutzt werden muessen, mit Ausnahme bei Okurigana (送り仮名), bei denen du immer die Kun-Lesung (訓読み) verwendest.

Ansonsten koennen Komposita in den verschiedenen Kombinationen auftreten:

- Kun-Kun 訓訓 (訓読み、くんよみ)
Hier werden beide Zeichen in Kun-Lesung gelesen.
Beispiel: 海風 (うみかぜ, "Seewind")、手紙 (てがみ, "Brief")

- On-Kun 音訓 (重箱読み、じゅうばくよみ)
Hier wird das erste Zeichen in On-Lesung und das zweite Zeichen in Kun-Lesung gelesen.
Beispiel: 工場(コウば, "Fabrik")。

- Kun-On 訓音 (湯桶読み、ゆとうよみ)
Hier wird das erste Zeichen in Kun-Lesung und das zweite Zeichen in On-Lesung gelesen.
Beispiel: 見本 (みホン, "Beispiel", "Vorbild")

- On-On 音音 (音読み、おんよみ)
Hier werden beide Zeichen in On-Lesung gelesen.
Beispiel: 人間 (ニンゲン, "Mensch"), 十分 (ジュウブン, "ausreichend")

Der Grossteil der Komposita sind zwar On-On Kombinationen, allerdings gibt es genug Komposita dass man sich nicht ganz darauf verlassen kann.

Zusaetzlich gibt es noch ein paar weitere Lesungen (in deinem Falle noch eher weit entfernt, es schadet aber nicht vorab darueber einen kurzen Ueberblick zu haben denke ich):

Namen

(Familien-/Personennamen, Namen von Orten etc.)

Namen sind eine etwas spezielle Kategorie. Abgesehen davon, dass dir in Namen Kanjis begegnen, die du in Woertern kaum begegnen wirst (Namenskanji, じんめいよう、人名用) haben die meisten Kanjis noch viele eigene Lesungen (Nanori, なのり、名乗り) wenn sie in Namen verwendet werden.
So wird als Beispiel das Kanji 一 (イチ, ひと-つ) in Namen teilweise (neben laut Kanji-Lexikon 18 weiteren moeglichen Lesungen in Namen) auch als かず gelesen. (Bsp.: 一美, かずみ) Natuerlich koennen Namen auch mehrere verschiedene Lesungen haben, obwohl sie gleich geschrieben werden, da sollte man etwas drauf aufpassen.

Jukujikun, 熟字訓

Hier wird es noch ein wenig komplizierter, denn es gibt eigene Kun-Lesungen fuer bestimmte Komposita, die nur in den Komposita gelten und nicht einzelnen Kanjis zugeordnet werden koennen:

明日 "morgen" liest man also normalerweise あす, man ordnet den einzelnen Kanji 明 und 日 aber nicht あ und す als Lesung zu. Einige weitere Beispiele: 大人 (おとな), 一人 (ひとり)、 二人 (ふたり), 梅雨 (つゆ) 等.
Dies liegt daran, dass die Lesungen nicht an Einzelzeichen gebunden werden koennen, da die Bedeutung der Lesung im chinesischen nur in diesen Komposita vorhanden ist. 

Wichtig ist, dass die Bedeutung an die Lesung auch gebunden ist. So kann man 今日 als きょう lesen, was "heute" bedeutet, waehrend man es auch als こんにち lesen kann bei der es "heutzutage" bedeutet. 土産 kann みやげ gelesen werden und bedeutet dann "Souvenir", kann aber auch どさん gelesen werden und wuerde dann ein Produkt einer Region bedeuten.

Ateji, 当て字

Bei Ateji funktioniert das etwas anders, denn dort werden Kanjis nur ihrer Lesung wegen verwendet ungeachtet der Bedeutung der Zeichen. Diese treten haeufig in Namen auf und wurden damals verwendet um auslaendische Begriffe zu schreiben. (Heutzutage verwendet man dazu normalerweise Katakana, im Bezug auf Laender werden die Zeichen bspw. in Komposita noch verwendet)

Es gibt allerdings auch andere Woerter die Ateji sind und denen man haeufig begegnet: 多分(たぶん), 出来る(できる), 沢山(たくさん) usw.
多分 (たぶん, "wahrscheinlich") besteht hier z.B. aus den Zeichen 多 (タ, おおい, "viel") und 分 (ブン, フン, わける, わかれる, わかる, "Minute", "Anteil"). Setzt man die Bedeutung der Einzelzeichen zusammen erhaelt man etwas wie "grosse Menge", "grosser Anteil" (was uebrigens auch eine Bedeutung des Wortes ist, aber in dem Falle wird es nicht als Ateji benutzt) was von der Bedeutung "wahrscheinlich" eher abweicht.


Ums also nochmal zusammenzufassen: Es gibt mehrere verschiedene Moeglichkeiten Kanji in Komposita zu lesen und das trifft auch auf sehr alltaegliche Begriffe zu. Da hilft meiner Meinung nach nur, die Komposita zusammen mit ihren Lesungen und den zugehoerigen Bedeutungen auswendig zu lernen.

