Wie kann man Textverständnis von Dramen z.B. Faust von Goethe üben?

2 Antworten

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Ich gebe Schuhu völlig recht: Übung und Mut.

Doch vielleicht hilft dir die folgende Erläuterung noch etwas weiter.

Hans Magnus Enzensberger hat mal dem Sinne nach gesagt, er könne nicht alles herausfinden, was das, was er geschrieben hat, bedeute. Das könnten nur die Leser. So sehen das viele, die etwas von Literatur verstehen. (Das sollte deinen Mut stärken. Was der Autor selbst nicht perfekt kann, brauchst du auch nicht perfekt zu können.)

Aber natürlich braucht man ein paar Voraussetzungen für das Verstehen von Texten:

1. Man muss die meisten Wörter verstehen, vor allem die sinntragenden.

2. Man muss sich in den Satzbau eingelesen haben, so dass man keine Probleme beim Verständnis der Beziehungen der Wörter untereinander hat.

3. Man muss ein grundlegendes Verständnis von der Materie haben, über die geschrieben wird. 

Punkt 3 scheint bei Literatur sehr viel einfacher zu sein als etwa bei Physik und Mathematik. Aber für ein gutes Verständnis braucht man so viele Voraussetzungen, dass man sie fast nur durch viel sorgfältiges Lesen von Literatur erwerben kann.

Für das Verständnis des Faust ist wahrscheinlich das Praktischste, einen guten Kommentar heranzuziehen, etwa den von Trunz in der Hamburger Ausgabe des Faust. Im Vergleich dazu, was einem da geboten wird, ist der Band noch recht preiswert. 

Das ist reine Übungssache. Und ein bisschen Mut gehört auch dazu: wenn man eine Ahnung zu haben meint, dann sollte man das ruhig als Grundlage des Verstehens nehmen und nicht zögern, weil es ja vielleicht nicht so haargenau das ist, was der Lehrer hören will. Goethe hat nicht immer so konkret dies oder jenes gemeint, sondern vieles ist auch wirklich unterschiedlich interpretierbar.