Das sind Fragen die sich meist dann ergeben, wenn man keinen Unterricht bei einem qualifizierten Lehrer nimmt, sondern es im Selbststudium versucht.

Das Japanische kennt zwei grundlegende Lesungen für Kanji.

On'yomi

Eine der beiden möglichen Lesung für Kanji ist die so genannte On-Lesung, die sich lautlich noch am Chinesischen orientiert.

So wurde im Fall des Kanji für Berg (山) aus dem Chinesischen "shān" eben die sinojapanische Lesung "san"

Kun'yomi

Daneben gibt es aber auch eine zweite Art die Kanji zu lesen, die so genannte Kun-Lesung, bei der das Kanji rein Japanisch gelesen wird.

In diesem Fall wäre die japanische Lesung für das Kanji 山 dann eben "yama", was gleichermaßen Berg bedeutet.

Ein Kanji hat also demnach meist sowohl ein On-Lesung, als auch eine Kun-Lesung. Das macht das Lernen natürlich nicht unbedingt einfacher.

Probleme

Im Fall japanischer Familiennamen könnte beispielsweise 長田 sowohl "Nagata" als auch "Osada" gelesen werden. Damit hätten wir dann auch wieder ein Beispiel, weshalb die beiden kana-Silbenschriften ihre Berechtigung haben.

Es gibt auch Begriffe die Kanji und hiragana kombinieren, wie das etwa bei Verben der Fall ist:

縛る (shibaru) - binden.

Es gibt also gute Gründe, sich einen Lehrer zu suchen.


Callmeavictim  22.02.2019, 01:55

Das wollte ich auch. Leider kann ich mir einen qualifizierten Lehrer nicht leisten.

Bin arm und habe auch keinen reichen vater

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Kanji haben im Wesentlichen zwei Lesungsarten. 

Kun-yomi 
Im allgemeinen eine (z.B. die Kokuji, 国字) oder auch mehrere japanische Grundlesungen (Kun-yomi, 訓読み). 
Sind Okurigana (送り仮名) vorhanden, sollte man also Kun-yomi wählen 
Bei mehreren möglichen Kun-yomi geben die Okurigana einen Hinweis auf die wahrscheinliche Lesung (z.B. iku 行く, okonau 行う). 
Es gibt Ausnahmen, bei denen unterschiedliche Kun-yomi gleiche Okurigana haben (z.B. 行く iku oder yuku). 
Kun-yomi können auch von der Funktion im Satz, dem Kontext usw. abhängen. 
Einige Okurigana können weggelassen werden (z.B. 送り仮名 und 送仮名). 
Manche Komposita besitzen keine Okurigana, werden aber nach Kun-yomi gelesen. 

On-yomi 
Der überwiegende Teil der Kanji besitzt auch eine oder mehrere sinojapanische Lesungen (On-yomi, 音読み). 
Kokuji haben meist nur Kun-yomi. 
Man kann die On-yomi nach der Zeit ihrer Entlehnung noch unterteilen in Wu-Lesung (Go-on, 呉音), Han-Lesung( Kan-on, 漢音) und Tang-Lesung (Tou-in/-on, 唐音) bzw. Song-lesung (Sou-on, 宋音), zusätzlich gibt es noch gebräuchliche Lesungen (慣用音), die sich durch eine falsche Wiedergabe eingebürgert haben. 
Nicht jedes Kanji hat alle Varianten. 
Die meisten Kanji-Komposita werden nach On-yomi gelesen, am verbreitesten ist die Han-Lesung. 
Die anderen On-yomi kommen nur in einigen fachsprachlichen Kontexten vor, bspw. im (zen-)buddh. Kontext. 

Mischung aus Kun- und On-yomi 
Ist selten, kommt aber vor, z.B. maiasa 毎朝, die Lesung maichou ist auch möglich. 
Man unterscheidet dabei nach 重箱読み On-Kun-Lesung und 湯桶読み (Kun-On-yomi). 

Also wenn man ein Wort lesen möchte, muss man je nach Kontext entscheiden, ob Kun- oder On-yomi. 
Der Kontext ist dabei 
* bekanntes Wort oder bekannter Wortteil 
* bekanntes Kanji mit in dem Kontext bevorzugten Lesung 
* mündlich oder schriftlich 
* Okurigana vorhanden 
* Fachtext 
* ... 

Je nachdem stellt man eine Hypothese auf, die man dann überprüft. Je mehr Vorkenntnisse an Kanji, ihren typischen Kompositalesungen usw. man hat, umso weniger Hypothesen braucht man, um zur richtigen Lesung zu gelangen  
Teilweise hilft aber auch nur einen Muttersprachler zu fragen, aber selbst die sind manchmal überfragt. 

Das Interessante ist ja eigentlich, wenn man nur etwas lesen möchte, dann ist es fast egal, wie die genaue Lesung lautet, weil man die Bedeutung aus bestehendem Wissen leicht interpolieren kann. Vielleicht vergleichbar mit den ganzen lateinischen und griechischen Wortbestandteilen in Mittel- und Westeuropa. 

Quelle: https://www.wadoku.de/forum/posts/list/813.page